Frage an Christian Lindner von Thomas S. bezüglich Medien, Kommunikation und Informationstechnik
Sehr geehrter Herr Lindner,
es wird oft von Herausforderungen der Digitalisierung und einer teilweise notwendigen Anpassung der Gesetze gesprochen. Leider belegt Deutschland im internationalen Vergleich immer wieder die letzten Plätze.
Wie stehen Sie oder Ihre Partei zu der Notwendigkeit von Gesetzesanpassungen, insbeondere in Bezug auf besorgniserregende Zustände im Bereich Online-Shopping, denen m.M. nach schon längst Einhalt geboten werden sollte:
Beim Online-Shopping gibt es in vielen Produktbereichen mittlerweile das sehr große Problem, dass s.g. "Scalper" mit technischer Unterstützung durch Bots komplette Warenbestände aufkaufen, den gewöhnlichen Endverbrauchern damit den Zugang zu einem Produkt verwähren und dann zu Mondpreisen an eben diese Endverbraucher weiterverkaufen.
So ist es aktuell nahezu unmöglich in Deutschland Grafikkarten für Computer zu kaufen. Es sei denn, man greift auf die zahlreichen Angebote von Scalpern zurück, die diese Ware auf Ebay teilweise 200-300% über UVP verkaufen.
Die bestehenden Gesetze (z.B. zu Wucher) sind hier nicht ausreichend, da die hohen Preise immer auf eine hohe Nachfrage abgestellt werden können.
Diese liegt zwar tatsächlich bei Grafikkarten vor, aber diese ist zu einem erheblichen Teil künstlich erzeugt, da Scalper (Einzelpersonen oder gewerblich agierende Personen) eben über den Einzelhandel die für Endverbraucher bestimmten Waren in Massen mithilfe von Bots aufkaufen.
Man kann hier nicht mehr von einer normalen Nachfrage sprechen, sondern von einer missbräuchlich erzeugten Verknappung durch Scalper.
Diese Bots können Produkte vollautomatisiert in den Warenkorb legen, viel schneller als ein Mensch das kann. Am Ende geht der Verbraucher leer aus.
Es muss dringend ein Gesetz her, dass die Nutzung von technisch unterstützen Einkäufen über s.g. "Bots" strafbar macht.
In Großbritannien wird das gerade vom "Department for Business, Energy and Industrial Strategy" aufgefasst und ernstgenommen.
Sehr geehrter Herr Stettin,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage und bitte entschuldigen Sie die späte Antwort.
Das Problem ist uns bekannt - Scalping ist eine große Herausforderung. Zum einen für Verbraucher, die Produkte nicht mehr oder nur sehr teuer erwerben können. Und zum anderen für Unternehmer, deren Onlineshops durch automatisierte Anfragen lahmgelegt oder die im Wettbewerb eingeschränkt werden, wenn ein Produkt etwa nicht mehr zu einem bewusst günstigen Preis in der gewünschten Weise im Markt durchgesetzt werden kann.
Inwiefern hier eine gesetzliche Regelung notwendig sein wird, ist allerdings fraglich. Denn Online-Shops haben schon heute die Möglichkeit, Bots durch spezielle Programme (z. B. reCAPTCHA) an massenhaften automatisierten Einkäufen zu hindern. In dieser sehr fachlichen Frage wenden Sie sich für einen tiefergehenden Austausch aber am besten direkt an die Verbraucherschutzexpertin unserer Fraktion, meine Kollegin Katharina Willkomm. Sie erreichen Sie unter katharina.willkomm@bundestag.de.
Freundliche Grüße
Christian Lindner