Frage an Christian Lindner von Sander F. bezüglich Klima
Wie hat sich ihre Einstellung zu der Aussage "Wir sollten das Klima den Profis überlassen" im Kontext der gewonnen Verfassungsklage durch FridaysForFuture geändert ? Würden sie eine solche Aussage nochmal treffen oder sind Sie inzwischen zu der Einsicht gelangt, dass manche Klimaktivisti - die sich teilweise weitreichend mit wissenschaftlicher Evidenz zur Klimakrise auseinandersetzen - ggf. sogar mehr vom Klima verstehen als manche Politiker*innen oder sonstige "Profis" ?
Sehr geehrter Herr Sander,
meine damalige Aussage zur Klimabewegung haben Sie leider missverstanden. Jeder kann und sollte sich für Klimaschutz einsetzen. Ich mache aber auf ein Problem aufmerksam: In Deutschland schalten sich Politiker und gesellschaftliche Akteure auch in die technologische Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen ein. Wir bezahlen Subventionen und sprechen Quoten und Verbote aus. Die Kosten für Klimaschutz steigen im Ergebnis, die Vermeidung von CO2 geht aber zurück. Das muss sich ändern: Demokratisch sollten Ziele festgelegt werden, aber Einzelentscheidungen zu Technologien sollten wir unterlassen. Ob das E-Auto ökologischer ist als die Brennstoffzelle, das können andere besser beurteilen als die große Zahl der Politikerinnen und Politiker. Ich breche eine Lanze für Ingenieure, Techniker und Ökonomen, die politisch festgelegte Ziele auf dem wirksamsten und günstigsten Weg erreichen. Das sind die "Profis", die ich meine.
Diese Haltung hat sich durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts nicht geändert. Im Gegenteil stellen die Karlsruher Richter ja selbst fest: "Es könnte dem Gesetzgeber auch kaum gelingen, die erforderlichen Entwicklungen konkret vorzugeben. Verfassungsrechtlich verpflichtet ist er aber, grundlegende Voraussetzungen und Anreize dafür zu schaffen, dass diese Entwicklungen einsetzen." Genau das ist unsere Position.
Freundliche Grüße
Christian Lindner