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Christiane Säubert
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Frage von Enzo R. •

Frage an Christiane Säubert von Enzo R. bezüglich Energie

Hallo,

1. Wie würden Sie die Netzstabilität in Deutschland gewährleistet, ohne auf Eingriffe vom Ausland angewiesen zu sein oder gezielten Stromabschaltungen?

2. Wie würden Sie verhindern, dass ein flächendeckender Blackout entsteht?

3. Welchen Energiemix würden Sie als zukunftssicher erachten? Auch im Hinblick auf
den steigenden Stromverbrauch durch die Elektrifizierung des Straßenverkehrs und dem Aspekt der Versorgungssicherheit

4. Sehen Sie bei der Elektrifizierung Unterschiede zwischen Land und Stadt?

5. Wie wollen Sie gewährleisten, dass auch niedrige Einkommen von der Subventionierung von Elektro-Fahrzeugen profitieren und in einem Wohnblock bzw. Mietshaus ihr Fahrzeug jederzeit aufladen können?

6. Welche Umweltbelastungen sehen Sie im Zusammenhang mit der Elektrifizierung in Deutschland und global? Ebenfalls, welche positiven Auswirkungen sehen Sie in diesem Zusammenhang?

7. Deutschland hat im internationalen Vergleich hohe Strompreise. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Strompreise stabil zu halten oder zu senken?

Regenerative Energie ist notwendig, um den Ausstoß von CO2 zu reduzieren.
Allerdings sind regenerative Energien nur gering Grundlast tauglich und stark wetterabhängig.
Für die Netzstabilität ist Deutschland zunehmend von ausländischen Stromanbietern abhängig, die Strom aus grenznahen AKWs oder Kohlekraftwerke liefern oder teilweise zu Preisen unterhalb der Erzeugungskosten abnehmen.

Ebenfalls gewinnt die Versorgungssicherheit in letzter Zeit über das Thema Blackout an Bedeutung. Vor kurzem wurde durch den Ausfall von rumänischen Kraftwerken die Versorgungssicherheit auf die Probe gestellt

Auch die Elektrifizierung des Straßenverkehrs stellt eine große Herausforderung dar.
Angefangen bei der Gewinnung von Ressourcen zu Herstellungen von Leitungen und Stromspeichern bis hin zu infrastrukturellen Maßnahmen zur Stromversorgung von Elektro Fahrzeugen und deren Entsorgung.

Danke !

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Antwort von
FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr Rodi,

vielen dank für Ihre Fragen, die ich Ihnen hiermit gerne beantworte. Da das Thema Energie nicht gerade mein Spezialgebiet ist, habe ich meine Antworten mit den Experten der freien Wähler abgestimmt.

1. Wie würden Sie die Netzstabilität in Deutschland gewährleistet, ohne auf Eingriffe vom Ausland angewiesen zu sein oder gezielten Stromabschaltungen?

Das deutsche Netz ist mit den Netzen aller Nachbarländern (Europäisches Verbundsystem https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4isches_Verbundsystem) verbunden. Über Hochspannungsleitungen, die die Ländergrenzen überschreiten, wird elektrische Energie    ausgetauscht (Import und Export, je nach Bedarf https://www.smard.de/home ).
Ein Abkoppeln des deutschen Netzes von dem Europäisches Verbundsystem würde die Netzstabilität in Deutschland verringern und kann daher nicht umgesetzt werden.
Die FW unterstützen einen schnell(er)en Ausbau dezentraler Speichersysteme, die wiederum das Netz stabilisieren werden.

2. Wie würden Sie verhindern, dass ein flächendeckender Blackout entsteht?

Ein flächendeckender Blackout lässt sich dadurch verhindern, dass die Netze in sogenannte Inselnetze aufgeteilt werden. Das erfolgt automatisch über den Netzschutz oder prophylaktisch über die Netzbetreiber manuell. Dadurch wird ein flächendeckender Blackout verhindert, aber es wird Landesteile geben, wo es keinen Strom geben wird. Dies ist bereits "Stand der Technik" und wird bereits flächendeckend umgesetzt.

3. Welchen Energiemix würden Sie als zukunftssicher erachten? Auch im Hinblick auf den steigenden Stromverbrauch durch die Elektrifizierung des Straßenverkehrs und dem Aspekt der Versorgungssicherheit

Durch den gesetzlich beschlossenen Ausstieg aus Atomkraft und fossilen Energien muss jede andere Form der Energieumwandlung genutzt werden. Vorrangig sehe ich da die Solarenergie, aber auch die Geothermie. Mit einem weiteren Ausbau der Wasserkraft rechne ich nur in einer kleiner Größenordnung. Windkraft sehe ich kritisch. Sie ist durch
Kollateralschäden belastet und ist daher im Einzelfall zu prüfen und zu bewerten und sollte auf keinen Fall -wie derzeit auch geplant- in eher windarmen Gegenden eingesetzt werden. Wasserstoff scheint eine saubere Lösung zu sein. Er muss jedoch erstmal CO2-neutral erzeugt und transportiert werden. Es darf keine Bevorzugung einer Technologie durch die Politik geben! Bürokratische Hindernisse bei der Nutzung der Solarenergie müssen beseitigt werden! Das Problem mit der Versorgungssicherheit ist dabei vorrangig zu anzugehen. Ohne eine Speicherung von Energie geht es nicht (Stichwort Dunkelflaute, Heizperiode). Weitere Pumpspeicherwerke zu bauen, wird auf Grund unterschiedlicher Probleme scheitern. Elektrische Speicher in Form von Akkumulatoren werden riesige Flächen benötigen und bei deren Herstellung die bekannten Umweltprobleme verursachen. Sie werden aber benötigt, um kurzfristige Lastschwankungen im Millisekunden bis Sekundenbereich auszugleichen. Energie in Form von Wasserstoff zu speichern ist ein praktikabler Ansatz. Die Erzeugung in Deutschland wird nur einen kleinen Teil decken. Den Großteil wird man importieren müssen z.B. aus Solarparks mit angeschlossenen Elektrolyseuren in Nordafrika.

