Frage an Christina Kampmann von Anna E. bezüglich Wirtschaft
Als Frau mit Sehschwächen ohne Auto bin ich auf meine unmittelbare Umgebung angewiesen. Im Bielefelder Westen habe ich die Auswahl zwischen einem Netto (gehört Edeka), einem freien Edeka und einem Edeka.
Die einzige Alternative ist mittwochs und freitags morgens der Wochenmarkt.
Dieser beginnt leider erst um 7 - da mein Zug, der mich zu meiner Dienststelle bringt, schon um 7:09 am Hauptbahnhof abfährt, ist noch kein Markt, wenn ich am Siggi in die Stadtbahn steige.
Edeka wirbt mit lokalen Produkten ....
Da können wir Bielefelder uns in der Backabteilung (Dr. Oetker) und in der Süßwarenabteilung (Storck) alles andere als beschweren.
Bei den Milchprodukten jedoch sieht es schlecht aus. Zwischen Osnabrück, Gütersloh und Bielefeld und auch gen Osten zwischen Minden und Bielefeld sowie im Süden zwischen Paderborn und Bielefeld gibt es reichlich Landwirtschaft. Herford hat sogar ein Milchwerk.
Die Milch bei Edeka und dessen Ablegern kommt aber aus Bayern. Lediglich "Gut und Günstig" kommt aus Münster. Käse und Joghurt verkauft Edeka keinen einzigen aus NRW und auch nicht aus dem niedersächsischen Teil, den ich als Regional bezeichnen würde.
Regionales Obst, Gemüse, Fleisch .... ist schwer zu bekommen.
Das sieht in andere Teilen Deutschlands nicht anders aus.
Wie wollen Sie gegen diese großen Konzerne vorgehen und dafür Sorgen, dass lokale Anbieter wieder eine Chance haben?
Was planen Sie, damit sich Landwirtschaft wieder lohnt?
Was planen Sie, damit auch kleine Milchwerke, Käsereien, Mühlen, Schlachtereien, Bäckereien, Eierfarmen, Obst- und Gemüsebauern usw. wieder eine Chance bekommen?
Gibt es Pläne, den Ländern und Kommunen hier Handlungsspielraum einzuräumen?
Sehr geehrte Frau Ehbrecht,
vielen Dank für ihre Anfrage. Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen, da ich durch meine Eltern, die einen Bioland Bauernhof in Ummeln betreiben weiß, wie wichtig eine funktionierende regionale landwirtschaftliche Versorgung ist.
Ich würde es auch sehr begrüßen, wenn große Ketten wie die von ihnen genannten bundesweiten Einzelhandelsketten stärker auf regionale Produkte setzen würden. Leider ist es der Politik nicht möglich, bei der Wahl von Zulieferern einzugreifen. Dies liegt im Ermessen der Einzelhandelsketten. Ich denke hier ist es am sinnvollsten, wenn die Verbraucher selbst, dies von den Einzelhandelsketten einfordern. Derzeit habe ich den Eindruck, dass es einen Trend zur Regionalisierung gibt und ich würde es begrüßen, wenn dieser weiter fortgesetzt wird.
Die SPD setzt sich für eine Landwirtschaft ein, die in möglichst hofnahen Kreisläufen wirtschaftet, die in die Region und die ländliche Gemeinschaft eingebunden ist und deren Handeln auf die Sicherung der Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen ausgerichtet ist.
Die SPD setzt sich hier besonders dafür ein, dass das bisherige System der Belohnung für die Einhaltung gesetzlicher Verpflichtungen durch ein System der echten Entlohnung von Leistungen ersetzt wird, vor allem von solchen, die dem Klimaschutz, der Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Bodenfruchtbarkeit sowie dem Umwelt-, Verbraucher- und Tierschutz dienen. Agrarpolitik liegt im Kompetenzbereich der EU und ich denke, dass die Vergemeinschaftung auf EU Ebene eine sehr sinnige Idee ist um eine europaweite nachhaltige Agrarpolitik zu betreiben.
Mit freundlichen Grüßen,
Christina Kampmann