Frage an Christiane Blömeke von Werner N. bezüglich Verkehr
Verkehrsbelastung/beruhigung Rügelsbarg
Der Verkehr auf dem Rügelsbarg hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Während 1991 noch 2.100 Kraftfahrzeuge den Rügelsbarg täglich nutzten, sind es heute bereits 3.600 Kraftfahrzeuge. Die Zunahme beträgt somit satte 71% (Hamburger Stadtgebiet insgesamt +4%, Hamburg City -13%). Mitverantwortlich für diese überproportionale Steigerung ist neben dem zunehmenden Berufsverkehr vor allem der starke „Einkaufsverkehr“ zu den Discountern ALDI und EDEKA auf Ammersbeker Gebiet an der Grenze zu Hamburg. Ein weiterer starker Anstieg des Verkehrsaufkommens in naher Zukunft ist absehbar. Wohnbauvorhaben in Hamburg-Ohlstedt (Hoisbüttler Straße und Bredenbekkamp) und der Gemeinde Ammersbek (Beekloh und Wolkenbarg), sowie die Umnutzung der vorhandenen Gewerbeflächen in Hoisbüttel (u.a. Discounter LIDL anstelle Kleingewerbe) und die Fertigstellung des Gewerbegebietes in Bergstedt am Vogtredder/Plaggenkamp werden den Verkehr am Rügelsbarg auf weit über 4.000 Kfz täglich ansteigen lassen.
Die Anwohnerinitiative Rügelsbarg hat zur Verkehrsberuhigung bzw. für eine ausgewogene Verkehrsverteilung rund um den Rügelsbarg einen 6-Punkte-Plan erarbeitet und Ihnen diesen bereits vorgestellt und näher erläutert.
1. Kurzes Stück Einbahnstraße (Ri. Wohldorfer Damm) am Ende des Rügelsbargs an der Grenze zu Ammersbek!
2. Einrichtung des Iloh (NSG Rodenbeker Quellental) als dazu gegenläufige Einbahnstraße in Richtung Wohldorfer Damm!
3. Öffnung Bredenbekkamp (Im Falle einer Wohnbebauung) als Einbahnstraße in Richtung Ammersbek!
4. Bepflanzte Einbuchtungen/Fahrbahnverschwenkungen auf dem Rügelsbarg!
5. Durchfahrtsverbot für LKW über 3,5t für den gesamten Rügelsbarg!
6. Tempo 30 für den gesamten Rügelsbarg!
Fragen:
Ist ihrer Meinung nach, die Forderung nach einer Verkehrsberuhigung/Verkehrsverteilung am Rügelsbarg berechtigt?
Inwieweit unterstützen Sie den 6-Punkte-Plan insgesamt oder einzelne Punkte dieses Planes?
Nitsche/Anwohnerinitiative Rügelsbarg
Sehr geehrter Herr Nitsche,
vielen Dank für Ihre Frage, die deutlich die Situation am Rügelsbarg beschreibt. Ich kann verstehen, dass Sie als Anwohner dort die zunehmenden Belastungen nicht mehr länger hinnehmen wollen und finde es gut, dass sie durch Öffentlichkeitsarbeit oder Aktionen (wie am Samstag die Aktion: Parken für den Rügelsbarg) auf die Problematik hinweisen.
Ich selber nutze den Rügelsbarg auch regelmäßig. Meistens als Fahrradfahrerin auf dem Weg zum Einkaufen oder zur U- Bahn/bzw. nach Hause. Es hängt dabei sehr von der Tageszeit ab, ob das Fahrradfahren dort mit "guten Gefühlen" begleitet ist, oder nicht, denn auf dem Fahrrad erlebt man den zunehmenden Verkehrsfluß und die überhöhte Geschwindigkeit, mit der manche dort die Straße nutzen, sehr bewusst.
Die von Ihnen geschilderten Punkte, die zu einem erhöhten Verkehrsfluss führen, kann ich alle bestätigen. In der Tat hat der Einkaufsverkehr durch die Supermärkte stark zugenommen. Die neue Ampelregelung auf Schleswig Holstein Seite trägt nicht zu einem verbesserten Verkehrsfluss bei, sondern führt dazu noch in Stoßzeiten zu einem Rückstau und der Umweltbelastung durch stehende Autos mit laufendem Motor, da die Rotphasen der Ampeln recht lang sind. Auch den zunehmenden Lasterverkehr kann ich bestätigen.
Und obwohl die neueste Verkehrszählung den dramatischen Zuwachs nicht in dem Sinne der Inititative bestätigt, halte ich politisches Handeln für eine Verkehrsberuhigung im Rügelsbarg dennoch für zwingend erforderlich. Manchmal darf es bei einer Entscheidung, ob Abhilfe nötig ist, nicht nur um Zahlen und Fakten gehen. Auch das subjektive Empfinden von Lärm muss berücksichtigt werden und Straßenlärm belastet die Anwohner oft mehr, als es sich in messbaren Zahlen niederschlägt. Aus diesem- und aus Gründen der Verkehrssicherheit- stehen die Grünen sowieso für eine generelle Temporeduzierung und fordern in Wohngebieten regelhaft Tempo 30.
