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Christian Lindner
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Frage von Torsten B. •

Frage an Christian Lindner von Torsten B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Lindner,

jeden Tag vergleichen wir die ERMITTELTEN Infektionszahlen. Diese Zahlen sind wichtig für unsere Gesundheitsämter und dem Gesundheitssystem. Den wenn die Ermittelten Zahlen zu hoch sind können diese überlastet werden.

Aber aus diesen Zahlen mathematisch werthaltig beurteilen zu wollen wie sich das Virus tatsächlich ausbreitet ist nicht überzeugend. Hierzu muss auch die schwankende Testzahl berücksichtigt werden. Will man statistische Werte miteinander vergleichen, müssen zwingend Verhältnisse gebildet werden. Absolutzahlen sind nur in sehr seltenen Fällen wirklich Aussagekräftig.

Es ist evident, dass die eine Zahl von der anderen abhängig ist:
Die Zahl der ERMITTELTEN Infektionszahlen miteinander zu vergleichen reicht nur aus um die Zahl der ERMITTELTEN Infektionszahlen miteinander zu vergleichen. Das ist nicht zu verwechseln mit der realen Ausbreitungskurve. Ignoriert man die schwankenden Testzahlen besteht die Gefahr das man bei steigenden Testzahlen die verringerte Dunkelziffer als stärkere Ausbreitung fehlinterpretiert. Bei sinkenden Testzahlen besteht die Gefahr das man die realere Ausbreitung unterschätzt!

Aus meiner Sicht übersehen dies zu viele Politiker, Medien und Bürger. Ich wünsche mir seit vielen Monaten hier ein Umdenken. Gerade auch im Hinblick auf die Frage der Verhältnismäßigkeit von Einschränkungen (welche auch gesundheitlich negative Folgen haben). Beachtlich ist auch wenn immer mehr Einschränkungen auch von den Gerichten gekippt werden weil diese nicht mehr werthaltig begründet sind. Auch um den Nährboden von "Coronaverharmloser" zu entziehen könnte es hilfreich sein keine unnötige Argumentationshilfe zu geben. Machen wir es wie der Fußball der hat die Quotenregelung auch nicht ohne Grund eingeführt! Das RKI veröffentlicht einmal wöchentlich die werthaltigeren Daten welche leider nicht ausreichend gewürdigt werden:

KW Woche; Testanzahl; positiv getestet:
10 124.716 3,1 %
11 127.457 5,9 %
12 348.619 6,8 %
13 361.515 8,7 %
14 408.348 9,0 %
15 380.719 8,1%
16 331.902 6,7 %
17 363.890 5,0 %
18 326.788 3,8 %
19 403.875 2,7%
20 432.666 1,7%
21 353.467 1,5 %
22 405.269 1,0 %
23 340.986 0,9 %
24 325.416 0,8%
25 382.397 1,3 %
26 456.041 0,8 %
27 494.146 0,6 %
28 503.220 0,6 %
29 531.571 0,6 %
30 563.353 0,8 %

Quelle: RKI Lagebericht vom 29.7.2020 Seite 12
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/2020-07-29-de.pdf?__blob=publicationFile

Wenn wir schon viele Unbekannte haben sollten wir dann nicht die Zahlen die wir vorliegen haben bestmöglichst interpretieren und bessere Parameter benutzen? Es wäre aus meiner Sicht sehr wichtig, das Politik und Medien Ihre bisherige Verfahrensweise überdenken und modifizieren. Teilweise wird ja tatsächlich fast schon panisch die täglichen Zahlen überbewertet. Von einer "zweiten Welle" kann aktuell jedenfalls noch nicht wirklich die Rede sein. Selbst die erste Welle zwischen KW 10 und KW 14 war zu einem großen Anteil der höheren Testzahl geschuldet wenngleich auch ein beachtlicher aber nicht exponentieller prozentualer Anstieg vorlag. Wichtig: Der Fehler liegt nicht darin die täglichen ermittelten Zahlen zu veröffentlichen und zu kennen sondern darin wie wir sie (über)interpretieren bzw. mathematisch falsch auswerten.

Wann werden die Bürger mathematisch werthaltiger von der Politik und auch Medien informiert?

Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Torsten Bitsch

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Bitsch,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

Ich bin ganz bei Ihnen. Wir sind in der aktuellen Situation auf eine gute Datenlage und vor allem auch auf eine verantwortungsvolle und stichhaltige Interpretation der eingehenden Daten angewiesen. Es ist fatal, wenn auf Basis verzerrter Interpretationen von Kennzahlen politische Entscheidungen populär gemacht und getroffen werden, gerade wenn es um so sensible Themen wie die Einschränkung von Grundrechten geht. Ich erinnere daran, dass in den letzten Wochen des Lockdowns, in denen lokale Restriktionen längst möglich und ausreichend gewesen wären, die pauschalen und bundesweiten Einschränkungen mit dem R-Wert begründet wurden - der über das lokale Infektionsgeschehen aber gar keine Aussage trifft. Heute sind wir zumindest soweit, dass wir nicht mehr Schulen in Bremen schließen, wenn es in Berchtesgaden einen Ausbruch gibt.

Hier müssen wir weitere Fortschritte in der Erhebung und Kommunikation von Daten machen. Als FDP-Fraktion haben wir dazu bereits frühzeitig einen entsprechenden Antrag eingebracht: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/189/1918952.pdf

Freundliche Grüße

Christian Lindner

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