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Christian Lindner
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Frage von Christian M. •

Frage an Christian Lindner von Christian M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Lindner,

ich habe einige Fragen, die sich auf den menschengemachten Klimawandel beziehen und die ich mir bisher noch nicht erklären kann. Da ich mir erst eine Meinung bilden möchte, sobald ich alle Meinungen gehört habe, frage ich nun auch Sie:

1.) Die Klimaerwärmung ist u.a. eine direkte Folge der CO2-Emissionen.
Die Erdatmosphäre setzt sich zu 0,04% aus Kohlenstoffdioxid zusammen und CO2 ist nach dem Wasserdampf der wichtigste Verursacher des Treibhauseffekts.
Ich habe bis heute nicht ganz verstanden, welche direkten Folgen sich aus einer Klimaerwärmung für Mensch und Umwelt ergeben könnten.

2.) Deutschland hat einen weltweiten Anteil von ca. 2% an den CO2-Emissionen. 30% der CO2-Emissionen sind auf den Verkehr zurückzuführen. Hiervon entfallen wiederum 72% auf den Straßenverkehr. Das hieße, dass weniger als 0,6% der Emissionen auf den Straßenverkehr zurückzuführen sind. Wenn sich aber kein anderes Land dafür einsetzt, die Kraftfahrzeuge von den Straßen zu verbannen, hätten wir immer noch einen globalen Ausstoß an CO2 von 99,4%. Ist das so weit richtig?

3.) Sofern ich es richtig verstanden habe, wird der Bau von AKWs von der EU subventioniert (https://www.zeit.de/wirtschaft/2014-10/atomkraftwerk-grossbritannien-eu-komission) und weltweit ist der Bau von 1400 Kohlekraftwerken geplant (https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energiepolitik-deutschland-treibt-den-ausstieg-voran-doch-weltweit-boomt-die-kohle/23141178.html).

Wenn Deutschland nun die Energiewende vollzieht, dann frage ich mich, inwieweit das überhaupt den Klimawandel positiv beeinflussen sollte.

4.) Was ist Ihre persönliche Meinung zu Kernfusionsreaktoren wie "ITER" und können Sie mir vielleicht sagen, warum sinnvolle Projekte wie etwa "Desertec" nicht weiter gefördert werden?
Der Bau von vielen Solaranlagen in Afrika würde nicht nur Arbeitsplätz in Afrika schaffen, sondern auch saubere Energie erzeugen und die Wirtschaft in den afrikanischen Staaten ankurbeln.

Vielen Dank im Voraus für die Aufklärung.

Beste Grüße

C. M.

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Sehr geehrter Herr Meyer,

herzlichen Dank für Ihre Fragen, die ich hiermit gerne beantworte.

1) Umfangreiche Informationen über Ursachen und Wirkungen des Klimawandels, insbesondere des Beitrags der Treibhausgasemissionen des Menschen, finden Sie auf den Seiten des Umweltbundesamtes: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimawandel
Es besteht wissenschaftlicher Konsens, dass der vom Menschen verursachte Anteil am Klimawandel über steigende Temperaturen und häufigere Extremwetterereignisse zusätzliche Risiken für die Weltbevölkerung und die Ökosysteme verursacht. Diese Risiken lassen sich durch wirksame globale Klimaschutzmaßnahmen reduzieren.

2) Deutschland verursacht rund 2% der globalen CO2-Emissionen. Laut Angaben des Umweltbundesamts (http://www.umweltbundesamt.de/emissionen) beträgt der Anteil des Verkehrs an den deutschen Treibhausgasemissionen 21%, der Anteil des Straßenverkehrs 20%. Der deutsche Straßenverkehr hat daher einen Anteil am globalen CO2-Ausstoss von ca. 0,4%.

3) Deutschlands Anteil an den globalen CO2-Emissionen ist zweifelsohne gering. Jedoch lässt sich jeder Tonne CO2 ein zusätzlicher Klimaschaden zuordnen, der in wissenschaftlichen Gutachten zwischen ca. 40 und mehreren hundert €/tCO2 geschätzt wird (https://www.carbonbrief.org/qa-social-cost-carbon). Allein daraus ließe sich politischer Handlungsbedarf ableiten. Viel wichtiger ist jedoch, dass Deutschland mit seiner Klimapolitik den Beweis antritt, dass mit kostenminimalen, marktkonformen Klimaschutzinstrumenten Klimaschutz auch ohne erhebliche Wohlstandsverluste möglich ist. Nur so werden wir eine internationale Vorbildwirkung erreichen und die internationale Gemeinschaft zu wirksamen Emissionsminderungen bewegen. Dieses Ziel hat die Bundesregierung mit der bisherigen Energiewende allerdings verfehlt.

4) Die Kernfusion kann in der Zukunft einen wichtigen Beitrag zu einer sicheren und klimaschonenden Energieversorgung leisten, ohne die Risiken des Betriebs und der Entsorgung radioaktiver Abfälle, wie bei der Kernspaltung. Daher lohnen sich staatliche Investitionen in diese Technologie. Ebenso lohnenswert erscheint eine Weiterentwicklung des Projektes "Desertec" für die Erzeugung von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen unter Nutzung von CO2 aus der Atmosphäre. Während die solare Stromerzeugung aus Photovoltaik und der netzgebundene Transport nach Europa unwirtschaftlich ist, kann eine chemische Speicherung der Solarenergie in alternativen Kraftstoffen und deren Transport per Schiff und Pipeline einen wichtigen Beitrag zur globalen, klimaschonenden Mobilität leisten. Zweifelsohne würde die erfolgreiche Umsetzung solcher Projekte einen nachhaltigen Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in Afrika leisten.

Beste Grüße zurück
Christian Lindner

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