Frage an Christian Lindner von Tim J. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Herr Lindner!
Unsere Tochter (9 Jahre) meinte neulich, sie fände es ungerecht, dass manche Leute so viel und manche Leute so wenig oder sogar gar kein Geld hätten. Viel besser wäre es doch, wenn man das Geld abschaffen würde, schlug sie vor. Man könne es dann ja so machen, dass jeder im Supermarkt pro Person vielleicht 15 Sachen nehmen dürfte und wenn es große Sachen wären, dann nur fünf. Außerdem (und ich vermute, dass dies ein relativ wichtiger Aspekt für sie war) könnte sie dann auch ein Pferd haben - würde ja nix kosten ;-)
Ich habe dann versucht, ihr zu erklären, dass Geld eine gute Sache ist und warum es eigentlich so ist, dass manche Leute reich und manche arm sind, aber leider kam ich sehr schnell ins Stottern und schließlich gab ich in Ermangelung guter Argumente auf.
Wären Sie vielleicht so freundlich und würden das für mich übernehmen?
Mit freundlichen Grüßen,
T. J.
Sehr geehrter Herr J.,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Erziehung Ihrer Tochter überlasse ich Ihnen, aber vielleicht einen kleinen Input:
Diese ganzen schönen Dinge im Supermarkt müssen von irgendjemandem hergestellt werden, der dafür eine Gegenleistung verlangt. Damit nicht verschieden wertvolle Dinge gegeneinander getauscht werden müssen, benutzen wir das Geld als Wertmaßstab und anerkanntes Tausch- und Zahlungsmittel. Die Bewertung von Waren und Dienstleistungen sollte dem Prinzip des Austauschs in der offenen Gesellschaft überlassen sein. Das mag im Einzelfall Fragen aufwerfen, aber ich sehe keine freiheitsverträgliche Alternative. Die Ungleichheit einer Gesellschaft oder das Verhältnis zwischen arm und reich ist nicht automatisch als negativ anzusehen, solange dies nicht auf Machtmissbrauch beruht. Fair sind Leistungsgerechtigkeit und gleiche Startchancen im Leben, sodass im übertragenen Sinne jeder sich die Chance erarbeiten kann, sich ein Pferd zu leisten. Da haben wir noch einiges zu tun, denn unser Bildungssystem ist noch nicht so gut, fair und modern, wie wir es uns wünschen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner
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