Frage an Christian Lindner von Amelie L. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Lindner
Laut diesem UN Report wird nur ~5% aller Migranten die von Nordafrika aus über das Mittelmeer nach Europa kommen der Flüchtlingsstatus zugesprochen (Statistik Seite 5). 14% erhalten Subsidiären Schutz und 21% Humanitären Schutz. 60% derer die mit Booten Italien erreichen sind laut diesem Report jedoch keine Flüchtlinge sondern Wirtschaftsmigranten und ihr Asylantrag wird abgelehnt und sie bekommen auch keine weitere Hilfe.
https://data2.unhcr.org/en/documents/download/53633
Meine Frage ist daher was Sie dagegen tun wollen?! Wollen Sie das wir die 60% Wirtschaftsmigranten trotzdem aufnehmen, verpflegen und versuchen zu integrieren, oder haben Sie eine Idee wie wir Wirtschaftsmigration wirkungsvoll unterbinden können?
Eine Möglichkeit wäre es beispielsweise es so zu regeln das Asylanträge nur noch in Botschaften außerhalb der EU (oder zumindest außerhalb Deutschlands) gestellt werden dürfen so das der Asylantrag vor Ort entschieden werden kann. Leute die mit Booten über das Mittelmeer anreisen müssten dann zurückgeschickt werden.
Diese Regelungen würden dazu führen das es keinen Anreiz mehr dazu gäbe die gefährliche Reise über das Mittelmeer zu unternehmen und es würde Wirtschaftsmigration massivst eindämmen.
Außerdem sollten Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht werden um mehrfache Versuche zu unterbinden. Darüber hinaus sollte ein Asylantrag auch nur mit gültigem Pass gestellt werden dürfen um die Identität eindeutig zu klären.
Halten Sie diese Idee für sinnvoll oder was würden Sie tun? Und sollten wir nicht auch versuchen den Flüchtenden primär vor Ort in nahe ihrer Heimat zu helfen?
Vielen Dank
A. L.
Sehr geehrte Frau L.,
haben Sie vielen Dank für Ihre E-Mail über Abgeordnetenwatch.de.
Wir Freie Demokraten wollen ein geordnetes Einwanderungsrecht schaffen, das nach Möglichkeit in einem Einwanderungsgesetzbuch zusammengefasst wird. Dabei muss zwischen individuell politisch Verfolgten, Kriegsflüchtlingen und dauerhaften Einwanderern klar unterschieden werden.
Dauerhafte Einwanderer wollen wir uns wie jedes andere Einwanderungsland selbst aussuchen. Deutschland ist auf die Einwanderung von qualifizierten und fleißigen Menschen angewiesen, wenn wir unseren Wohlstand auch zukünftig erhalten wollen. Neben der Reform der Blue-Card wollen wir zudem auch ein Punktesystem schaffen, bei dem sich Menschen aus aller Welt aufgrund ihres Bildungsgrades, Alters, ihrer Sprachkenntnisse und beruflichen Qualifikation um eine Einwanderung nach Deutschland bewerben können. Dabei ist auch Flüchtlingen, die sich entsprechend integriert haben, ein Rechtskreiswechsel und damit eine Einwanderungschance zu ermöglichen. Natürlich nur, wenn sie dieselben Kriterien erfüllen wie Fachkräfte aus dem Ausland.
Zu einem geordneten Einwanderungsrecht gehören auch funktionierende Rückführungsregelungen. Wer kein Bleiberecht hat, muss konsequent abgeschoben werden. Dies muss bundeseinheitlich sichergestellt werden. Die der fehlenden Einwanderungssystematik und viel zu langen Asylverfahren geschuldete Tendenz, dass bereits integrierte Flüchtlingsfamilien abgeschoben werden, aber umgekehrt Findige unser System ausnutzen, ist humanitär nicht verantwortbar, gesellschaftspolitisch gefährlich und auch volkswirtschaftlich ein großer Fehler. Wir Freie Demokraten wollen Talente von Zuwanderern fördern, ihre Potenziale und Visionen für den Arbeitsmarkt nutzbar machen und starke Personen für eine aktive Mitarbeit in Gesellschaft und Ehrenamt gewinnen.
Wir Freie Demokraten halten das Menschenrecht auf Asyl für nicht verhandelbar. Anträge von Asylsuchenden aus sicheren Herkunftsstaaten sollen in den Registrierungszonen, den sogenannten Hotspots, schnellstmöglich entschieden werden. Gleichzeitig ist aber entscheidend, dass Konflikte, Armut, Hunger und fehlende Rechtsstaatlichkeit vor Ort bekämpft werden müssen. Oberste Priorität hat die Beilegung von bewaffneten Konflikten. Um Menschen die lebensgefährliche Flucht zu ersparen, möchten wir es ermöglichen, Asylanträge auch bereits im Ausland zu stellen. Ihren Vorschlag, Anträge ausschließlich im Ausland stellen zu können, lehnen wir dagegen ab - die Wirkung, dass Menschen die gefährliche Reise nicht auf sich nehmen, kann mit unserem Vorschlag bereits erreicht werden.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner