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Christian Lindner
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Frage von Jürgen Z. •

Corona und Triage wie soll da in Deutschland gehen und auf welcher Grundlage?

Sehr geehrter Herr Lindner,

so, wie sich die Corona-Pandemie derzeit entwickelt, wird es möglicherweise zur Frage einer Triage kommen müssen.
"Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, hat sich gegen eine Triage für Ungeimpfte ausgesprochen, sollte sich die Corona-Situation in den Krankenhäusern verschlimmern. „Solche Kriterien sollten bei der Triage keine Rolle spielen." (Berliner Morgenpost von 29.10.2021)
Wie ist eine Triage mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum Luftsicherheitsgesetz vom 15.2.2006: ... "Unter der Geltung des Art. 1 Abs. 1 GG (Menschenwürdegarantie) ist es schlechterdings unvorstellbar, auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermächtigung unschuldige Menschen, die sich in einer derart hilflosen Lage befinden, vorsätzlich zu töten." vereinbar, noch dazu auf einer nirgendwo festgeschriebenen, somit nachvollziehbare, für alle gleichermaßen geltenden und transparenten Grundlage?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Z.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage an Christian Lindner.

Die Haltung von Frau Buyx teilen wir vollumfänglich: Die Menschenwürde gilt für jeden, ganz gleich, welche Entscheidungen er oder sie zuvor getroffen hat. Ob eine Person geimpft oder ungeimpft ist, darf im Zuge der Behandlung und bei Bewertung der jeweiligen Situation keine Rolle spielen. Nicht umsonst macht das Grundgesetz keine Unterschiede von Mensch zu Mensch.

Was Ihre konkrete Frage auf angeht, so lässt sich die Entscheidung des BVerfG zum Luftsicherheitsgesetz nicht mit einer Triage vergleichen. Das Luftsicherheitsgesetz sollte dem Staat die Möglichkeit lassen, Menschenleben aktiv und gezielt zu beenden, um andere zu retten. Hier wird der Staat selbst zum Täter.

In einer Pandemie gestaltet sich die Lage hingegen so, dass in einer Mangelsituation bestimmte Menschen voranging vor anderen mit medizinischen Gütern versorgt werden. Hier findet kein aktiver Eingriff in das Leben einer Person statt. Hierbei muss auch auf die traditionelle ärztliche Standesethik verwiesen werden, aus der sich die Verteilung knapper medizinischer Güter ableiten lässt, gerade wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Mit freundlichen Grüßen
Team Lindner

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