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Frage von Hartwig B. •

Frage an Christian Rüß von Hartwig B. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Pastor Rüß,

Ihre Partei wirbt für "aktive Sterbehilfe". Wie ist Ihrer Meinung das mit den Lehren des Christentums zu vereinbaren?

Vielen Dank für Ihre baldige Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Hartwig Benzler

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Antwort von
Kusch

Sehr geehrter Herr Benzler,

so wie es klingt, haben Sie es wohl auch nicht gemeint; die Partei „wirbt“ natürlich nicht für die „aktive Sterbehilfe“. Aber sie sieht den zur Freiheit berufenen Menschen.
Und für Viele gehört zu dieser Freiheit, über das Wie des persönlichen Endes mitentscheiden zu können; sich freiwillig dem Leid zu stellen, aber nicht dazu unter grausamen Umständen gezwungen zu werden.

Wo eine Freiheit gesehen wird, müssen Regelungen jeden Mißbrauch der Freiheit ausschließen. Und in diesem Zusammenhang möchte die Partei menschenwürdige Regelungen schaffen.

Aber Sie fragen nach der Vereinbarkeit solcher Regeln mit den Lehren des Christentums.
Christen bekennen sich zu Gott, dem Vater allen Lebens.
Und: Christen bekennen sich zu Gott, dem Vater der Barmherzigkeit.
Und sie hören und verkünden das Jesus-Wort an die Mühseligen und Beladenen: „Ich will euch erquicken“.
Keiner beantwortet für sie die Frage, ob uns in einem unumkehrbaren, schweren Sterbeprozeß der barmherzige Gott (fordernd) begegnet, oder ob er in der medizinischen Hilfe zum Sterben Gestalt annimmt.

Wie ein Staat das auch angeht, er wird immer hinter dem Bekenntnis zum Leben und zur Barmherzigkeit zurückbleiben; er kann den Christen nicht von seiner Gewissensentscheidung befreien.

[Der Staat ist für den rechtlichen Rahmen der Freiheit verantwortlich – und die Kirche stärkt mit ihrer Botschaft die Kraft zur Freiheit und Gewissensentscheidung].

Herr Benzler, ich will und kann hier keine Lehre interpretieren. Sie fragen ja wohl auch nach meiner sehr persönlichen Sicht.
Ich denke, das ´Christentum´ wird in Zukunft weniger einen moralischen Führungsanspruch erheben, mehr Hilfe bei Sinnsuche und Lebensangst anstreben. Wir werden uns von einem Gehorsamsglauben zu einem Vertrauensglauben, von einem Leistungsglauben zu einem Verantwortungsglauben bewegen.
Und die Verantwortung an unserem persönlichen Ende wird uns keiner abnehmen können.

Wahrscheinlich habe ich es Ihnen mit der Antwort nicht leicht gemacht. Aber kurze Schlagworte helfen nicht weiter. Und ich selbst kann mich darüber hinaus nicht an die oberflächlichen, vereinfachenden politischen Schlagworte gewöhnen.

Wenn Sie sich mit allen Aspekten des Problems auseinandersetzen wollen: mir wur-de zu Weihnachten das Buch von Nikola Bordola „Der begleitete Freitod“ (Südwest Verlag 2007) geschenkt. Keine Lösungen, aber eine Hilfe zur Urteilsfindung.

Mit Dank für Ihre Frage und mit freundlichen Grüßen

Ihr

Christian Rüß