Frage an Christian Rüß von Norbert S. bezüglich Bildung und Erziehung
Guten Tag Herr Rüß,
in Hamburg sind viele Klassen überfüllt. Viele Schüler erreichen leider nicht einmal den Hauptschulabschluss. Aber auch die Hauptschule ist für das Erlangen einer Lehrstelle wenig wert. Wird das bald mit einer Stadtteilschule besser sein? Gerade Eltern mit Migrationshintergrund sind häufig bildungsfern bzw. unterschätzen den Wert einer Schulbildung. Auch ist immer wieder festzustellen, dass sich diese Eltern wenig in das Schulleben z. B. Besuch von Elternabenden, Schulveranstaltungen, Elternaktivitäten einbinden lassen. Hat Ihre Partei Vorschläge, die die Chancen der Jugendlichen verbessern? Hier geht der Gesellschaft Potential verloren, zumal gute Schulbildung negativ mit der Kriminalitätsquote von Jugendlichen korreliert.
Ja, hallo Herr Schmidt,
wenn wir einen Hauch von Ehrlichkeit in alle Schuldiskussionen bringen wollen, dann müssen wir fragen: wohin schicken die Spitzenpolitiker, die Medien-Stars, die Wirtschaftsverantwortlichen, die Presse-Vertreter ihre Kinder zur Schule?
Das dürften mehrheitlich Privatschulen, in- und ausländische Internate oder Vergleichbares sein.
Ich habe es in der Vergangenheit erlebt, dass z.B. die Kämpfer für die Gesamtschule die eigenen Kinder woanders beschulen ließen.
In Hamburg wollen nun CDU und SPD wieder einmal das Schulsystem radikal umstellen. Die Hauptschule soll enden. Ihre Schüler sollen mit allen anderen nun die sogenannte Stadtteilschule besuchen, die bis zum Abitur führen soll. Daneben soll (vorerst) das Gymnasium erhalten bleiben. Sicher ist zunächst: die Umstellung wird erst einmal teuer, und sie wird alle Kräfte von Lehrern und Verwaltungen lange Zeit extrem binden. Und der Erfolg? Wird sich erst spät oder gar nicht messen lassen. Und sicher werden sich die Erfinder des Monstrums gute Zeugnisse ausstellen. Meines Erachtens müssen neue Schulformen erst einmal erprobt werden – zum Beispiel in nur einem Stadtteil.
Das dreigliedrige Schulsystem muss verbessert, nicht zerschlagen werden.
Eine Ganztagsschule muss in ihrem Zusatzangebot die musischen und künstlerischen, die sportlichen, zwischenmenschlichen und sozialen Anlagen der Schüler pflegen und stärken.
RECHTE MITTE HeimatHamburg will die individuelle Förderung von schwachen und hochbegabten Kindern – das dürfte in der Einheitsschule am schwierigsten sein.
Eine kleine, hochspezialisierte und hochmotivierte Schule kann (und muss) am ehesten auf chancen-behinderte Jugendliche und deren Umfeld eingehen. Die Groß-Systeme haben sich in der Vergangenheit nicht bewährt. Auch nicht für Hochbegabte.
Daneben tritt die Partei ein für:
- freie Schulwahl durch die Eltern.
- Leistungsprinzip als genereller Maßstab für Schüler und Lehrer.
- Deutliche Disziplinarmaßnahmen gegenüber renitenten Schülern, Durchsetzung der Schulpflicht und der Schulordnung.
- Unterricht in fester (sozial stützender) Klassengemeinschaft mit klaren Lehrplänen und Bildungszielen – statt der Beliebigkeit diffuser „Projekte“.
- Bessere Unterstützung und gerechtere Förderung von Privat-schulen.
- Einführung einer gesonderten Benotung des Arbeits- und Sozialverhaltens in allen Zeugnissen ab Klasse 3. - Zeugnisse sollen beibehalten werden.
- Durchlässigkeit unter den beibehaltenen Schultypen.
- Sprachliche Kompetenz muss vor dem Schuleintritt erworben werden.
Die Unterstützung der Familien (siehe auch die Antwort an Herrn von Holt) und frühkindliche Förderung soll die Startchancen der Jugendlichen einschneidend verbessern.
Ehrlicher Weise muss auch gesehen werden, dass das, was Schulbildung behindert und die Kriminalitätsquote ansteigen lässt, Teil einer Wohlstandsverwahrlosung ist. Der ist nicht allein durch die Schulen (oder durch andere Schulsysteme) zu begegnen; wir (alle Erwachsenen) sind gefragt!
Auf weitere Fragen oder auf Detailfragen antworte ich Ihnen gern.
Ihr
Christian Rüß.