Frage an Christian Lindner von Sören B. bezüglich Umwelt
Hallo Herr Lindner,
es ist in unser aller Interesse, soviel CO2 und Methan einzusparen wie möglich.
Das Problem ist dabei aber zumeist, dass Menschen auf nichts verzichten möchten und Klimaschutz aktuell leider direkt mit "Verzicht" oder "Verbot" assoziiert wird.
Thema Individualverkehr:
Eine schnelle Reduktion des CO2 um bspw. 30% im Individualverkehr erscheint auf den ersten Blick quasi utopisch bzw. unmöglich.
Es wird daher darüber diskutiert ob es nun Akku-Elektro, die synthetischen Kraftstoffe oder der Wasserstoff sein soll.
Probleme die bestehen: nicht ausgereift, schwache Infrastruktur, Reichweite, Lade- bzw. Tankzeiten, Investitionskosten.
Auf der anderen Seite ist die Autogas-Technik (LPG).
- seit mind. 10 Jahren ausgereift
- das Tankstellennetz ist gut ausgebaut
- der Tankvorgang geht schnell
- die Reichweite so hoch wie beim klassischen Benziner.
- bestehende Fahrzeuge müssten nur umgerüstet statt neu gekauft werden.
- Tankkosten für den Autobesitzer belaufen sich auf lediglich 50%
Hinsichtlich Klimaschutz stoßen LPG-Fahrzeuge laut mehreren Studien ca. 30% weniger CO2 pro 100km aus als Benziner.
Zudem entfallen die Stockoxide des Diesels.
Trotzdem ist (lauf KFZ-BA) nur ein Bruchteil der aktuellen Benziner (65%) mit LPG nachgerüstet (0,7%), bei den allermeisten Fahrzeugen ab Baujahr 2005 oder älter ist dies allerdings problemlos möglich.
Mit LPG-Umrüstung der Benziner (65% Anteil laut KFZ-BA) wäre aber tatsächlich der Effekt sofort da, die Menschen würden beim tanken bares Geld sparen und müssten trotzdem auf nichts verzichten (gleiches Auto, gleiche Reichweite, gleiche Tankzeit, gute Infrakstruktur etc.)
In Relation zu anderen Budgets, die eine Reduktion im lediglich einstelligen Prozentbereich als Ziel haben, hätte eine entsprechende Subvention ein extrem hohes Kosten/Nutzen Verhältnis.
Wäre es sinnvoll die Bürger bei der entsprechenden Umrüstung zu unterstützen wenn privates Budget fehlt?
Was spricht dagegen?
gruß
Sehr geehrter Herr Baumgardt,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich bin ganz bei Ihnen, dass wir Klimaschutz nicht durch Verbote und Verzicht erreichen können. Damit verlieren wir wichtige Akzeptanz - bei uns in Deutschland und allemal in den Entwicklungs- und Schwellenländern, die unser Wohlstandsniveau erst erreichen müssen. Das habe ich auch in einem Gastbeitrag für "t-online" ausgeführt: https://www.christian-lindner.de/gastbeitraege/wer-menschen-nur-bestrafen-will-wird-die-akzeptanz-der-klimapolitik-verlieren
Was die gezielte Förderung von PKW-Umrüstungen auf einzelne, bestimmte Antriebe angeht, bin ich eher skeptisch. Ich sehe die Lösung in einem ganzheitlichen Ansatz über ein festes CO2-Limit und einen Emissionshandel, durch den Verschmutzungsrechte aus diesem "Budget" marktwirtschaftlich gehandelt werden. Dann entsteht der Anreiz, Antriebe umzurüsten, von alleine. Ob das am Ende LPG, Synthetischer Kraftstoff oder doch der Elektromotor sein werden, sollten nicht Politiker entscheiden.
Für die Frage, wie man die Menschen im Verkehrssektor bei dieser Umrüstung auf bestimmte Antriebe gezielt unterstützen kann, können Sie sich zudem auch gerne an unseren Verkehrsexperten Oliver Luksic wenden, den Sie unter oliver.luksic@bundestag.de erreichen.
Freundliche Grüße
Christian Lindner