Frage an Christian Lindner von Max K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Lindner,
zuerst möchte ich mich bei ihnen für ihre Antworten bei meinen Fragen zum Thema Mindestlohn bedanken. Ich hörte in den letzten Tagen das die frisch vereidigte schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen vor hat Studiengebühren für nicht EU Ausländer einzuführen die nicht in Entwicklungsländern leben.
Dazu habe ich folgende Fragen:
1. Ist es diskriminierend Studiengebühren nur für eine Gruppe von Menschen einzuführen?
2. Was halten sie von einem Modell der nachlaufenden Studiengebühren, indem jeder Studierende nach dem Studium einen Beitrag nach seiner finanziellen stärke zahlt?
3. Sollte Frage 2 ihre Zustimmung erhalten warum kann sich ihre Partei dann in diesem Punkt gegen die CDU nicht durchsetzen, wenn man bedenkt, dass sie die Ministerin für Schule und Bildung stellen?
4. Finden sie es richtig das die FDP/DVP Landtagsfraktion einen grün-schwarzen Gesetzentwurf zur Einführung von Studiengebühren für nicht EU Ausländer abgelehnt hat und hätten sie dies auch getan?
5. Ich habe im Juni 2017 den Schulabschluss Mittlere Reife im Freistaat Bayern erworben und werde im September mit einer Ausbildung als Kaufmann für Büromanagement beginnen. In Bielefeld sagten sie das die Kosmetikerin und der Handwerksmeister das Studium über Steuern bezahlen würden. Frage: Trifft diese Aussage auch auf meine Ausbildung zu?
Für eine Beantwortung meiner kleinen Anfrage wäre ich ihnen sehr dankbar und wünsche ihnen schöne Sommerferien.
Ihr M. K.
Sehr geehrter Herr K.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht über Abgeordnetenwatch.
Die Freien Demokraten haben im Wahlkampf dafür geworben, die Qualität der Lehre an den Hochschulen wieder zu verbessern und eine tragfähige Finanzierung sicherzustellen, denn unter der rot-grünen Landesregierung hat sich die Lage an den Hochschulen sichtlich und spürbar verschlechtert. Von uns Freien Demokraten wurde dabei der Weg über die Einführung nachgelagerter Studienbeiträge favorisiert.
Mit der CDU haben wir uns nun darauf verständigt, dass wir die Qualität der Lehre an unseren Hochschulen wieder nach vorne und NRW raus aus dem Mittelmaß bringen wollen. Hierzu werden keine allgemeinen Studienbeiträge in Nordrhein-Westfalen eingeführt. Um die Finanzierung und damit die Qualität der Lehre dennoch zu verbessern, haben wir uns für einen anderen Weg entschieden: Neben einer Erhöhung der Landesmittel für die Hochschulen wollen wir zusätzliche Mittel darüber generieren, dass wir Beiträge für Studierende aus dem Nicht-EU-Ausland einführen.
Eine finanzielle Beteiligung internationaler Studenten an ihrem Hochschulstudium halten wir für fair. Zum einen tragen sie bzw. ihre Familien nicht durch Steuern zur Finanzierung des Gemeinwesens bei. Zum anderen ist es international überall üblich, (zum Teil deutlich höhere) Beiträge zu zahlen. Ich halte es nicht für vermittelbar, dass deutsche Studierende hohe Gebühren in Großbritannien zahlen. Umgekehrt aber britische Studierende auch aus wohlhabenden Familien in Deutschland ohne eigenen Beitrag studieren.
Wichtig ist: Die zusätzlichen Mittel werden wir für die Hochschulen nutzen, um dort die Bedingungen in der Lehre wieder zu verbessern. Ein Teil der Gebühren verbleibt direkt an den Hochschulen, um dort etwa mehr Tutorien anbieten zu können oder die Betreuungsrelation zu verbessern. Das weitere Aufkommen kommt ebenfalls direkt dem Landeshochschuletat zu. Das ist auch der elementare Unterschied zum Gesetz in Baden-Württemberg, wo auf Kosten der Studierenden der Landeshaushalt aufgebessert werden soll.
Ihre berufliche Ausbildung wird im Rahmen des schulischen Teils aus Steuermitteln finanziert. Doch jegliche Kosten, die dem Arbeitgeber entstehen (u.a. die Einrichtung eines Arbeitsplatzes, die praktische Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten oder die Auszubildendenvergütung) trägt dieser selbst.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner