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Christian Lindner
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Frage von Hartmut M. •

Frage an Christian Lindner von Hartmut M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Lindner,

ich wundere mich sehr, über die ständige Erwähnung des demografischen Wandels.
Herr Prof. Bosbach hinterfragt die Demografie auch, wie sie anhand dieses Links sehen können:

http://www.taz.de/!131729/

Ich denke, dass die Gesamtbevölkerung der Welt ansteigen wird, und Deutschland wird aus meiner Sicht noch mehr Migration bekommen.
Warum dann diese z.T. panische Debatte?

In diesem Bericht ist davon die Rede, dass 3,2 Mio. Arbeitslose nicht in der Statistik auftauchen:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/beschaeftigung-3-2-millionen-arbeitslose-gelten-nicht-als-arbeitslos-1512738.html

Der Bericht ist aus dem Jahr 2008.
Können Sie mir beantworten, wie hoch die Zahl der nicht in der Statistik erfassten Menschen heute ist?

Warum findet die sogenannte Unterbeschäftigung ( ohne Kurzarbeit) aus meiner Sicht kaum mehr eine mediale Beachtung?

Wie man anhand dieses Links sehen kann, weist die BA diese aus, man muss nur auf die Kreise oder Bundesländer drücken und man sieht diese:

http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-Regionen/Politische-Gebietsstruktur-Nav.html

Seit 1992 gingen 1,2 Mio. Jobs im Osten verloren, im Westen kamen 1,1 Mio. hinzu. Die BA hat diese Zahlen bestätigt. Zum besseren Verständnis sende ich Ihnen diesen Link mit:

http://www.t-online.de/wirtschaft/jobs/id_68181682/jobs-in-ostdeutschland-seit-1992-um-1-2-millionen-gesunken.html

Warum spricht man dann von einem Jobboom?

Außerdem prognostiziert eine US-Studie einen sehr großen Jobverlust durch die Automatisierung:

http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/automatisierung-roboter-ersetzen-menschen-in-der-haelfte-aller-berufe,10808230,26741978.html

Ich weiß nicht, inwiefern die Prognose aus diesem Bericht stimmt.
Aber warum findet die Automatisierung bei den Politikern -aus meiner Sicht- gar keine Beachtung?

Mit freundlichen Grüßen

Hartmut Mayer

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Mayer,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht.

Es ist unbestritten, dass in Deutschland zu wenige Kinder geboren werden und die Bevölkerung in Zukunft aus einem größeren Anteil von älteren Menschen bestehen wird. Die Folgen dieses demographischen Wandels sind bereits sichtbar. In der Wirtschaft wird es in einigen Branchen absehbar zu einem erhöhten Fachkräftebedarf kommen. Der Zuwachs der Weltbevölkerung wird die Probleme unseres demographischen Wandels nicht von allein lösen. Wir stehen im internationalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe. Um Menschen dazu zu bewegen in Deutschland zu arbeiten und zu leben, müssen wir also attraktiver werden. Initiativen zur sprachlichen und beruflichen Bildung für ausländische Fachkräfte und Hochqualifizierte und bessere Rahmenbedingungen für den Zuzug von Familien (Kinderbetreuung, Wohnraum, Beschäftigungsmöglichkeiten für den Partner, familienfreundliche Unternehmensstrukturen) erhöhen unsere Chancen, gut ausgebildete und talentierte junge Menschen für unser Land zu gewinnen. Nur mit ihrer Hilfe werden wir unsere wirtschaftliche Stärke und unseren Wohlstand auch in Zukunft sichern können.

Sie sprechen auch das Thema der Unterbeschäftigung an. Zu den betroffenen Personen gehören nach Definition der Agentur für Arbeit Arbeitslose, Teilnehmer in Qualifizierungsmaßnahmen, der beruflichen Eingliederung, in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit, in Kurzarbeit, Altersteilzeit sowie geförderter Selbstständigkeit. Die letzte Statistik der Bundesagentur für Arbeit enthält der von Ihnen erwähnte Bericht aus dem Jahr 2008. Mir ist kein aktuellerer Bericht zu dem Thema bekannt. Daher kann ich Ihnen nur empfehlen, sich mit Ihrer Frage nach aktuellen Daten an die Agentur für Arbeit zu wenden.

Die von Ihnen erwähnte Studie zur Automatisierung liegt mir nicht vor. Ich bitte daher um Verständnis, dass ich Ihnen an dieser Stelle nur sehr allgemein antworten kann. Seit über 100 Jahren heißt es, Menschen werden durch Roboter ersetzt. Für einige Branchen trifft das zu, für andere wiederum nicht. Heute gibt es z.B. Menschen, die davon leben, anderen Menschen einen PC oder ein Smartphone einzurichten oder zu reparieren. SAP wurde im Zuge der zunehmenden "Automatisierung" in den 70er Jahren gegründet, hat heute rund 65.000 Mitarbeiter. Google gab es vor gut 15 Jahren noch nicht, heute hat das Unternehmen fast 50.000 Mitarbeiter. Ich würde sagen, dass es sich um einen dynamischen Prozess handelt. Für die Zukunft sehe ich nicht, dass der Mensch durch den Computer "ersetzt" werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Lindner

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