Frage an Christiane Blömeke von Jenni R. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Blömeke,
am 23.8. erschien in der Bild-Zeitung ein Beitrag zur Sonderförderung für Spielhäuser durch den Senat in dem es hieß, die GAL befürchte, Familien könnten Spielhäuser als Kita-Alternative nutzen "obwohl Kinder dort schlechter gefördert werden".
Sollte der Inhalt des Artikels mit Ihren Vorstellungen vereinbar sein, muss ich die kritische Frage stellen, mit welchen Kenntnissen Sie die Behauptung fundieren, dass Kinder in Spielhäusern schlechter gefördert werden. Mich traf dieser Satz wie ein Schlag ins Gesicht, nicht weil keine Kritik vertragen könnte, sondern weil sie nicht fundiert und unwahr ist. Haben Sie die Studie der Hamburger Spielhäuser gelesen oder in kürzerer Vergangenheit ein Spielhaus erlebt? Waren Sie auf dem gemeinsamen Fest der Hamburger Spielhäuser am 22.8. in den Wallanlagen?
Seit mehreren Jahrzehnten arbeite ich in einem Spielhaus, traditionell und doch immer am Ohr der Zeit.
Spielhäuser haben einen anderen Schwerpunkt als Kitas,sie leisten Stadtteilarbeit und Hamburg braucht beides. Kinder werden in Spielhäusern durchaus nach aktuellen Kenntnisständen gefördert. Familien finden Raum, sich zu treffen und auszutauschen,erhalten Rat oder Informationen für weitere Hilfen. Spielhäuser sind im Stadtteil verankert, reagieren auf Bedarfe im Wohnumfeld, kooperieren mit Schulen.
Spielhäuser haben eine äußerst geringe Personalausstattung, sodass die Förderung ihre defizitäre Lage entspannt und wir auf Regelförderung in dem Umfang bauen. Hierfür würden wir auch Sie gern gewinnen. Besucher sind nicht nur "Kita Schnäppchenjäger", sondern auch Kinder aus Familien, die bewusst ein offeneres Angebot für ihr Kind wählen. Die Mischung macht das gegenseitige Lernen so wertvoll. Demokratie von Anfang an kann es nur geben,wenn neben Kitas Alternativen geboten werden. Alle müssen personell gut arbeitsfähig ausgestattet werden,das spiegelt sich dann auch in der Qualität der Arbeit wieder. Hierfür sollten Sie sich einsetzen.
Freundliche Grüße
Jenni Runge
Sehr geehrte Frau Runge,
gerne antworte ich auf Ihre kritischen Fragen zur Presseberichterstattung über die Spielhäuser. Ich denke, wir liegen mit unseren Ansichten auch gar nicht weit auseinander.
Spielhäuser sind ein wichtiges Angebot für Kinder und ihre Familien im Rahmen der Jugendhilfe. Daran besteht kein Zweifel. Auch nicht daran, dass sie eine bessere finanzielle Grundausstattung benötigen.
Unsere Kritik richtet sich also nicht gegen die konkreten Angebote der Spielhäuser oder gegen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort, die mit einer geringen finanziellen Ausstattung gute Arbeit leisten. Unsere Kritik richtet sich gegen den Senat, der jetzt mit aus unserer Sicht ungeeigneten Mitteln versucht, seine eigenen Fehler zu korrigieren. Denn unter der CDU-Regierung hat sich die Betreuungssituation von Kindern in den sozial benachteiligten Stadtteilen stark verschlechtert. Wir sind nicht der Ansicht, dass die Förderung der Spielhäuser in der Höhe von jährlich 780.000 Euro alleine geeignet ist, diese Fehlentwicklung der letzten Jahre korrigieren zu können. Aus grüner Sicht wären vielmehr ein Betreuungsanspruch unabhängig von der Erwerbssituation der Eltern und ein Ausbau der Ganztagesbetreuung notwendig gewesen. Um diese strukturellen Veränderungen drückt sich der Senat aber.
Für die Vormittagsbetreuung in Spielhäusern würde ich mir außerdem wünschen, dass auch hier die Hamburger Bildungsempfehlungen Grundlage der Arbeit werden.
Eine wirkliche Wahlfreiheit zwischen einer Vormittagsbetreuung in der Kita oder im Spielhaus besteht aus meiner Sicht auch nicht. Sie bestünde für die Eltern nur dann, wenn beide Angebote kostenfrei wären.
So weit zunächst herzliche Grüße
Christiane Blömeke