Frage an Christian Sauter von Willi H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Hennebrüder,

vielen Dank für Ihre interessante Frage, ich möchte Sie detailliert beantworten:

Nein, ich befürworte einen Nationalpark Teutoburgerwald/Senne nicht.

Auch für die Schaffung eines Nationalparks ist die Einhaltung der dafür vorgesehenen gesetzlichen Kriterien notwendig. Aus meiner Sicht erfüllen weder der Teutoburger Wald, die Senne noch die Egge unter den derzeit eingeplanten Parametern. Auch wird die Nationalparkwürdigkeit z. B. der Senne durch Fachverbände in Frage gestellt. Ein Konsens ist derzeit ebenso nicht erreicht, die Kulisse fraglich.

Die von Ihnen aufgeführten Beschlüsse zur Biodiversität und die Entscheidung zur Ausweisung von 5% der Waldfläche mit natürlicher Waldentwicklung bis 2020 in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt durch die damalige Bundesregierung im Jahre 2007 bedeuten nicht, dass zwangsläufig die Einrichtung von Nationalparken erfolgen muss. Zum Beispiel ist auch eine naturnahe Waldwirtschaft nach meiner Kenntnis ausdrücklich denkbar. In Deutschland gibt es verschiedene Schutzgebietskategorien, wovon der Nationalpark nur eine ist. Daneben gibt es aber auch das Biosphärenreservat, das Naturschutzgebiet etc.

Der Teutoburger Wald wird seit Jahrhunderten waldwirtschaftlich genutzt und nachhaltig bewirtschaftet. Der aktuell schon gute ökologische Zustand belegt das. Er ist bereits als Naturpark klassifiziert, größere Gebiete sind mehrfach als Naturschutz- und FFH-Gebiete geschützt.Auch deshalb ist es aus meiner Sicht zu hinterfragen, ob bezogen auf die von Ihnen angesprochene Biodiversität die Ausweisung eines Nationalparks zwansläufig positive Auswirkungen haben wird. Die Biodiversität wird sich ändern, ob sie größer wird, sollte mit einem Fragezeichen versehen werden.

Hinsichtlich weiterer Ausweisung von Nationalparken in Deutschland gibt es sicherlich Gebiete, die geeigneter sind als das im Raum stehende hier in Lippe. Eine Beschlussumkehr ist nicht zwingende Folge einer Nichtausweisung dieses Nationalparks. Die aktuell laufende 3. Bundeswaldinventur wird Erkenntnisse erbringen, wie viel Wald tatsächlich bundesweit momentan aus jeglicher Nutzung herausgenommen ist. Unter Berücksichtigung von bereits eingerichteten Nationalparken, Naturschutzgebieten, Biosphärenreservaten etc. sind es sehr wahrscheinlich mehr als die durch manche in der Diskussion angeführten gut 0,5 % der Gesamtwaldfläche.

Die Einrichtung des Nationalparks erscheint mir hinsichtlich des nicht vorhandenen Konsenses aller Betroffenen, der wirtschaftlichen Auswirkungen und der fraglichen Kulisse nach meinem derzeitgen Kenntnisstand als nicht sinnvoll.

Mit freundlichen Grüßen,

Christian
Sauter.