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Christiane Blömeke
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Joachim B. •

Frage an Christiane Blömeke von Joachim B. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Blömeke,

bitte entschuldigen Sie die falsche Anrede in meiner vorangegangenen Anfrage, die ich hiermit - unter richtiger Anrede - wiederhole:

Vor 30 Jahren, nämlich in 1977, habe ich eine Wohnung im Kiesselbachweg, also in der Neubausiedlung "Tegelsbarg" gekauft, in der ich dann auch mehr als 20 Jahre gewohnt habe. Grund für diese Entscheidung war die schöne Lage der Siedlung und die Tatsache, dass man dort aus "Steilshoop" gelernt zu haben schien.

Leider geht es in den letzten etwa 10 Jahren mit dieser Siedlung bergab:

Es begann mit dem Verfall der Norbert-Schmid-Platzes, der als Treffpunkt für die Bürger gedacht war, dies aber mehr nur noch für angetrunkene Jugendliche war, die die Umgebung mit Gaffiti beschmierten. Die auf dem Platz stehenden Kunstwerke wurden nicht erhalten, sondern schließlich abgebaut.

Die im Eigentum der Saga und anderer sozialer Wohnungsunternehmen stehenden Klinkerhäuser bekamen eine Thermohaut und sehen nun aus wie DDR-Plattenbauten, die man nur noch an der unterschiedlichen Farbe der Balkone auseinanderhalten kann. Unter den Bewohnern bzw. Mietern nimmt die Zahl der sozialen Grenzfälle zu.

Die ernst zu nehmenden Ladengeschäfte sind weggegangen. Es gibt, von einem Perser (Obst und Gemüse) abgesehen, nur noch die Billiganbieter "Penny" und ALDI mit ihren verpackten Waren, keine Frischware mehr. Es gibt auch kein Restaurant mehr.

Folgerichtig wurde die ganze Siedlung im Mietenspiegel um eine Stufe herabgestuft, wodurch ich - da ich meine Wohnung heute vermiete - viel Geld verloren habe.

Und auf die Straße traut sich abends kaum noch einer. Die Straßen sind also "tot".

Was tut Ihre Fraktion, den Niedergang der Siedlung aufzuhalten und nach Möglichkeit zu kompensieren? Haben Sie den "Tegelsbarg" vergessen oder gar "aufgegeben"?

Mit freundlichen Grüßen

Joachim Bluhm

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Bluhm,

zunächst einmal tut es mir sehr leid, dass ich Ihre Frage erst jetzt beantworten kann. Das ist sonst nicht meine Art, weil ich finde, dass die Bürger mit berechtigten Anliegen auch ein berechtigtes Interesse an einer zeitnahen Antwort haben dürfen. Da ich in der letzten Woche jedoch mit einer OP im Krankenhaus war und erst gestern entlassen wurde, gab es keine Chance Ihre Frage eher zu beantworten. Ich hoffe, dass Sie dafür Verständnis haben. Auch PolitikerInnen werden leider mal krank, selbst im Wahlkampf.

Nun haben Sie inzwischen viele Zuschriften von meinen Kolleginnen und Kollegen, aber auch von Kandidaten/innen der anderen Parteien erhalten. Ich würde vieles wiederholen, wenn ich jetzt dassselbe noch einmal schreiben würde, darum möchte ich mich inhaltlich den ausführlichen Antworten meiner Kolleginnen und Kollegen hier aus den Walddörfern und dem Alstertal (Michael Schweiger, Niels Hansen, Barbara Kretzer, Olaf Duge u.a) anschließen und Ihnen ein paar persönliche Worte zufügen.

Zunächst einmal finde ich Ihr Anliegen durchaus berechtigt und, wie mein Kollege Niels Hanßen schrieb, haben Sie die Zustände treffend beschrieben. Zwei Dinge sind mir auch in den Ausführungen meiner Kollegen so wichtig, dass ich Sie noch einmal hervorheben und ausführen möchte. Zum einen ist es die abnehmende Vielfalt in der Ladenzeile und zum anderen sind es die Probleme, die Sie mit angetrunkenen Jugendlichen beschreiben.

Zur Ladenzeile: Zwar ist es richtig, dass die Politik nicht die Ansiedlung von Gewerbe verfügen kann, aber Sie kann Rahmenbedingungen schaffen, die positiv oder negativ sind. Meiner Ansicht nach, war der Ausbau des AEZ (gegen den ich mich immer gewandt habe) ein Schritt hin in Richtung Stadtteilsterben, den ich keinesfalls akzeptieren kann. Die Allmacht AEZ ist so groß, dass es schwierig wird für Einzelhändler ihre Geschäfte aufrecht zu erhalten. Das trifft nicht nur Tegelsbarg, sondern auch Sasel oder andere AEZ nahe Stadtteile. Leider gilt es auch für Lebensmittelläden, weil die Menschen die Gewohnheit haben, dann im AEZ neben Kleidung auch gleich Lebensmittel zu kaufen. Meine Position in dieser Hinsicht ist klar: Stärkung der Stadtteilzentren (auch durch Investitionen zur Verschönerung von Plätzen) vor Ausbau von Einkaufszentren. Attraktive Plätze ziehen sowohl Menschen, als auch dann in der Folge Einzelhändler an (und umgekehrt).

Zu den Jugendlichen: Das von Ihnen angesprochene Problem betrifft leider nicht nur den Tegelsbarg. Auch in Sasel und Volksdorf kommt es zunehmend zu Konflikten mit angetrunkenen Jugendlichen. Auch dieses ist meiner Ansicht nach Folge einer Fehlentwicklung und Folge der Einsparungen im Jugendbereich .Zwar gibt es bei Ihnen das sehr gut funktionierende Haus der Jugend, aber die ´Personalsituation erlaubt z.B. weder Wochenendöffnungen, noch regelmäßige Öffnungen in den Abendzeiten, so dass Jugendliche hier Alternativen hätten. Zudem brauchen Jugendliche einen Platz zum Treffen- möglicherweise auch einen Platz, wo Graffiti erlaubt ist. Leider ist hier in den letzten Jahren eine deutliche Fehlentwicklung festzustellen. Jede Freifläche wird zugebaut, attraktive Treffpunkte für Jugendliche gibt es kaum. So finden sich viele Jugendliche auf der Straße wieder ,wo sie "abhängen". Es ist aus meiner Sicht sehr wichtig beim ersten Auftreten von Problemen den Kontakt zu den Jugendlichen aufzunehmen. Dazu sind qualifizierte Fachkräfte erforderlich- z.B. Straßensozialarbeiter. Doch auch diese wurden unter dem CDU Senat zusammengespart. Für ganz Wandsbek (über 400 000 Einwohner) stehen nur 6 Straßensozialarbeiter zur Verfügung! Als kinder und jugendpolitische Sprecherin meiner Fraktion habe ich mich in den vergangenen Jahren immer dafür eingesetzt, dass hier und bei den Angeboten der offenen Kinder und Jugendarbeit nicht gekürzt wird, sondern i.G. ein Ausbau stattfindet um den Problemen, die Sie beschreiben entgegen zu wirken..

Sehr verehrter Herr Bluhm, nun hoffe ich, dass auch meine nachträgliche Antwort für Sie ok ist und sende Ihnen freundliche Grüße

Christiane Blömeke