Frage an Christian Lindner von Thomas M. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Lindner,
berufliche Bildung ist meines Erachtens ein wichtiger Stützpfeiler der deutschen Wirtschaft. Vielleicht können Sie dem zustimmen.
Berufliche Bildung gerät aus meiner Sicht immer mehr aus dem Fokus. Es gibt 325 anerkannte Ausbildungsberufe in Deutschland, mehr als 20.000 anerkannte Studiengänge. Die Zahl der Auszubildenden geht seit Jahren zurück. Die Hochschulen melden immer neue Rekorde bei Einschreibungen und Abschlüssen. Die Abbrecher-Quoten in der beruflichen, wie in der akademischen Ausbildung steigt und befindet sich seit Jahren auf hohem Niveau. Volkswirtschaftlich und gesellschaftlich m.E. ein riesen Problem. Der Nachwuchsmangel – nicht nur in den Fachberufen – ist immens.
Die Maßnahmen zur Berufsorientierung sind seit mehr als 30 Jahren sehr ähnlich und passen sich in Variationen lediglich dem Mediennutzungsverhalten der Zielgruppe an.
• Welche Positionen beziehen Sie zur beruflichen Bildung v.s. akademischer Bildung?
• Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen?
• Haben Sie eine akademische oder/und eine berufliche Ausbildung absolviert?
• Ist eine Berufsorientierung ab der neunten Klasse sinnvoll?
• Sollte eine Berufsorientierung schon früher beginnen?
• Wie betrachten Sie die Möglichkeiten, die das außerschulische Lernen bieten?
• Wie bewerten Sie außerschulische Erfahrungen mit curricularem und beruflichem Bezug für Kinder und Jugendliche.
• Könnten Sie sich vorstellen, dass das außerschulische Lernen verbindlich in den Schulalltag integriert wird – und Teil der Stundentafel wird?
• Heißt für Sie Chancengleichheit im Bildungskontext, dass alle Schülerinnen und Schüler zum Abitur befähigt werden müssen/sollen?
• Heißt für Sie Chancengleichheit im Bildungskontext, dass alle Menschen studieren können sollten?
• Welchen Wert hat die berufliche Bildung, wenn es um Chanchengleichheit geht?
Das sind nur ein paar wenige Fragen, die mich im Bereich der allgemeinen und berufli
Sehr geehrter Herr Mosebach,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Für uns Freie Demokraten hat berufliche Bildung den gleichen Stellenwert wie die akademischen Bildung. Sie sollte daher deutlich verstärkt werden, um berufliche Lebenswege und persönliche Entfaltungsmöglichkeiten zu eröffnen und um unserer Wirtschaft und den Betrieben gut ausgebildete Fachkräfte zur Seite zu stellen.
Hier gibt es in der Tat eine Menge zu tun: Junge Menschen müssen sich bereits in der Schule für berufliche Bildung begeistern können. Praktika und Berufsorientierungsangebote sollten daher in enger Kooperation mit der freien Wirtschaft an allen weiterführenden Schulen ausgeweitet werden. Gerade an Gymnasien sollte verstärkt ein Bewusstsein für die Vorzüge und Chancen der beruflichen Bildung geschaffen werden.
Um berufliche Bildung attraktiver zu gestalten, wäre außerdem eine Internationalisierung der Berufsausbildung, gerade auch durch eine Anpassung der Lehrpläne in den Berufsschulen sinnvoll. Auslandsaufenthalte im Rahmen einer Berufsausbildung sollten nicht länger die Ausnahme sein und etwa durch die Schaffung eines "Deutschen Beruflichen Austauschdienstes" (Analog zum DAAD) gefördert werden. Richtig wäre es außerdem, unsere hiesigen Begabtenförderungswerke auch für Azubis zu öffnen.
Sie sehen: Wir sind uns der Thematik sehr bewusst. Für einen intensiveren Austausch melden Sie sich daher auch gerne bei unserem zuständigen Sprecher für berufliche Bildung, meinem Fraktionskollegen Dr. Jens Brandenburg. Sie erreichen sein Büro unter jens.brandenburg@bundestag.de.
Freundliche Grüße
Christian Lindner