Zu ihren Punkten will ich im Einzelnen Stellung beziehen:
1. Tempo 30 für den gesamten Rügelsbarg: wird von mir und der GAL auf jeden Fall unterstützt.
2. Bepflanzte Einbuchtungen/Fahrbahnverschwenkungen: Die Forderung nach Tempo 30 muss mit baulichen Maßnahmen einhergehen, da ein Verkehrsschild alleine hier wohl nicht zu dem gewünschten Erfolg führen würde. Die Straße ist einfach zu gerade und verlockt zum zügigen Fahren. Allerdings sehen wir Pflanzkübel zur Verkehrsberuhigung eher kritisch, da sie oft ein Unfallrisiko für Kinder darstellen .Ich bin aber davon überzeugt, dass wir gemeinsam mit der Initiative, eine geeignete bauliche Maßnahme finden würden.
3. Einrichtung Iloh als gegenläufige Einbahnstraße: Die GAL fordert bereits seit langem die komplette Sperrung der Straße Iloh, da diese mitten durch das Naturschutzgebiet verläuft. Mit der Einrichtung einer Einbahnstraße würden wir unser eigentliches Ziel nicht mehr erreichen. Die Einrichtung einer Einbahnstraße im Iloh würden wir erst nach Prüfung anderer Varianten, die zur Verkehrsberuhigung des Rügelsbarg führen würden, in Erwägung ziehen..
4. Öffnung Bredenbekkamp: Ist aus meiner und aus Sicht der GAL ein umstrittener Vorschlag, der nicht nur einer guten Prüfung bedarf, sondern auch ein EInvernehmen mit Ammersbek, da die Öffnung der Straße im Entscheidungsbereich von Ammersbek liegt. Kritisch sehe ich den Vorschlag deswegen, weil der Bredenbekkamp in seinem Verlauf durch ein ökologisch wertvolles Gebiet verläuft. Wald, landwirtschaftlich genutzte Flächen, Flussniederungen (Bredenbek und Bollengraben) Wiesen und Weiden befinden sich am Rande des Weges. Durch eine Öffnung der Straße und den damit verbundenen Autoverkehr würde die Natur hier großen Schaden nehmen. Möglicherweise wird die Situation anders zu beurteilen sein, wenn Hamburg auf den Wiesenflächen am Bredenbekkamp baut und auch Ammersbek sein Bauwahn weiter vorantreibt und ebenfalls die Flächen am Bredenbekkamp auf Schleswig Holstein Seite bebaut.
5. Durchfahrtsverbot für LKW: Ist grundsätzlich zu begrüßen .Es muss allerdings geprüft werden zu welchen Verlagerungseffekten es kommen kann.
6. Kurzes Stück Einbahnstraße: ein interessanter Vorschlag, der aber nur Sinn macht, wenn er in ein Gesamtkonzept eingebettet ist, das klärt, wie Zu- und Abfahrt von den Supermärkten dann erfolgen kann.
Sehr geehrter Herr Nitsche, ihre Maßnahmen und meine Antworten machen deutlich, dass es hier eigentlich an etwas ganz anderem mangelt. Gerade am Rügelsbarg können wir deutlich sehen, dass ohne irgendeine Planung hier ein Eingriff in die Infrastruktur vorgenommen wird, der nachhaltige (hier negative) Folgen hat. Die Ansiedelung der Supermärkte ohne die Erstellung eines Verkehrskonzeptes ist ein grober Fehler. Leider bewegen wir uns hier immer im Grenzgebiet zu Schleswig Holstein, so dass die Lösung dadurch noch schwieriger wird.
Ich will mich aber gerne dafür einsetzen, dass wir gemeinsam mit den Ammersbekern, eine umfassende Verkehrsplanung erstellen können, die dann auch Ihre Vorschläge berücksichtigt. Ich halte es nicht für sinnvoll einzelne Maßnahmen hier rauszupicken, ohne dass es ein Gesamtkonzept gibt. Auch bei der Sperrung einer Straße, oder der Einrichtung von Einbahnstraßen müssen wir uns über die Folgen klar sein. Tempo 30 kann jedoch sofort eingerichtet werden. Wenn ich nach der Wahl die Interessen der Alstertaler und Walddörfer weiter vertreten kann, freue ich mich auf Gespräche mit Ihnen und den Ammersbekern, damit wir eine zufriedenstellende Lösung für die Verkehrsproblematik am Rügelsbarg finden können.
In diesem Sinne freundliche Grüße
Christiane Blömeke