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Christian Lindner
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Frage von Gregor F. •

Frage an Christian Lindner von Gregor F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Lindner,

mit großer Bestürzung habe ich gelesen ( https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/un-migrationspakt-bedingungslose-kapitulation/ ), dass davon auszugehen ist, dass die Bundesregierung im Dezember dem „Globalen Pakt über Sichere, Geregelte und Planmäßige Migration“ in Marokko zustimmen will. Dies bedeutet weitere Aufgabe der eigenstaatlichen Souveränität sowie auch die Aufgabe der Souveränität der EU in Zuwanderungsfragen i9n die EU.

Leider muss man den Eindruck haben, dass die Bundesregierung ein weiteres Mal deutsche Interessen auf dem Altar der „Völkerverständigung“ opfert, und dies möglichst heimlich und ohne die Bevölkerung in einer breiten und ausgedehnten Diskussion über die Implikationen dieses Paktes zu informieren.

Obwohl die Wähler weder bei der letzten noch bei vorhergehenden Wahlen die Abgeordneten und/oder die Regierung zu einem solchen Schritt mandatiert haben, stellt sich zum einen die Frage, ob diese Zustimmung tatsächlich erfolgen soll. Weiterhin würde mich interessieren, wie Sie als Abgeordneter persönlich zu dieser Initiative mit all seinen denkbaren Konsequenzen stehen.

Mit freundlichen Grüßen
G. F.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr F.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage zum UN-Migrationspakt.

Der Unmut gegenüber diesem Pakt ist verständlich, denn die Bundesregierung hat es sträflich versäumt, offen und transparent über den Pakt zu informieren und dessen Punkte richtig einzuordnen. Das ist Kommunikationsversagen, dem viel zu spät entgegengesteuert wurde.

Deshalb sollte man den Migrationspakt als solchen aber nicht diskreditieren. Er verfolgt erst einmal das Ziel, Migration weltweit zu regeln. Er soll also vor allem gegen irreguläre Migration vorgehen, die uns auch hier in Europa besonders zu schaffen macht. Die meisten Anforderungen, die er dafür stellt, erfüllt Deutschland schon längst! Der Pakt zielt nämlich nicht auf Regionen wie Europa oder Nordamerika, wo längst Menschenrechtsstandards und internationales Völkerrecht eingehalten und die Rechte der Migranten gewahrt werden. Der Pakt will etwas in den vielen Ländern der Welt verändern - insbesondere in Afrika und Asien - die diese Standards eben noch nicht implementiert haben. Es ist ja kein Zufall, dass Flüchtlinge und Migranten gerade in Richtung Europa strömen, wenn in den Nachbarländern Menschenrechte und Flüchtlingsrechte nicht bestehen bzw. nicht eingehalten werden. Dort will der Pakt ansetzen und damit Grundrechte auch außerhalb der westlichen Demokratien stärken. Das kann nur in unserem ureigenen, nationalen wie europäischen Interesse sein. Denn wo Migranten in ihren Heimat- bzw. Nachbarregionen Perspektiven und Rechtssicherheit geboten werden, nimmt auch der Migrationsdruck auf Europa ab.

Klar ist, dass der Migrationspakt nicht der einzige Schritt zur einer Regulierung der Migration aus deutscher Sicht sein kann. Deshalb haben meine Fraktion und ich uns bei der Abstimmung im Deutschen Bundestag enthalten und einen eigenen Antrag eingebracht, der unsere Zustimmung mit einem eigenen Einwanderungsgesetz verknüpft, das Deutschland endlich klare Regeln für die Zuwanderung geben würde. Den Antrag finden Sie hier: https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/055/1905534.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner

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