Frage an Christine Buchholz von Gerhard R. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Bucholz,
unter Hinweis auf das Verhalten eines ostdeutschen Schulleiters
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5230528,00.html
frage ich Sie:
Werbung für den Arbeitsplatz Afghanistan in einem einseitigen Unterricht: Ist das ein Fall für die Schulaufsicht?
Sind Ostdeutsche mitverantwortlich für die "Ossifizierung" der Bundeswehr?
Wenn die Bundeswehr im Rahmen des Unterrichts in die Schule kommt, besteht bekanntlich Anwesenheitszwang. Können Eltern bei einem zu erwartenden Fehlen der Ausgewogenheit(keine Anwesenheit einer wehrdienstkritischen Organisation, kein Interesse der Schule an Meinungsvielfalt) diese Teilnahmepflicht ihrem Kind ersparen, wenn sie der Schule schriftlich mitteilen, daß sie ihr Kind gewaltfrei mit dem Ziel der Wehrdienstverweigerung erziehen und deshalb während der Veranstaltung mit der Bundeswehr Ersatzunterricht in der Parallelklasse beantragen?
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth
Sehr geehrter Herr Reth,
ich teile Ihre Sorge über die Arbeit von Jugendoffizieren an deutschen Schulen. DIE LINKE lehnt es ab, dass der Schulunterricht genutzt wird, um junge Leute für die Bundeswehr zu gewinnen, der sie in einen lebensgefährlichen Auslandseinsatz wie in Afghanistan führen kann. Die Schule muss ein Ort des Friedens sein.
Regelmäßig befragen wir die Bundesregierung darüber, wie viele Jugendoffiziere im Einsatz sind. Dabei zeigt sich, in welchem Ausmaß die Schule bereits als Rekrutierungsfeld missbraucht wird, wie sie zum Beispiel an folgender Antwort ersehen können:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/112/1711224.pdf
Auch gaukelt die Bundeswehr den jungen Leuten etwas über eine "Karriere" bei der Bundeswehr vor, als handele es sich um einen Beruf wie alle anderen. Die Gefahren für die eigene Gesundheit, aber auch die wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen, für die die Soldaten missbraucht werden, fallen dabei unter den Tisch. Den Widerspruch zwischen Schein und Wirklichkeit haben wir in einer Ausstellung thematisiert, die sie als PDF unter folgendem Link finden können: http://christinebuchholz.de/?s=Ausstellung
Die Bundeswehr ist gezielt dort aktiv, wo die Arbeitsmarktlage am schlechtesten ist. Dies betrifft besonders, aber nicht nur, Regionen in Ostdeutschland.
Ich befürchte, die Schulaufsicht ist nicht die Institution, die den Einsatz von Jugendoffizieren unterbinden kann. Auch individuelles Fernbleiben kann das Problem nicht beheben. Dazu ist gesellschaftlicher Widerstand notwendig, der die Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler überzeugt, dass die Bundeswehr nichts in der Schule zu suchen hat. In diesem Jahr hat es bereits die zweite Aktionswoche gegen Militarismus an Schulen und Hochschulen gegeben. Die Linke war auf dem Hessentag gegen PR-Maßnahmen der Bundeswehr aktiv. Das sind Aktivitäten, die nach vorne weisen.
Mit freundlichen Grüßen,
Christine Buchholz