Frage an Christian Lindner von Heike W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Wir haben eine Petition zur Verlängerung von Kindergeld für Studenten und Auszubildende bei change.org gestartet. http://chng.it/WJgJY54ZKP und im Petitionsausschuss eingereicht!
Pandemiebedingt wurde eine Verlängerung der Regelstudienzeit beschlossen, die Höchstdauer von Bafög Bezug wurde angeglichen. Das Kindergeld muss nachziehen da sonst Studierende die keinen Baföganspruch haben benachteiligt werden. Aufgrund der Corona Pandemie haben fast alle Bundesländer für das SS 2020 sowie für das WS 2020/21 beschlossen, die Regelstudienzeit zu verlängern. Die BAföG-Förderungshöchstdauer wurde dementsprechend erhöht.
Für das kommende Sommersemester, das am 12. April 2021 beginnt und am 17. Juli endet, werden die gleichen Einschränkungen wie für das vergangene Jahr gelten. Dies führt viele Studenten und Auszubildende an die Grenzen der finanziellen Belastung und somit häufig zu Studienabbrüchen. Die angebotenen Corona-Hilfen können diese finanzielle Notlage nicht abdecken. Eine Verlängerung des Kindergeldanspruchs kann viele Studenten davor bewahren in finanzielle Not zu geraten. Können und werden Sie und Ihre Partei sich dafür einsetzen, Studierende zu unterstützen?
Sehr geehrte Frau Weber,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
Ihre Sorge um die zahlreichen Studierenden, die durch die Corona-Krise in eine finanzielle Notsituation geraten sind, teile ich. Ebenfalls stimme ich Ihrer Einschätzung zu: Bildungsministerin Anja Karliczek hat mit der Überbrückungshilfe für die betroffenen Studenten und Studentinnen viel zu spät und nur unzureichende Antworten auf diese Problematik gefunden. Eine pragmatische Lösung wäre neben einem unbürokratischen Nothilfefonds die Öffnung des zinsfreien BAföG-Volldarlehens für alle Studierenden gewesen, die in der Krise einen Teil ihres Einkommens verloren haben. Die Verfahren dafür sind eingespielt, der Förderanspruch könnte schnell geprüft werden, die Mittel könnten kurzfristig an die Studierenden fließen und die zinsfreie Rückzahlung wäre erst nach dem Studium und bei gutem Einkommen fällig. Einen entsprechenden Antrag haben wir als FDP-Fraktion übrigens bereits im April 2020 vorgelegt (https://www.bundestag.de/presse/hib/692414-692414). Darin haben wir auch gefordert, dass Studierenden aufgrund von Corona-bedingt nicht durchgeführten Prüfungen keinerlei Nachteile in der BAföG-Förderung, nach Bundeskindergeldgesetz und bei der Krankenversicherung entstehen dürfen, indem beispielsweise die Corona-Semester nicht auf die Förderdauer angerechnet werden.
Die Corona-Krise zeigt, dass eine grundlegende Strukturreform zu einem elternunabhängigen Baukasten-BAföG unbedingt notwendig ist. Ein entsprechendes Konzept, das wir als FDP-Fraktion bereits im April 2019 in den Bundestag eingebracht haben, könnte bereits jetzt die enormen finanziellen Schwierigkeiten bisheriger Nicht-BAföG-Empfängerinnen und -Empfänger zu einem großen Teil abfedern. Mit unserem Modell erreichen wir auch die Studierenden, deren Eltern für das bisherige BAföG zu viel und für den vollen Unterhalt zu wenig verdienen. Insgesamt könnten doppelt so viele Studierende wie heute einen BAföG-Zuschuss erhalten. Dies wäre bereits mit den aktuellen Haushaltsmitteln für das BAföG, die bisher nicht vollständig aufgerufen werden, möglich. Mein Fraktionskollege Dr. Jens Brandenburg erklärt unseren Vorschlag ganz kompakt in einem 60-Sekunden-Video auf YouTube – schauen Sie da doch gerne mal rein: https://www.youtube.com/watch?v=JcpkdevblkI. Unseren vollständigen Antrag können Sie sonst gerne hier einsehen: https://www.fdpbt.de/initiative/antrag-zum-elternunabhaengigen-baukasten-bafoeg-fuer-zukunftsfaehige-studienfoerderung
Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner