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Christian Lindner
FDP
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Frage von Maria R. •

Frage an Christian Lindner von Maria R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Lindner,
vielen Dank, dass Sie als Politiker öffentlich die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung (und Länder) hinterfragen.
Meine Beobachtung ist, dass die Regierenden es weitgehend versäumt haben in den letzten Monaten, Studien zur Verbreitung des Corona-Virus voran zu bringen und Strategien zu entwickeln, die nicht nur den Versuch des Eindämmens des Virus verfolgen.
1. Warum wird immer noch nicht der sog. Ct-Wert bei den Testungen bestimmt?
Dieser Wert kann auch laut Prof. Drosten dazu dienen, die Infektiösität eines positiv Getesteten feststellen. Dann hätten wir wahrscheinlich weit geringere Infektionszahlen und weniger Menschen, die in Quarantäne müssen - UND weniger Angst...
Auf eine Anfrage der „Süddeutschen Zeitung“ teilte der deutsche Laborverbund LADR mit, dass 49 Prozent der von ihm seit Juli durchgeführten Tests Ct-Werte über 30 hatten (die Schwelle, von der ab man von einer NICHT-Infektiosität ausgehen kann). Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-test-ct-wert-umfrage-gesundheitsaemter-1.5057646
Professor Drosten im NDR-Podcast 1.09.20 Seite 15/16
https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript222.pdf
Vielleicht wollen Sie als FDP-Vorsitzender in den Bundestag einbringen, dass endlich auch dieser Wert von den Labors mit geliefert werden muss?
2. Auch die von Prof. Drosten und anderen Wissenschaftlern vorgeschlagene Strategie, sich bei den Infektionen auf die sog. Cluster und die sog. "Superspreader" zu fokussieren, wird und wurde nicht gegangen. Warum nicht? Auch das würde den ganzen Hype entzerren. Studien, warum manche Menschen "Superspreader" sind und andere den Virus kaum oder gar nicht übertragen, fehlen.
Viele Grüße, M. R.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Rappay,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage und Ihre Hinweise.

Ich selbst bin Politikwissenschaftler und würde mir daher Einschätzungen zur konkreten Verwertbarkeit einzelner Testkomponenten nicht anmaßen. Vollkommen klar ist aber, dass wir in der Coronapandemie nach wie vor auf Sicht fahren und dringend die Datenbasis zum Coronavirus strukturieren und ausbauen müssen. Unsere Fraktion hat hierzu bereits im Frühjahr einen entsprechenden Antrag im Deutschen Bundestag eingebracht: https://www.fdpbt.de/initiative/antrag-verlaessliche-datenlage-zur-ausbreitung-covid-19-deutschland-schaffen

Das trifft insbesondere auf den Ct-Wert bei PCR-Tests zu. In der Fachöffentlichkeit, der Politik und den Medien wird ja bereits über diese Problematik diskutiert und entsprechende Überlegungen zur Isolierungsdauer der mit Corona Infizierten angestellt. Erschwert wird diese Option einer verkürzten Isolierung aber anscheinend durch die fehlende Vergleichbarkeit der Ct-Werte zwischen den Laboren. Ich habe aber die Hoffnung, dass es gelingen kann, mit einer Standardisierung hier zuverlässigere und vergleichbare Werte zu ermitteln. Das könnte uns bei der langfristigen Pandemiebekämpfung sicherlich einen großen Schritt weiterbringen.

Richtig ist aus meiner Sicht auch Ihr Hinweis, bei der Kontaktnachverfolgung vermehrt auf die Superspreading-Ereignisse zu setzen. Hier sollten wir die Erfahrungen aus der ersten Welle, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Beispiele anderer Länder nutzen.

Die Aufmerksamkeit muss aber auch darauf gelenkt werden, wer besonders ansteckungsgefährdet ist und ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hat. Es ist wichtig, dass wir uns darüber Gedanken machen, wie wir diese besonders gefährdeten Gruppen ausreichend schützen können. Ein stärkerer Schutz bedeutet aber nicht, diese Menschen aus der Gesellschaft und vom öffentlichen Leben auszuschließen. Es kommt darauf an, jeden Einzelnen in seinem Umfeld, seiner Lebenswelt, seiner Community anzusprechen und Möglichkeiten anzubieten, die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus einzuhalten. Das können die Organisation von Einkaufshilfen für gefährdete Personen, mehr FFP-2-Masken in Pflegeheimen oder eine wirksame Teststrategie in klinischen und Pflegeeinrichtungen sein, wie ich sie zum Beispiel bereits im Sommer angemahnt habe. Hier gibt es noch großen Aufholbedarf.

Freundliche Grüße

Christian Lindner

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