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Christian Lindner
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Frage von Martin K. •

Frage an Christian Lindner von Martin K. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Lindner,

Vielen Dank, dass Sie und Ihr Team sich diesem Forum stellen – ich hoffe, aktive und ehrliche Diskussion im öffentlichen Raum wird von den WählerINNEn honoriert werden und Rattenfängern Wasser abgraben.

Leider halte ich Ihre Antworten auf meine Anfrage zum Krankenversicherungssystem für nicht ausreichend. Manche Ihrer Argumente mögen z.T. zutreffen, bei anderen handelt es sich um unbewiesene Glaubensthesen.

Jedoch: Mir wurden aufgrund von Firmenrichtlinien jährlich gut 15.000 € auf mein deutsches Bruttogehalt aufgeschlagen, nur um den Nachteil des deutschen Beschäftigungsverhältnisses auszugleichen. Ich bin Angestellter im Tarifkreis und das waren über 20% meines Bruttogehalts. Wenn ich das auf – Hausnummer - 20 Millionen abhängig Beschäftigte hochrechne, dann sind das 300 MILLIARDEN auf Arbeitnehmerseite, zusätzlich der Kosten der – so stark belasteten – Arbeitgeberseite.
Dazu kommt, dass die Leistungen in Österreich – v.a. in der Altersversorgung – wesentlich besser sind.
Für solche Beträge, die dem arbeitenden Bürger in Deutschland vorenthalten werden, sollte es bessere Antworten geben!
Kurz zum österreichischen System: Eine effiziente Einheitsversicherung ist jeder Verzettelung mit vielfachen teuren Versorgungsposten und vorgeblich innovativen Wettbewerbslösungen (rhythmisches Atmen oder so auf Krankenkasse) deutlich überlegen. Die Wartezeiten nicht privat Versicherter sind eher in Deutschland länger. Höhere Kosten, Steuerfinanzierung und Selbstbeteiligungen kann sich jeder Statistikbegabte so errechnen wie es passt. Ob die Qualität des deutschen Gesundheitssystems besser ist, kann diskutiert werden, mein Eindruck vom deutschen System ist jedenfalls sehr negativ und in den Niederlanden kommt amn aus einem deutschen Krankenhaus direkt in Quarantäne!
UND: Ich kann mich dort mit wesentlich geringeren Gesamtkosten mittels privater Zusatzversicherung so gut wie privat versichern.

Mit freundlichen Grüßen
M. K.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr K.,

haben Sie vielen Dank für Ihre erneute Nachricht über Abgeordnetenwatch.

Die Ausgestaltung eines sozialen Sicherungssystems kann sicher nach unterschiedlichen politischen Prioritäten erfolgen. Nach unserer liberalen Auffassung ist aber ein System, das auf Wettbewerb und Wahlmöglichkeiten beruht, auf längere Sicht zukunftsfähiger als eine Einheitsversicherung. So können Vor- und Nachteile der verschiedenen Formen der Absicherung wie umlagefinanzierter und kapitalgedeckter Vorsorge besser ausgeglichen werden und unterschiedliche Lebensmodelle besser berücksichtigt werden. Eine Einheitsversicherung würde letztlich zu verstärkter Umverteilung führen und so zu Mehrbelastungen der Bürgerinnen und Bürger über höhere Pflichtbeiträge bzw. über höhere Steuern. Darüber hinaus würde eine Einbeziehung der Beamten in die Sozialversicherung in Deutschaland vor hohen verfassungsrechtlichen Hürden stehen. Insofern wäre das österreichische System auch nicht einfach auf Deutschland übertragbar.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner

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