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Christian Piwarz
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Frage von Marion O. •

Erklären Sie, wie wir, Lehrer und Lehrerinnen, Klassen mit hohem Migrationsanteil und schlechten Deutschkenntnissen mit verschiedenen Kompetenzen ausstatten können?

Sehr geehrter Herr Piwarz,
sprachsensibler Unterricht in einer Klasse mit über 50 % NichtMuttersprachlern ist praktisch nicht erfolgreich zu bewältigen. Nicht, auch wegen der Rahmenbedingungen: 28 Schüler und Schülerinner, 26 Pflichtstunden, instabiles Internet ( schwaches oder kein WLAN für unsere Schülerschaft)... . Wie soll es gelingen, an einer Berufsschule, z.B., guten Gemeinschaftskundeunterricht für die gesamte Klasse zu gestalten, wo die Hälfte der Schüler mich nicht versteht? Die vorgelegten B1- Abschlüsse, selbst wenn sie realisiert worden sind, reichen nicht, um dem Unterricht zu folgen. Zeitnah benötigen wir für diese Bildungsarbeit und überhaupt für die Bildung mehr Kapazitäten, mehr Lehrer, eben mehr Differenzierungsmöglichkeiten und damit andere Rahmenbedingungen. Warum tut sich da so wenig?
Mit freundlichen Grüßen

Dr. Marion O..

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Sehr geehrte Frau Dr. O.,

das A und O gelingender schulischer Bildung ist und bleibt der Erwerb der deutschen Sprache. Hierauf ist unser schulisches Integrationskonzept ausgelegt und wir tun gut daran, dieses weiter konsequent umzusetzen. Dieses wurde nach den Erfahrungen der ersten Flüchtlingswelle 2015/16 entwickelt und setzt in drei Stufen das Erlernen der deutschen Sprache und die schrittweise Integration in die Schul- und Klassenstruktur um. Mir ist bewusst, dass insbesondere die hohe Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und deren meist schlechte Sprachkenntnisse für die Schulen, aber vor allem für die Lehrerinnen und Lehrer, ein großes Problem in der Stoffvermittlung, gerade im Hinblick auf die Integration in den Arbeitsmarkt, darstellt. 

Die Aus- oder Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern im Bereich DaZ (Deutsch als Zweitsprache) ist dabei eine vordringliche Aufgabe, wenngleich sich diese im ohnehin angespannten Lehrerarbeitsmarkt deutschlandweit als schwierig darstellt. Gleichzeitig müssen wir konstatieren, dass hohe Zugangszahlen von Flüchtlingen gerade auch das Bildungssystem an seine Leistungsgrenzen bringt. Insofern ist eine konsequentere Begrenzung vor allem der illegalen Migration auch aus Sicht gelingender Integration und Bildung zwingend notwendig.

Schließlich wissen wir, dass gerade Jugendliche, die vergleichsweise spät (also kurz vor Ende ihrer Schulzeit) zu uns kommen, besonders große Probleme haben, in der verbleibenden Schulzeit ausreichend Sprachkenntnisse zu erlangen. Hier greift das Modellprojekt „Lernen durch Praxis“ ein, welches derzeit an drei Berufsschulzentren testweise erprobt wird. Ziel des Projektes ist es, den betroffenen Jugendlichen vor allem eine Ausbildungsreife zuteilwerden zu lassen, mit der ihnen die Möglichkeit eröffnet wird, eine Ausbildung zu beginnen und nach Möglichkeit erfolgreich abzuschließen. Dann ist auch die Option gegeben, nachholend einen Schulabschluss zu erreichen.

Für dieses Projekt braucht es, ebenso wie in der generellen Frage der Integration, nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Partner. Allein das Bildungs- bzw. Schulsystem wird die Gesellschaftsaufgabe „Migration“ nicht zufriedenstellend lösen können.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Piwarz

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