Frage an Christian Lindner von Felix R. bezüglich Öffentliche Finanzen, Steuern und Abgaben
Sehr geehrter Herr Lindner,
ich bewundere Sie insbesondere als Rhetoriker sehr und sehe die FDP als eine der wenigen Parteien an, die tatsächliche Lösungsansätze bereithält. Deswegen meine Frage:
Wie wollen Sie bzw. Ihre Partei konkret dafür sorgen, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich verkleinert?
Innovation und Freiheit in allen Ehren, aber die feste Position, immer vor einer Steuererhöhung hoher Vermögen Halt zu machen, bezweckt doch lediglich eine Sicherung von Wählerstimmen der Großverdiener. Oder denken Sie, dass eine Susanne Klatten Ihre gesamten 30Mrd.€ zum Leben benötigt, während andere noch nicht einmal die Klassenfahrt ihrer Kinder finanziert kriegen?
Sehr geehrter Herr Roll,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
Ihre Unterstellung, politische Positionen hätten etwas mit Stimmenfang zu tun, finde ich generell zu pauschal. Aber mit Blick auf Großverdiener ist sie auch abwegig. Das sind nun wirklich wenige Personen, die über Millionen- oder Milliardenvermögen verfügen.
Die Schere bei der Vermögensverteilung geht auseinander. Das habe ich schon unzählige Male angesprochen. Ein Grund ist, dass aufgrund der niedrigen Zinsen die Werte anderer Vermögensklassen wie Immobilien und Aktien stark steigen. Wer solche besitzt, profitiert. Deshalb wollen wir auch Menschen mit geringerem Einkommen einen Einstieg erleichtern. So müssen wir es auch Menschen mit niedrigen und mittlerem Einkommen ermöglichen, Eigentum aufzubauen. Auch das hilft dabei, die soziale Schere zu schließen. Hart arbeitende Menschen wollen wir daher bei Steuern und Sozialabgaben entlasten und es ihnen vereinfachen, etwa im Rahmen einer neuen Aktienkultur am Aufschwung an den Kapitalmärkten zu profitieren oder durch einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer zu Wohneigentum zu gelangen und im Alter mietfrei wohnen zu können.
An den Weg, den Vermögenden etwas wegzunehmen, glaube ich nicht. Erstens kann man rechtlich nicht einfach enteignen.
Man mag es als ungerecht empfinden oder nicht, aber das Vermögen ist legaler privater Besitz. Da darf man nicht einfach eingreifen. Zweitens ist dieses Kapital in Unternehmen gebunden, die gute Arbeitsplätze anbieten. Wir schwächen also die Möglichkeiten, Beschäftigung zu sichern. Drittens werden die Einnahmemöglichkeiten aus Vermögensbesteuerung dramatisch überschätzt.
Über Fragen der sozialen Gerechtigkeit und verschiedene anderen Themen habe ich übrigens zuletzt im Interview mit dem "Focus" gesprochen. Schauen Sie gerne einmal rein: https://www.christian-lindner.de/interviews/wir-sind-die-einzige-partei-der-werte-der-mitte
Freundliche Grüße
Christian Lindner