Frage an Christina Stuntz von Manuel D. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Frau Stuntz,
meine Frage betrifft unsere Zukunft - unsere Kinder (im Vorschulalter)! PISA hat uns einen Bildungsschock versetzt, doch ist die Debatte um PISA und die Folgen nutzlos, wenn nicht klar ist, was unter Bildung im Kindergarten verstanden wird. Eine allgemeine Bestimmung des Begriffs ist nur schwer möglich. Noch schwieriger wird es bei der Spezifizierung auf den frühpädagogischen Bereich.
Sollten wir z.B. dem niederländischen System der Basisschulen folgen oder nehmen wir unseren Kleinsten ihre Kindheit?
Weiterhin glaube ich nicht, dass die Erzieher(innen) in den Kindergärten oder die Lehrer(innen) in den Grundschulen aufgrund ihrer Ausbildung auf eine solche Reform vorbereitet sind. Wie kann also ein Stufenplan und eine entsprechende Finanzierung aussehen?
MfG Manuel Drescher
Sehr geehrter Herr Drescher,
unter vorschulischer Förderung verstehe ich zunächst einmal nicht, dass schon Kinder in der Vorschule bzw. im Kindergarten ausgebildet werden sollten im Sinne einer reinen Wissensvermittlung. Dafür ist die Schule da. Eine Vorverlagerung in den Kindergarten darf auch meiner Meinung nach nicht erfolgen.
Wenn ich von Bildung und Förderung im vorschulischen Bereich spreche, dann meine ich die reine pädagogische, ergotherapeutische und logopädische Betreuung der Kinder. Aus der Entwicklungs- und Lernpsychologie weiß man heute, dass die frühe Kindheit die lernintensivste Phase für die intellektuelle und seelische Entwicklung eines Kindes ist – hier lernt man auch, wie man lernt. Je intensiver in diesem Alter die pädagogische Betreuung ist, desto motivierter und leistungsfähiger entwickelt man sich. Eine Reform, um diese frühkindliche Förderung zu intensivieren, hat man auch schon unternommen mit dem BayKiBiG – die allerdings gründlich daneben ging. Auch sie war wie vieles andere ein Schnellschuss ohne Beteiligung der Betroffenen. Sinn und Zweck des BayKiBiG sollte eigentlich gerade bessere pädagogische Qualität sein. Gebracht hat es nur einen größeren Verwaltungsaufwand und höhere Gebühren für die Eltern. Das Fachpersonal ist gut – wenn auch ausbaufähig - ausgebildet, aber leider überlastet durch einen zu großen Verwaltungsaufwand. Die Finanzierung ist kompliziert und nicht wirklich in wenigen Sätzen Lösungsansätze darzustellen. Das Problem bei der derzeitigen Finanzierung der Kindergärten ist erstens, dass – meiner Meinung nach fälschlicherweise – die Hauptkostenlast bei den Eltern und Gemeinden und gerade nicht beim Staat liegt und zweitens die Koppelung der Finanzierung an die Buchungszeiten. Die Quantität bestimmt also derzeit die Finanzierung, leider nicht die Qualität. Ganz falsch ist im übrigen auch, dass für die Kindergärten – erstaunlicherweise – nicht das Kultusministerium zuständig ist; ein weiterer zu behebender Mangel. Dieses Feld, lieber Herr Drescher, ist riesig und man könnte ganze Besinnungsaufsätze über Lösungsansätze verfassen. Im Ergebnis muss das BayKiBiG grundlegend überarbeitet werden und die Kindergärten gehören zuallererst in den Zuständigkeitsbereich des Kultusministeriums.
Herzliche Grüße
Christina Stuntz