4. Sehen Sie bei der Elektrifizierung Unterschiede zwischen Land und Stadt?

Der ländliche Bereich wird bei der Energiewende Veränderungen verkraften müssen. Das betrifft das Aufstellen von Windrädern und den Bau neuer Hochspannungsfreileitungen oder die Verlegung von Erdkabeln. Weiterhin werden große Flächen benötigt, um neue Hochspannungsschaltanlagen und Kompensationsanlagen für abgeschaltete Kraftwerke zu errichten. Pumpspeicherwerke werden benötigt, um Lastschwankungen zu kompensieren. Auch die notwendigen Geothermiekraftwerke und Biomassekraftwerke wird
man wohl eher im ländlichen und kleinstädtischen Umfeld bauen. Im städtischen und ländlichen Bereich wird es dazu kommen, dass jede verfügbare Fläche (Hauswände, Dächer, versiegelte Flächen wie z.B. Parkplätze, usw.) mit Solarzellen bestückt werden wird. Das wird zunächst für den privaten Bereich sicherlich erstmal freiwillig sein. Ich rechne damit, dass es in Zukunft eine Verpflichtung geben wird, bei Neubauten Solarzellen zu installieren. Für Nicht-Wohngebäude wird es diese Pflicht in Baden-Württemberg ab 2022 geben.
https://partner.mvv.de/blog/was-ist-dran-an-der-pv-pflicht-in-baden-wuerttemberg

5. Wie wollen Sie gewährleisten, dass auch niedrige Einkommen von der Subventionierung von Elektro-Fahrzeugen profitieren und in einem Wohnblock bzw. Mietshaus ihr Fahrzeug jederzeit aufladen können?

Die Subventionierung von Elektro-Fahrzeugen ist aktuell für mich unsozial, aber politisch als Anschub-Subvention einer neuen Technologie gewünscht. Insbesondere Plug-in-Hybride, die als Leasingfahrzeug mit original verpacktem Stecker zurückgegeben werden, widersprechen dem Gedanken eines volkswirtschaftichen Nutzens und einer besseren CO2 Bilanz.  Es liegt in der Natur der Sache, dass anfänglich neue Technologien bei niedrigen Stückzahlen (zu) teuer sind. Daher muss man die neuen Technologien erst einmal etablieren, und das geht leider anfänglich nur mit Kunden, die das Geld haben und bereit sind dieses in die neuen Technologien zu investieren. Langfristig werden aber die
Preise auch am unteren Ende deutlich günstiger - sogar im direkten Vergleich mit Verbrenner-Fahrzeugen, weil sowohl aktuell die noch (zu) hohen Batteriekosten, als auch die sonstigen Herstellkosten zukünftig deutlich unter Verbrennerniveau liegen werden. In Büroneubauten werdenElektroladestationen bereits eingeplant, dies wäre bei Wohnblöcken / Mietshäusern ebenfalls wünschenswert und eine Verpflichtung denkbar.

6. Welche Umweltbelastungen sehen Sie im Zusammenhang mit der Elektrifizierung in Deutschland und global? Ebenfalls, welche positiven Auswirkungen sehen Sie in diesem Zusammenhang?

Die Diskussion über ein Mehr oder Weniger an Umweltbelastung bei dieser oder jener Technologie wird von Fachleuten geführt, deren Argumente und Fakten für einen Laien nicht einschätzbar sind. Für mich sieht es so aus, als ob die Reduzierung des CO2-Ausstoßes eine höhere Priorität in der Politik und in der öffentlichen Meinung hat als der übrige
Umweltschutz per se (z.B.: Lithium-Abbau in Chile, Cobalt-Abbau im Kongo, Uran-Abbau in Mali, etc. ...).

7. Deutschland hat im internationalen Vergleich hohe Strompreise. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Strompreise stabil zu halten oder zu senken?

Die von der Mehrheit der Wähler gewollte und von der Politik umgesetzte Energiewende ist und bleibt teuer. Die Sonne und der Wind schicken zwar keine Rechnung, aber die Rechnung schicken andere. Bei den Strompreisen wird der Markt massiv durch staatliche Maßnahmen beeinflusst. EinePrognose über Strompreise in der Zukunft ist deshalb unmöglich. Wird es einen nennenswerten Druck seitens der Wähler geben, die Strompreise stabil zu halten oder zu senken, besteht die Chance, dass es Subventionen durch den Staat geben kann. Das Geld dafür fehlt dann woanders. Im Moment sehe ich diesen Druck nicht, also werden die Strompreise tendenziell eher weiter steigen. Bereits heute sind die Herstellungskosten (über die gesamte Laufzeit) aus Erneuerbaren Energien günstiger als Kohle- und Atomstrom - insbesondere, wenn man alle Kosten (Transport & Entsorgung) mit in Betracht zieht.

Vielen Dank und freundliche Grüße

Christiane Säubert