Frage an Christian Lindner von Thilo M. bezüglich Medien
Sehr geehrter Herr Lindner,
Ich hab eine Frage zur Berichterstattung der täglichen COVID-19 Zahlen für Deutschland. Warum wird eigentlich immer über absoluten Zahlen, heißt registrierte Infektionen seit Beginn der Erfassung der Coronafälle gesprochen? Wäre es für eine aktuelle Gefährdungsbeurteilung nicht sinnvoller und hilfreicher darüber zu sprechen, wie viele Menschen aktuell infiziert sind?
Die aktuellen Zahlen (01.06.2020) sagen beispielsweise das es in etwa 183.494 infizierte Fälle gibt seit Beginn der Erfassung, davon sind zum Glück 165.226 genesen und leider auch 8.605 Menschen im Zusammenhang mit COVID-19 verstorben. So kommuniziert, sehr dramatische Zahlen, ohne Frage.
Was verhindert jedoch den aktuellen Moment darzustellen, welcher für das Bewerten der aktuellen Gefährdung die von den infizierten Personen ausgeht relevant ist? Was dann wohl 9.663 Personen sind, mit Bezug auf die o.g. Zahlen (infiziert - genesen - Todesfälle)
Ich denke diese Art der Darstellung / Diskussion wäre für den Normalbürger besser zu greifen.
Für eine Antwort wäre ich Ihnen dankbar. Vielleicht auch für eine Klarstellung, falls ich evtl. etwas übersehen habe.
Grüße von Thilo Mager
Sehr geehrter Herr Mager,
volle Zustimmung: Der tägliche Verweis auf die kumulierten Infektionszahlen seit Beginn der Pandemie ist natürlich per se korrekt, erweckt aber den Eindruck, es gäbe keine Besserung. Dass im Augenblick deutlich unter 10.000 akut infizierte Personen registriert sind, gibt ein weitaus klareres Bild auf die tatsächliche Gefahrenlage.
Ich würde sogar noch weiter gehen: Nicht die bundesweiten Zahlen zum Infektionsgeschehen sind jetzt von Relevanz, sondern die Vorfälle in einzelnen Kreisen. Dort muss bei aktivem Infektionsaufkommen konsequent und schnell eingegriffen werden - und gegebenenfalls auch Restriktionen vor Ort verschärft werden. Warum sollten schließlich in Ludwigshafen Menschen verunsichert und Schulen geschlossen werden, wenn es in Lübeck einen Ausbruch gibt? Wenn Einschränkungen verhältnismäßig sein sollen, müssen wir auf die Situation vor Ort schauen - auch in der öffentlichen Debatte.
Freundliche Grüße
Christian Lindner