Sehr geehrter Herr Lindner, Sie plakatieren, dass es nie zuvor mehr zu tun gegeben habe als zuvor. Ist das nicht sehr geschichtsvergessen? Freundliche Grüße, Kai Sprenger
Angesichts der schweren Nachkriegszeit, der Ölkrise, des RAF-Terrors, der Bedrohung durch atomare Mittelstreckenwaffen und der Wiedervereinigung leben wir doch in einer vergleichsweise ruhigen und sicheren Zeit, oder zeichnen Sie ein fatalistisches Bild der Gegenwart, wodurch es so unglaublich viel zu tun gäbe?
Sehr geehrter Herr Sprenger,
vielen Dank für Ihre Frage.
Die enormen Herausforderungen, die unser Land in den vergangenen 70 Jahren bewältigt hat, will ich nicht relativieren. Aber Ihre Beschreibung der Gegenwart vermag ich nicht zu teilen.
Von der Zukunft unseres Rentensystems in der alternden Gesellschaft über die wirksame Bekämpfung des Klimawandels bis zur digitalen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft war der Modernisierungsbedarf in unserem Land selten so groß wie heute. Die Integration von Zuwanderern ist nicht durchgehend gelungen. Unsere Infrastrukturen müssen weitgehend erneuert werden. Der globale Terror ist nicht besiegt. Wir sind wieder in Reichweite russischer Mittelstreckenwaffen mit nuklearer Rüstung. Das transatlantische Bündnis ist brüchig. China ist eine neue Macht mit imperialem Anspruch. Und so weiter.
Freundliche Grüße
Christian Lindner