Frage an Christin Thüne von Christine K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Thüne,
ich habe gelesen, dass morgen die Organistion Juden in der AfD gegründet werden soll. Diese Gründung wird in der Presse stark kontrovers diskutiert. Insbesondere habe ich gelesen, dass der frühere Gründer des Arbeitskreises Jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten (AJS), inzwischen wohl zu den GRÜNEN gewechselt, die Gründung der Unterorganisation der AfD stark kritisiert hat.
Was ist Ihre Sicht darauf, dass Juden sich in der AfD organisieren?
Danke für die Antwort vorab.
Mit freundlichen Grüßen
C. K.
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage, Frau Kirchhof!
Die Vereinigung “Juden in der AfD“ (JAfD) ist nicht die erste Interessengemeinschaft, die sich in der Afd gegründet hat und wird sicher auch nicht die letzte bleiben. Überall dort, wo sich eine größere Anzahl von Menschen organisiert, finden sich früher oder später Interessenvertreter zu Untergruppierungen zusammen, um sich, unter anderem, größeren Einfluss über den Gesamtapparat “Partei“ zu sichern. Diese Entwicklung lässt sich nicht nur bei der AfD sondern ebenfalls bei anderen profilierten Parteien im Land beobachten. Die Gründung derartiger Interessengemeinschaften lässt sich nun einmal nicht verhindern. Nicht zuletzt werden hier ja auch Posten und Pöstchen verteilt. Darüber hinaus bietet sich die Gelegenheit, sich als Funktionär einer solchen Gruppierung innerhalb der Gruppe/Partei und auch außerhalb der Partei zu profilieren.
Als Mitglied der AfD sehe ich nicht die zwingende Notwendigkeit für die Gründung derartiger Interessenvertretungen. Mir persönlich reicht die Gesamtpartei als Interessenvertretung völlig aus.
Die gereizten, ja gar empörten Reaktionen zahlreicher Spitzenvertreter aus der Politik, den Kirchen und den jüdischen Organisationen selbst auf die Gründung der JafD machen allerdings deutlich, dass die Initiatoren mit der Maßnahme völlig richtig lagen. Ganz offensichtlich wurde hier in ein Wespennest gestochen, denn es kann ja nicht sein, was nicht sein darf. All jenen, die die AfD bisher in die Nazi-Ecke gestellt haben und ihr - wider besseren Wissens – damit automatisch auch Antisemitismus unterstellt haben, wurde über Nacht die Grundlage für künftige Anwürfe dieser Art entzogen. Das Signal ist: Ja, es erscheint fast unglaublich, aber es gibt auch Juden innerhalb der AfD!
Vor diesem Hintergrund handelt es sich bei der Gründung der JAfD um einen klugen und völlig normalen Vorgang, den ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur begrüßen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Christin Thüne