Frage an Christiane Blömeke von Gustav B. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Blömeke,
gerade für junge Familien gibt es in Hamburg kaum bezahlbares Bauland, gerade in attraktiven Stadtteilen wie zum Beispiel den Walddörfern. Wie wollen Sie ein Abwandern in den Speckgürtel verhindern, was ja u. a. auch zu erheblichen Umweltbelastungen durch den Pendlerverkehr führt?
Mit freundlichen Grüßen
Gustav Binder
Sehr geehrter Herr Binder,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage, die ich gerne beantworten werde. Da ich selber in Ohlstedt wohne, beobachte ich die Entwicklung vor Ort schon seit längerer Zeit mit Sorge. Die von Ihnen beschriebene Abwanderung ins Umland lässt sich hier am besten verfolgen .Ammersbek oder Tangstedt liegen gleich "um die Ecke" und erfreuen sich - nicht zuletzt wegen günstigerer Preise- zunehmender Beliebtheit.
Die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum für Familien ist der GAL ein besonderes Anliegen. Dabei setzen wir vor allem auf attraktiven Wohnraum in der Stadt und Bezirke, wie Eimsbüttel oder Nord, die immer mehr von Familien angenommen werden, bestätigen uns in der Tendenz, dass nicht alle Familien unbedingt im Grünen wohnen wollen. Da Sie selber in Barmbek wohnen und gezielt nach Bauland in den Walddörfern fragen, gehe ich aber davon aus, dass Sie sich lieber in das grüne Randgebiet orientieren möchten.
Während es in Fischbek, Billstedt oder Neugraben durchaus preisgünstiges Bauland (ca. 175 Euro/qm) für junge Familien gibt, gehören die Walddörfer in der Tat zu den gehobenen Preisklassen. Dennoch gibt es aus meiner Sicht z.Zt. hier keinen politischen Handlungsbedarf, da die Preisgestaltung durch den Markt reguliert wird und ich es nicht für sinnvoll halte die gehobenenen Preisklassen (ca. 300 Euro/qm) so lange zu subventionieren, bis sie auf dem Niveau des Umlandes angekommen sind. Diese Subventionierung gegen den Markt würde die Haushaltskassen zu sehr belasten.
Auch aus ökologischer Sicht bestehen Bedenken das Preisniveu in den Walddörfern weiter zu senken, da es zu einer zunehmenden Zersiedelung der Walddörfer kommen würde, die wir politisch ablehnen. Bereits jetzt schon geht jedes neue Wohnbaugebiet auf Kosten der Natur. Hamburg als Stadtstaat hat aber nur begrenzte Flächen zur Verfügung und aus meiner Sicht ist ebenso wichtig ökologisch wertvolle Grünflächen von jeglicher Bebauung freizuhalten.
Um dennoch Familien das Wohnen im Grünen und hier in den Walddörfern zu ermöglichen setze ich - gemeinsam mit meiner Fraktion- auf die Nachverdichtung. Gerade in den Walddörfern gibt es einen hohen Bestand an gebrauchten, z.T. älteren Einfamilienhäusern, die aufgrund von Förderungen sehr viel erschwinglicher sind, als Grundstücke und Bauobjekte auf Neubauflächen. Dieser Bestand an gebrauchten Häusern nimmt zur Zeit aufgrund eines Generationenwechsels stetig zu. Dazu kommt, dass die in der Regel großen Grundstücke nun geteilt werden und im Rahmen der Nachverdichtung auf der einen Seite etwas günstigere Neubauobjekte entstehen und auf der anderen Seite die älteren Häuser mit reduzierterer Grundstücksfläche zur Verfügung stehen und für Familien durchaus attraktiv sein können. Ich selber wohne mit meiner Familie ebenfalls in einem älteren Haus aus dem Jahr 1953, das im Ankaufswert günstig war und aufgrund von viel Eigenarbeit von uns in den Jahren zu einem- wie wir finden- individuellem, schönen Haus gewachsen ist.
IN bestimmten Bereichen setzen wir GRÜNE uns auch für verdichtete Bauweise in den Walddörfern ein. Dadurch wird der Markt hier vielfältiger und das Angebot von Einfamilienhäuser wird durch Doppelhäuser Miet- oder Eigentumswohnungen ergänzt, die günstiger sind als Bauland von Einfamilienhäuser. In den letzten Jahren wird gerade dieser Wohnraum in den Walddörfern gut nachgefragt. In Bergstedt hat sich die Einwohnerzahl- ebenso, wie in Duventstedt verdoppelt. In Ohlstedt gab es einen Bevölkerungszuwachs von10,1 % . Hergezogen sind nahezu ausschließlich junge Familien, die dieses Angebot eher annehmen konnten, als den Erwerb einens Grundstückes für den Einfamilienhausbau.
Gegen die Neubaugebiete in Ammersbek oder Tangstedt wird Hamburg - so lange die Landesgrenzen Bestand haben- wenig entgegensetzen können. Hier stehen die begrenzten Flächen eines Stadtstaates in großer Konkurrenz zu dem "mehr" an Flächen eines Flächenlandes. Der von Ihnen befürchtete Pendelverkehr ist grundsätzlich ein großes Problem- allerdings noch nicht so stark unmittelbar hinter der Landesgrenze, wie hier am Rande der Walddörfer. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Ausbau von öffentlichem Nahverkehr auch in Kooperation mit dem Hamburger Umland erfolgen muss, damit die Belastung durch den Autoverkehr nicht noch weitere negative Folgen mit sich bringt. Sehr geehrter Herr Binder, ich hoffe, dass Ihnen meine/unsere Position etwas deutlicher wurde. Sicherlich würden Sie es eher begrüßen, wenn ich Ihnen in Aussicht gestellt hätte, dass Sie unter einer grünen Regierung demnächst billiges Bauland in den Walddörfern erhalten werden. Das ist jedoch utopisch und außerhalb der politischen Möglichkeiten. Ich hoffe aber, dass die Alternativen deutlich geworden sind .
Stichpunktartig erwähne ich sie abschließend noch einmal:
- bezahlbaren Wohnraum in der Stadt ausbauen
- günstiges Bauland in Stadtteilen schaffen, in denen der Markt es vorsieht
- keine Subventionierung gegen den freien Markt
- Ausbau von Förderungen für den Kauf von gebrauchten Häusern
- weitere Nachverdichtung durch Grundstücksteilung in attraktiven Wohngebieten
- verdichtete Bauweise auch in attraktiven Stadtteilen, wie den Walddörfern
Freundliche Grüße
Christiane Blömeke