Frage an Christiane Blömeke von Eva K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Blömeke,
sie wollen dazu beitragen, "wirksame Konzepte gegen Jugendgewalt zu entwickeln die an den Problemen ansetzen, die die Jugendliche haben". Welche Konzepte gibt es da schon, welche halten sie für am aussichtsreichsten und in welche Richtung sind zusätzliche Konzepte zu entwickeln?
Mit freundlichen Grüßen
Eva Kucher
Sehr geehrte Frau Kucher,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage, die in der Tat ein wesentliches Thema meiner Politik anspricht. Bevor ich Ihnen die aus meiner Sicht wirksamen Konzepte zum Thema Jugendgewalt auszugsweise darstellen möchte, will ich betonen, dass ich alle Konzepte, die die Lebenssituation der Jugendlichen nachhaltig verbessern ebenso als wirksame Bestandteile eines Konzeptes gegen Jugendgewalt sehe. Viele der Jugendlichen, die durch Gewalttaten auffällig werden, kommen aus Familien in denen Gewalt an der Tagesordnung steht. Viele der Jugendlichen haben keinen Schulabschluss und auch keine Berufsausbildung .Darum sind auch grüne Bildungskonzepte von der frühkindlichen Bildung bis zur Ausbildung,Teil eines Konzeptes gegen Jugendgewalt. Ein wichtiger Ansatz ist beispielsweise auch die Gründung einer Jugendberufsagentur, die wir fest im Wahlprogramm verankert haben, und die den Jugendlichen bessere berufliche Perspektiven bietet.
Selbstverständlich ist die Lebenssituation von Jugendlichen keine Entschuldigung für ihre Taten, aber der Ansatz die Jugendgewalt zu mindern muss eben schon viel eher und vor allem ganzheitlicher stattfinden und nicht erst wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Mit dem seit 2007 bestehenden und im Dezember 2010 erweiterten Senatskonzept "Handeln gegen Jugendgewalt" besitzt Hamburg bereits eine gute Grundlage für die Bekämpfung von Jugendkriminalität und Jugendgewalt. Besonders wichtig an diesem 10-Säulen-Modell ist aus meiner Sicht die Gewaltprävention im Kindesalter. Mit dem Programm "Early Starter" haben wir einen guten Ansatz, um Kinder, die durch aggressives Verhalten in Kindergärten und Grundschulen aufgefallen sind in gewaltpräventive Hilfen zu vermitteln. Solche präventiven Ansätze sollten aus meiner Sicht in der Fläche gebracht werden.
Zusätzlichen Bedarf sehe ich z.B. beim Thema Schulabsentismus. Hier gibt es gute Modellprojekte wie "Comeback - Neustart für Schüler" oder "Die 2. Chance", ein EU-Programm für schulverweigernde Jugendliche. Diese Projekte zeigen, dass die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule und die gemeinsame pädagogische Arbeit erfolgreich sein können.
Ich halte auch mobile Jugendarbeit für einen sinnvollen Ansatz bei der Prävention von Jugendgewalt. Denn wir können beobachten, dass die Zahl der Jugendlichen, die durch die klassische Angebote der Jugendarbeit, wie z.B. Häuser der Jugend, nicht mehr erreicht werden, wächst. Mobile Jugendarbeit bedeutet in erster Linie eine praktische Hinwendung zu den Orten an denen sich Jugendliche auch tatsächlich aufhalten, also Parks, Einkaufszentren oder allgemeiner formuliert: der öffentliche Raum. Solche Angebote orientieren sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen und reichen von einem pädagogisch begleiteten Raumangebot über sportlich orientierte Aktivitäten und musisch-kreative Arbeit bis hin zu experimentellen Formen von Jugendarbeit. In Berlin wird dieser Ansatz seit einiger Zeit recht erfolgreich umgesetzt.
Wenn die Jugendlichen aber straffällig geworden sind, dann ist es ebenso wichtig beschleunigte Strafverfahren zu haben, damit den Jugendlichen die Konsequenzen ihres Handelns unmittelbar aufgezeigt werden. Deswegen fordert unser grünes Wahlprogramm auch eine schnelle und eindeutige Reaktion auf Straftaten. Strafen sollen angemessen und spürbar sein und die Situation von Jugendlichen berücksichtigen, um kriminelle Karrieren zu stoppen, statt sie weiter zu befeuern. Die grün geführte Justizbehörde hat dazu während der schwarz-grün Koalition bereits wesentliche Schritte eingeleitet, um die Staferfahren für jugendlichen Täter zu beschleunigen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen deutlich machen, in welche Richtung aus meiner Sicht zusätzliche Angebote entwickelt bzw. flächendeckend eingeführt werden sollten und welche Schwerpunkte ich in der Bekämpfung der Jugendgewalt legen würde.
Mit freundlichen Grüßen,
Christiane Blömeke