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Christian Lindner
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Frage von Jens H. •

Frage an Christian Lindner von Jens H. bezüglich Senioren

Sehr geehrter Herr Lindner,

Umfragen zufolge will so gut wie niemand im Krankenhaus sterben.

Doch immer noch viel zu oft passiert genau das. Laut Deutschem Evangelischem Krankenhausverband (DEKV) sterben 77 Prozent der Deutschen entweder in einer Klinik oder im Pflegeheim.

Quelle: https://www.welt.de/vermischtes/article204152876/Tod-im-Krankenhaus-Warum-viele-sterben-wo-sie-nicht-sterben-wollen.html

Warum wird der offensichtliche Wunsch von sehr vielen Menschen ignoriert bzw. nicht automatisch erkannt und erfüllt?
Ist es aus Ihrer menschlichen Sicht nicht selbstverständlich, im eigenen Bett oder zumindest friedlich einschlafen zu dürfen?
Was können Sie als verantwortlicher Politiker für die Menschen tun?

Beste Grüsse
Hahn

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr H.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

Der eigene Tod ist ein sensible Thema, über das nicht gerne gesprochen wird. Umso wichtiger ist, dass wir trotzdem im politischen Dialog Antworten finden und Lösungen für Herausforderungen, die sich speziell vor oder beim Ableben eines Menschen stellen, erarbeiten.

Wir werden leider nicht jedem Menschen garantieren können, zuhause zu sterben. Wir können aber Maßnahmen ergreifen, um auch am Lebensende der eigenen Selbstbestimmung Geltung zu verschaffen und das Ableben in einem vertrauten, selbst gewählten Umfeld zu ermöglichen.

Dafür ist es uns zunächst ein Anliegen die Palliativmedizin zu stärken - sowohl in den Hospizen und Kliniken selbst, aber auch in Pflegeheimen, die für Menschen an ihrem Lebensabend ebenfalls ein Zuhause geworden sein können. Darüber hinaus setzen wir uns als Fraktion für die flächendeckende Einrichtung einer spezialisierten ambulanten Palliativversorgung durch vernetzte Teams aus Ärzten, Pflegekräften, Psychologen, Physiotherapeuten, Seelsorgern, Sozialarbeitern und ehrenamtlich Helfern ein. Auf diese Weise kann auch im Falle schwerer Erkrankungen das eigene Lebensende zuhause verbracht werden. Hier haben wir trotz einiger Fortschritte noch viel Arbeit vor uns.

Die Frage nach Übertherapien in den letzten Lebenstagen in eine sehr schwierige. Es sollte selbstverständlich sein, dass Sterbende und ihre Angehörige nicht noch, wie in den von Ihnen beigefügten Zeitungsartikeln beschrieben, Chemotherapien bekommen oder sich überflüssigen Operationen unterziehen sollen. Andererseits sollten wir mit politischen Vorgaben sehr vorsichtig sein. Ob eine Behandlung notwendig ist oder nicht, ist keine Frage, die von Politikern pauschal beantwortet werden kann. Hier setzen wir eher auf bessere Aufklärung durch Ärzte und eine stärkere Betonung der Palliativmedizin in der ärztlichen Aus- und Weiterbildung.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner

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