Frage an Christian Lindner von Ursula und Winfried B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Lindner,
wie wir mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen müssen, hat Minister Schmidt im Alleingang für die Verlängerung des Glyphosat-Einsatzes gestimmt. Dies ist ein Affront gegenüber dem möglichen Koalitionspartner SPD und ein unglaublicher Vorgang. Dies bestärkt uns in der Ansicht, dass in der deutschen Politik Wirtschaftsinteressen vor Gesundheitsfürsorge gehen. Bezüglich unser aller Gesundheit: selbst wenn nur ein Verdacht besteht, dass Glyphosat gesundheitsschädlich oder gar krebserregend sein könnte, dann verbietet sich dessen Einsatz, bis wissenschaftlich neutral seriös das Gegenteil bewiesen ist!
Dieser Vorgang wird weitere Politikverdrossenheit fördern und ist geeignet, die Glaubwürdigkeit der deutschen Politik zunehmend in Frage zu stellen. Unserer Meinung nach müsste Minister Schmidt sofort die Konsequenzen ziehen und zurücktreten. Wir hoffen, dass die SPD die anstehenden GROKO Sondierungsgespräche ablehnen wird, wenn alles so bleibt wie es ist.
WAS WERDEN SIE UNTERNEHMEN?
Hochachtungsvoll
Zwei empörte und zutiefst enttäuschte Bürger
Ursula und Winfried Busch
Sehr geehrte Frau B., sehr geehrter Herr B.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht.
Der Alleingang des damaligen Landwirtschaftsminister Schmidt zeigt, dass sich Union und SPD selbst in so wichtigen Sachfragen wie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht auf ein abgestimmtes und gemeinsames Vorgehen einigen können.
Dabei ist die Sachlage aus Sicht der staatlichen wissenschaftlichen Bewertungsbehörden eindeutig: Bei sachgemäßer Anwendung ist Glyphosat nicht krebserregend. Zu dieser Ansicht kam nicht nur das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), sondern auch mehrere andere staatliche Institute. Die Einschätzung der Krebsagentur IARC der WHO, das Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend" sei, basierte hingegen auf der Fragestellung, ob der Stoff grundsätzlich in der Lage sein könnte, Krebs auszulösen. Das trifft jedoch auch für eine Vielzahl von Stoffen zu, die im täglichen Umgang der Menschen eine Rolle spielen, wie etwas Kaffee, Alkohol oder gar Kochsalz.
Nach Ansicht der Freien Demokraten muss der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach streng wissenschaftlichen Kriterien und realen Risiken beurteilt werden, zumal es sich bei Glyphosat um eine Substanz handelt, die in einigen landwirtschaftlichen Anwendungen nur schwer ersetzbar ist. Von den alternativ zugelassenen Pflanzenschutzmitteln gehen zumeinst keine geringeren Gefahren aus.
Gegenüber der mit dem Glyphosateinsatz möglichen pfluglosen Bodenbearbeitung verursacht die mechanische Bodenbearbeitung höhere Erosionsgefahren und nachweislich höhere Risiken für die Biodiversität des Bodens.
Nichtsdestotrotz treten wir Freie Demokraten für eine Landwirtschaft ein, die mit intelligenten Verfahren des Pflanzenschutzes und der Bodenbearbeitung den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das unbedingt notwendige reduziert. Hier bieten digitale Technologien große Chancen, Pflanzenschutzmittel gezielt und wirkungsoptimiert einzusetzen. Pauschale, angstgetriebene Verbote sind hingegen ein untragbares Risiko für unsere Landwirtschaft, sowohl als Versorger der Menschen mit Nahrungsmitteln als auch wichtiger Wirtschaftsfaktor unseres Landes.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und sende beste Grüße
Ihr Christian Lindner