Frage an Christian Lindner von Urs S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Lindner,
in einer vorigen Antwort (https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/christian-lindner/fragen-antworten/583442) schrieben Sie zum Thema Klimaschutz: "Wir müssen in Deutschland die Technologien und Strategien entwickeln[...]. Mit Askese, Verzicht und pauschalen Teuerungen werden wir nicht Vorbild, sondern abschreckendes Beispiel für die Welt. Vielmehr brauchen wir eine Innovationsoffensive, um unseren Beitrag für globalen Klimaschutz zu leisten und Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen."
Ich bin überzeugt, dass für den Klimaschutz neue Technologien und Innovationen nötig sind. Jedoch sehe ich das Problem, dass es rein zeitlich zu lange dauern wird, um nur auf Innovationen ohne Regulationen zu setzen. Gemäß einer Studie (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0301421518305901, Tabelle 5) dauerte es im Bereich des Energiesektors etwa 18 Jahre, bis eine Erfindung zur Marktreife gebracht wurde, und dann noch einmal 18 Jahre, bis sie sich nennenswert auf dem Markt durchgesetzt hatte. Bei ähnlicher Dauer würde eine heutige Erfindung erst in etwa 36 Jahren Auswirkung auf die CO2-Emissionen haben, also 2057! Deutschland will aber bereits 2045 Klimaneutralität erreicht haben.
Und selbst wenn man die Zeit auf 20 Jahre reduzieren könnte, würden sich Innovationen erst um 2041 auswirken. Klimaneutralität 2045 bedeutet aber, dass wir schon viel früher die CO2-Emissionen deutlich senken müssen. Daher bin ich der Meinung, dass wir vor allem alle(!) Mittel nutzen müssen, die jetzt(!) schon verfügbar sind, z.B. massiver Ausbau erneuerbarer Energien, massive Förderung energetischer Gebäudesanierungen, Reduzierung des Verkehrssektors z.B. durch Tempolimits, Reduzierung der tierischen Produkte in der Ernährung usw.
Wie wollen Sie Klimaneutralität bis 2045 erreichen, wenn es anscheinend zu lange dauert, dass neue Technologie einen maßgeblichen Beitrag zur CO2-Reduktion liefern kann?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Hier liegt ein Missverständnis vor. Wir Freie Demokraten streiten für die Festlegung eines jährlichen, strengen CO2-Limits und den Ausbau des erfolgreichen Emissionshandels. Über diese Instrumente wird verbindlich sichergestellt, dass wir auch in den Jahren vor der Klimaneutralität unsere Einsparungsziele einhalten. Außerdem schaffen Sie verlässliche Rahmenbedingungen und Anreize für genau die Ingenieurinnen und Forscher, für die ich in der von Ihnen zitierten Antwort eine Lanze breche. Nicht jede Innovation braucht übrigens Jahrzehnte bis zur Marktreife und viele Technologien sind bereits in einem einsatzfähigen Stadium. Ein Beispiel: RWE und BASF planen etwa den größten Stromverbraucher Deutschlands, den Chemiepark Ludwigshafen, klimaneutral zu machen. Dafür fordern sie keine Subventionen, sondern einfach nur schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Für weitere Fragen in diesem Zusammenhang möchte ich Sie noch einmal auf unseren Klimaexperten im FDP-Bundesvorstand, Dr. Lukas Köhler, hinweisen. Sie erreichen ihn unter lukas.koehler@bundestag.de.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner