Frage an Christian Lindner von Adrian E. bezüglich Wirtschaft
Seht geehrter Herr Lindner,
Bezüglich des Emissionshandels ist eine meiner Sorgen, dass sich das jährliche Angebot an CO2-Zertifikaten aufgrund der Bedürfnisse von großen Unternehmen und Privatpersonen sehr schnell erschöpft. Meiner Ansicht nach ist damit ein großes Problem verbunden. Ist der Markt ungeregelt, ist es möglich, dass sich einige wenige der reichen Unternehmen/Privatpersonen mehr kaufen als sie verbrauchen, dann teuer weiter verkaufen und so andere Unternehmen/Privatpersonen von sich abhängig machen. Angenommen es gibt eine Regelung nach der niemand mehr kaufen darf als er verbraucht, so ist es dennoch meine Sorge, dass das Angebot zu schnell erschöpft ist und die Zertifikate zu schnell zu teuer oder nicht mehr erhältlich für den Durchschnittsbürger sind. Wie gehen Sie und Ihre Partei mit diesem Problem um? Und wie würden Sie und Ihre Partei mit illegalen Überziehungen des CO2-Budgets umgehen?
Liebe Grüße
Sehr geehrter Herr Engel,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
Ich kann Ihren Gedanken grundsätzlich nachvollziehen, halte die Sorge dabei aber für unbegründet.
Der Emissionshandel ist ja in mehreren Branchen längst erfolgreich erprobt, ohne dass es bei der Fairness zwischen den Unternehmen oder in Fragen der Marktmacht zu problematischen Entwicklungen gekommen wäre.
Ein Anreiz für Unternehmen, Zertifikate aufzukaufen, die sie überhaupt nicht benötigen, bestände ja ohnehin nur bei sehr niedrigen Zertifikatpreisen. Dann könnten solche "Spekulationen" womöglich sogar positive Effekte haben, weil dadurch der Marktpreis steigen würde und Anreize zur Vermeidung von CO2 und zur Investition in emissionssenkende Technologien verstärkt werden. Ist der Zertifikatpreis hingegen besonders hoch, steigt auch der Anreiz, nicht benötigte Zertifikate auf dem Markt zu veräußern, was zu einer Preisstabilisierung beitragen würde.
Ein gewisses Maß an Preisstabilität kann außerdem durch die Ausgestaltung des Emissionshandels von staatlicher Seite aus erzielt werden. Beim EU-Emissionshandel wurde mit der Marktstabilitätsreserve (MSR) ein solcher Mechanismus geschaffen. Wird eine bestimmte Überschussmenge überschritten, wird ein Teil der im Umlauf befindlichen Zertifikate in einer Reserve eingestellt und kann dann nicht mehr versteigert werden. Erst wenn die Anzahl überschüssiger Zertifikate im Umlauf unter einen bestimmten Wert sinkt, wird die Auktionsmenge wieder erhöht. So konnte der Zertifikatpreis stabilisiert und die Marktunsicherheit reduziert werden.
Möglich ist es außerdem, dass Unternehmen - natürlich nur im Rahmen des CO2-Budgets - einen Teil der Zertifikatmenge als "Grundstock" erhalten. Damit werden bestimmte Wettbewerbsnachteile kompensiert, ohne Anreize abzubauen.
Für einen intensiveren Austausch zu diesem Thema steht Ihnen außerdem unser klimapolitischer Sprecher Dr. Lukas Köhler zur Verfügung, den Sie unter lukas.koehler@bundestag.de erreichen.
Freundliche Grüße
Christian Lindner