Frage an Christian Haardt von Thorsten P. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Haardt,
der Bau der Kosterstraße in Stiepel läuft im 5. Jahr. Der Grund dafür liegt unter anderem bei einem maroden Ausschreibungssystem, das mehr auf Kosten, als auf Effizienz achtet. An diesem System können Sie nichts ändern.
Die Unfähigkeit der Landesregierung eine 2,3 Kilometer lange Straße in fünf Jahren fertig zu stellen zeigt auf, dass ein Dialog mit dem Bürger komplett ignoriert wurde.
Bochum will weitere Millionen in Infrastrukturprojekte investieren, die jahrelange Rückstaus von Autofahrern zur Folge haben werden.
Lösungen:
Viele Leute hier kennen das Meta-Cafe, oder World-Cafe. Die Königsdisziplin davon ist die Syntegration, die in den 70er Jahren von Stafford Beer erfunden wurde.
Die Rechte an der Syntegration hat inzwischen Malik Management aus der Schweiz übernommen und hat das Konzept über hunderte male in Deutschen Konzernen durchgeführt.
Wie funktioniert es?
3 1/2 Tage kommen die wichtigen Vertreter der Stadt zusammen. Aus der Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Vereine, Polizei, Feuerwehr, etc.
Es wird eine zentrale Frage erörtert, zum Beispiel "wie kann die Straße schnell und günstig fertig werden?"
Die Frage erarbeitet man sich gemeinsam. Dann wird in Gruppen gearbeitet und im Plenum.
Die Besonderheit ist die Auswertung der Maßnahmen. Jeder kann mit seiner Stimme für vorgeschlagene und diskutierte Maßnahmen seine "Unterschrift" abgeben. Die Maßnahmen werden dann in der von Frederik Vester entwickelte Software eingegeben und nach verschiedenen Kriterien bewertet. Das machen die Malik Mitarbeiter mit Hilfe der Teilnehmer.
Dann kommt heraus, welche Maßnahmen die größte Hebelwirkung haben und welche Maßnahmen geringere Wirkung haben aber auch abgearbeitet werden müssen.
Frage:
Könnten Sie sich vorstellen von den Millionenbudgets der Baustellen ein paar Euro in eine gute Vorbereitung zu investieren und für die beteiligten Menschen eine Syntegration zu finanzieren und zu unterstützten?
Sehr geehrter Herr Podlech,
natürlich kann ich mir vorstellen, ein paar Euro mehr als heute in eine gute Vorbereitung zu investieren.
Syntegration eignet sich aber für die Vorbereitung von Bauprojekten, bei denen es allein um die Umsetzung einer bereits beschlossenen Planung geht, eindeutig nicht.
Im Übrigen lehne ich es grundsätzlich ab, wenn man sich als Kommune auf ein singuläres, keineswegs unumstrittenes Verfahren festlegt, das allein von einem einzigen Anbieter zur Verfügung gestellt wird. Ein Verfahren zudem, dass für völlig andere Zwecke konzipiert ist.
Natürlich wendet die Stadt Bochum auch heute schon ähnliche Verfahren in Bereichen an, die sich für solche Verfahren eignen. Möglicherweise kommt dabei auch einmal die Firma Malik zum Zuge. Aber nur dann, wenn sie sich unter Wettbewerbsbedingungen als geeignet oder günstig erweist.
Eine Stadt ist grundsätzlich nicht die Melkkuh irgendwelcher Unternehmensinteressen.
Der Ausbau der Kosterstraße ist übrigens kein städtisches Bauprojekt sondern eines des Landes NRW, wie sie ja zutreffend feststellen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Haardt