Frage an Christiane Blömeke von Matthias P. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Blömeke,
Wie gedenken Sie den Fahrradverkehr in Hamburg zu stärken? Ich halte die Strategie des ADFC, den Radverkehr auf die Strasse zu verlagern für hochgradig gefährlich, besonders für Kinder. Radfahrer benötigen aus meiner Sicht ein Netz von eigenständigen Strecken, die komplett autofrei sein müssen. Wie ist ihre Position dazu?
Wie kann der Radverkehr durch Nutzung bzw Kombination mit dem HVV verbessert werden?
Ich fahre jährlich mehrere tsd KM mit den Rad in Hamburg.
mit freundlichen Grüßen
M. Pienitz
Sehr geehrter Herr Pienitz,
haben Sie vielen Dank für Ihre Fragen. Es freut mich, dass Sie so intensiver Radfahrer sind. Ich selber nutze auch das Rad viel und fahre oft - wenn das Wetter es zulässt- von Ohlstedt zum Rathaus. Für mich ist das auch ein Ausgleich zum vielen Sitzen und hat somit einen sportlichen Charakter. Dabei nutze ich auch viele Radwege und stelle selber immer wieder fest, dass das Radfahren dem Auto noch deutlich untergeordnet ist .Das wollen wir Grüne ändern.
Wir wollen den Anteil des Radverkehrs bis 2025 auf 25 % steigern. Das kann in Hamburg gelingen, wenn man den bisher sehr langsamen Ausbau der Velorouten deutlich beschleunigt. Neben Ausbau und Sanierung vorhandener Strecken wollen wir das Netz insgesamt weiter entwickeln. Dazu gehört, dass Radfahrende auf Velorouten Vorfahrt vor den Autos bekommen und auch mehr Fahrradstraßen ausgewiesen werden. Außerdem streben wir den Bau eines Netzes von Radschnellwegen an - wie es sie z.B. auch in Kopenhagen gibt. Dort kann auf langer Strecke möglichst ohne Stopps, Beeinträchtigungen und Störungen von anderen Verkehrsteilnehmern Rad gefahren werden. Auch die Kreuzungen wollen wir fahrradfreundlicher umbauen, also mehr Platz schaffen und Ampelschaltungen an die Bedürfnisse der Radfahrer und Fußgänger anpassen. Auf wichtigen Verbindungen in der Stadt soll es eine grüne Welle geben, um die Durchschnittsgeschwindigkeit des Radverkehrs deutlich zu erhöhen.
Auch wenn es sich oft nicht so anfühlt: Radfahrer sind auf der Fahrbahn meist am sichersten. Sie werden nämlich besser gesehen, weil zum Beispiel keine parkenden Autos, Büsche oder Bäume die Sicht zwischen Autofahrer und Radfahrer behindern. Viele und schwere Fahrradunfälle passieren leider an Kreuzungen, wo Rechtsabbiegerspur und Radweg aufeinander treffen - unter anderem wegen der eingeschränkten Sicht. Unfälle gibt es oft auch zwischen Radfahrern und Fußgängern, weil für beide zu wenig Platz ist. Mit Radfahr- oder Schutzstreifen und Piktogrammen wollen wir auf den Straßen auf die Radfahrer aufmerksam machen und so mehr Sicherheit und Verständnis unter den Verkehrsteilnehmern erreichen. Kinder bis acht Jahren müssen sogar den Gehweg benutzen und Kinder bis 10 Jahre dürfen ihn benutzen.
Wir möchten überhaupt die Radwegebenutzungspflicht stark einschränken. Angeordnet werden soll sie nur noch an Straßen, auf denen sie aus Sicherheitsgründen unbedingt erforderlich ist, es keine gefährlichen Einmündungen gibt und die Radwege eine hinreichende Breite haben.
Wichtig ist uns auch das Park+Bike - also die Kombination aus Rad und ÖPNV. Ein Angebot zu diebstahlgeschütztem Fahrradparken sollte an jeder Schnellbahn-Haltestelle geschaffen werden, ggf. auch zu Lasten von Parkplätzen für Autos. Außerdem sind auch bessere Fahrradständer an Busstationen nötig. In Harburg und bei Bedarf weiteren Hamburger Bahnhöfen wollen wir nach dem Vorbild der Radstationen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Fahrradservicestationen errichten, die diebstahlsicheres Fahrradparken, Leihräder und Fahrradreparatur anbieten. Das geschützte Abstellen von Fahrrädern sollte nach Möglichkeit umsonst sein, es darf aber höchstens halb so viel kosten wie ein P+R-Platz für Autos. Ich persönlich möchte am liebsten die Sperrzeiten für die Fahrradmitnahme in der U/S Bahn aufheben, bzw alternative Lösungen wie Fahrradabteile etc schaffen. Ich fände das im Zuge einer kombinierten Nutzung von Verkehrsmitteln eine absolut sinnvolle Sache, die sicherlich noch mehr Menschen bewegen würde das Rad zu nutzen.
Herzliche Grüße
Christiane Blömeke