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Christian Lindner
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Frage von Clemens J. •

Frage an Christian Lindner von Clemens J. bezüglich Soziale Sicherung

Clemens Jaeckel 57 Jahre alt / Tech. Betriebswirt & Industriemeister Metall

Sehr geehrter Herr Lindner,

Warum müssen Sie uns, die wir 40,45 oder gar 50 Jahre den deutschen Staat mit aufgebaut haben so fürstlich für unsere Lebensleistung belohnen?
Warum müssen wir im Alter von der Hartz IV - Armut leben?
Warum werden wir mit denen gleichgestellt die für den Staat nachweislich noch nichts geleistet haben und dies in vielen Fällen auch nicht wollen?
Wir haben dem Staat gegenüber unser Soll erbracht! Wir waren nie arbeitslos, unsere Steuern und Abgaben hat der Staat immer gerne und sehr reichlich genommen!
Doch wie sieht es aus wenn man vom Staat Hilfe benötigt? Wir werden in die Hartz IV - Armut abgeschoben. Warum und mit welchem Recht tun Sie das?.
Wir haben sicherlich nicht unser Leben lang dafür geschuftet um am Ende in der Hartz IV - Armut zu enden.
Waren meine 3500 - 4000 € reine Lohnsteuer die ich dem Staat Monat für Monat geben durfte nicht genug um mir im Alter ein menschenwürdiges leben zu ermöglichen?
Ihr bestreben ist es, uns ältere in Minijobs und in Zeitarbeitsfirmen zu bringen, ist das wieder ein kleines Geschenk an die Industrie bzw. die Wirtschaft wie zum Bsp. den Hotels. Nur, wir wollen keine Minijobs und schon gar nicht in einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt sein. Wir wollen Jobs von denen wir leben können ohne auf das Amt laufen zu müssen! Ihr Vorschlag den Alg 1 Bezug zu verkürzen ist nichts anders als die Alten noch früher in die Hartz IV- Armut zu bringen und so dem Staat viel Geld einzusparen. Sehe ich das richtig?. Die Anhebung des Renteneintritt-alters ist ja auch nichts anders als eine versteckte Rentenkürzung! Stimmen Sie mir da zu?
Ich selber habe über 500 Bewerbungen geschrieben! Es ist einfach nicht wahr, dass es für uns "alte qualifizierte" einen Arbeitsmarkt gibt, ganz im Gegenteil. Der Anteil der ältereren Erwerbslosen ist in den letzten Jahren um 1,8% gestiegen.
Ich freue mich auf Ihre aussagekräftige Antwort.

MfG

Clemens Jaeckel

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Jaeckel,

Ihre Situation bedaure ich. Gleichwohl darf man nicht aus den Augen verlieren, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt auch für Ältere in den letzten Jahren objektiv verbessert hat: Die Zahl der Betroffenen hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert. Nur eine ganz geringe Zahl nimmt das ALG I länger als ein Jahr in Anspruch (3,9 Prozent). Und wer die 24 Monate ausschöpft, geht danach sehr oft in den Ruhestand.

Für mich gilt: Besser Teil- oder Zeitarbeit als keine Arbeit. Deshalb ist jede Milliarde Euro, die wir für Aktivierung gewinnen, ein Fortschritt! Die Investitionen in mehr Treppenstufen und mehr Abzweigungen auf dem Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt zahlen sich aus. Eingliederungs- und Qualifizierungshilfen sollten also verstärkt werden, wo sie benötigt werden. Bedauerlicherweise gibt es aber weiter ältere Arbeitnehmer, die nur schwer eine neue Beschäftigung finden. Hier kann Zeitarbeit oder Teilzeitarbeit eine Lösung sein, den Wiedereinstieg in Schritten zu schaffen oder zumindest das verfügbare Haushaltseinkommen zu erhöhen. Deshalb wollen wir die Kombination aus Sozialleistung und (kleinem) Arbeitseinkommen attraktiver machen – im Interesse der Arbeitnehmer. Bislang kann man neben Sozialleistungen von einem monatlichen Einkommen von 101 bis 1.000 Euro nur 20 Prozent behalten.

Und Sie müssen eines bedenken: Die Arbeitslosenversicherung hat keine ansparende Wirkung - und ist auch keine Risikoversicherung (sonst müssten z.B. Jüngere geringere Beiträge zahlen, weil sie in der Regel schneller Arbeit finden).

Die maßvolle Anhebung des bisher geltenden Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahre halte ich nach wie vor für vertretbar, mit Blick auf die demographischen Entwicklungen sogar für geboten. Immerhin geht die bisherige Rentengrenze auf Verordnungen aus dem Jahr 1911 und 1916 zurück. Seitdem ist die durchschnittliche Lebenserwartung aber um mindestens 30 Jahre gestiegen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen haben sich deutlich verbessert.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner

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