Frage an Christina Haubrich von Melissa S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Haubrich,
wie stehen Sie als Heilpraktikerin zum geplanten Impfzwang?
Haben Sie schon von dieser Petition gehört?
https://www.impf-info.de/die-impfentscheidung/die-diskussion-%C3%BCber-die-impfpflicht/272-die-trumpisierung-der-impfdiskussion.html
Mit freundlichen Grüßen
M: S.
Sehr geehrte Frau Stechapfel,
vielen Dank für Ihre Nachricht mit dem Hinweis zur Petition.
Nach wie vor gibt es in Deutschland sowohl bei einzelnen Bevölkerungsgruppen als auch in manchen Regionen erhebliche Impflücken, d.h. die Impfquote ist nicht hoch genug, um einen sicheren Schutz der Menschen vor Masern zu gewährleisten. Gesundheitsminister Jens Spahn hat nun unter dem nicht ganz zutreffenden Label „Impfpflicht“ einen Gesetzentwurf zu einer verbindlichen Masern-Impfung für Kinder und Beschäftigte in Kitas und Schulen vorgelegt. Zum größten Problem, den sehr bedenklichen Impflücken bei Erwachsenen, hat er kein gezieltes Konzept. Es sind nämlich knapp 97 Prozent der Kinder einmal gegen Masern geimpft und knapp 93 Prozent haben auch die notwendige zweite Masernimpfung. Aber bei den über 30jährigen liegen die Impfquoten unter 50 Prozent.
Die Bundestagsfraktion der Grünen hat einen Antrag zu Masern und anderen Infektionskrankheiten beschlossen („Masern und andere Infektionskrankheiten endlich eliminieren – Solidarität und Vernunft fördern, Impfquoten nachhaltig steigern https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/099/1909960.pdf ). Das Ziel von uns Grünen ist es, diese Erkrankungen anders als Spahn nicht nur mit Worten sondern auch mit Taten zu besiegen.
Die Vorschläge sind z.B. aufsuchende Impfangebote in Schulen, Kitas, Betrieben usw. und Impferinnerungen beim Aufsuchen von Ärztin oder Arzt und Krankenhaus. Wichtig wäre auch, dass Kinderärztinnen und Kinderärzte Erwachsene impfen dürfen. Dann können ungeimpfte Eltern sich zusammen mit ihren Kindern impfen lassen. Wir halten eine entsprechende Verankerung im SGB V für dringend erforderlich, um das bundesweit umzusetzen. Im Antrag unserer Bundestagsfraktion sprechen wir uns auch dafür aus, für Kinder und Beschäftigte einen ausreichenden Impfschutz zur Voraussetzung für den Besuch insbesondere der Kita zu machen. Uns Grüne überzeugt insbesondere das Argument von Eltern, dass dadurch Kinder, die nicht geimpft werden dürfen, weil sie noch zu jung sind oder andere medizinische Gründe das ausschließen, am besten vor der Ansteckung durch Masern geschützt werden können. Wir Grüne schlagen außerdem vor, dass Hausärztinnen und Hausärzte ihre Patientinnen und Patienten gezielt einladen, um ihren Impfschutz zu vervollständigen. Ein digitaler Impfpass soll sicherstellen, dass niemand mehr nach seinem Impfpass suchen muss und die Informationen zum Impfstatus immer aktuell sind. Eine App auf dem Smartphone könnte dann daran erinnern, dass eine Impfung fällig ist.
Für all diese Dinge ist wichtig, dass der öffentliche Gesundheitsdienst wieder gestärkt wird. Er wird seit Jahrzehnten durch fehlgeleitete Sparprogramme heruntergewirtschaftet. Es fehlt nicht nur an Personal - Ärztinnen und Ärzte dort werden auch schlechter bezahlt. Aus unserer Sicht sind es aber gerade die Gesundheitsämter in den Kommunen, die
am besten erkennen können, wo eine problematische Impflücke besteht und wie sie auf regionale Ebene gezielt angegangen werden kann. Sie kennen die Probleme vor Ort und können beispielsweise gezielt in Schulen und Kitas gehen oder Impfkampagnen für Erwachsene steuern.
Daher drängen wir auf Landesebene ("Solidarität und Vernunft fördern, Impfquoten nachhaltig steigern http://www1.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP18/Drucksachen/Basisdrucksachen/0000001500/0000001630.pdf ) u.a. auch auf eine finanzielle und personelle Stärkung der Gesundheitsämter, so dass gezielte Aufklärungsarbeit besonders für Erwachsene betrieben werden kann.
Angesichts der geringen Impfquoten bei Erwachsenen zeigt sich: Die Forderung nach einer generellen gesetzlichen Impfpflicht geht am Kern des Problems vorbei. Sie ist außerdem kontraproduktiv, weil sie auch Menschen vor den Kopf stoßen kann, die gar keine prinzipiellen Einwände gegen Impfungen haben. Das könnte die Akzeptanz nicht nur bei Masern, sondern auch bei anderen Impfungen schädigen. Wir sind der Auffassung, dass die Menschen durch Aufklärung und Informationen dazu bewegt werden können, ihren Impfschutz zu vervollständigen. Drohungen mit Sanktionen und Einschüchterung halten wir für den falschen Weg. Sie richten Schaden an und untergraben das notwendige Vertrauen der Menschen.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank für Ihr Engagement!
Herzliche Grüße,
Christina Haubrich