Frage an Christian Goiny von Carsten L. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Goiny,
was halten Sie von der Schließung des Flughafens Tempelhof?
mfg
Lange
Sehr geehrter Herr Lange!
Vielen Dank für Ihre Frage! Ich halte die beabsichtigte Schließung des Flughafens Tempelhof durch Herrn Wowereit und die SPD/PDS-Koalition für einen schweren Fehler. Dieses Vorhaben kostet mehrere hundert Arbeitsplätze, dem Steuerzahler mindestens 25 Mio EUR (siehe Bericht der Berliner Morgenpost vom 30.7.2006) und fügt der Verkehrsinfrastruktur Berlins einen großen Schaden zu.
Die Schließung ist wohl ausschließlich der "roten Verkehrsideologie" geschuldet (1995 forderte die SPD noch auf ihren Wahlplakaten: "Tegel, Tempelhof und Schönefeld schliessen"... Das trauen sie sich jetzt wohl doch nicht mehr öffentlich zu plakatieren!), denn einen vernünftigen Grund gibt es nicht:
Die SPD-Stadtentwicklungssenatorin gab bei einer Veranstaltung vor wenigen Wochen erneut zu Protokoll, dass dort ein Park entstehen solle, da man die Fläche aus Gründen der Stadtökologie nicht bebauen kann.
SPD und PDS besitzen also kein Konzept zur anderweitigen Nutzung des Standortes.
SPD und PDS verhindern außerdem absichtlich jede intensivere wirtschaftliche Nutzung, "beklagen" scheinheilig aber das Defizit des Flughafens.
Mit den Konzepten wie sie von Friedbert Pflüger und der CDU, von Fluggesellschaften oder namhaften Architekten vorgelegt wurden, ließe sich Tempelhof erfolgreich und wirtschaftlich betreiben.
Auch die Planungen für Schönefeld hängen weder rechtlich noch tatsächlich an der Schließung von Tempelhof. Aufgrund der geltenden Rechtslage läßt sich Tempelhof nach einer Schließung aber nie wieder als Flughafen in Betrieb nehmen. Damit wird also eine Zukunftschance vertan.
Schließlich hat der Flughafen Tempelhof während der Fußball-WM auch das Ansehen der Stadt gerettet: Dort wurden bis zu 300 kleinere und mittlere Flugzeuge abgestellt. Für diese Maschinen wäre weder in Tegel noch in Schönefeld Platz gewesen. Wäre es nach Herrn Wowereit gegangen und der Flughafen Tempelhof bereits 2004 geschlossen worden, hätten alle diese Flugzeuge mit ihren sicherlich auch Prominenten Gästen in Erfurt, Leipzig oder Hannover landen dürfen...
Dank Tempelhof hat sich Berlin nicht international blamiert!
Bemerkenswert finde ich darüber hinaus, dass selbst die Lufthansa, die ja in geradezu ärgerlicher Weise ihren "Geburtsort" im Stich läßt, die deutsche Nationalmannschaft zur "Dankeschön-Feier" am Brandenburger Tor mit einer Boeing 737-500 in Tempelhof einschweben ließ...
Richtig ist natürlich, dass die Belastung der Anwohner weiter zu minimieren ist, das gilt ja auch für andere Lärm- und Gefahrenquellen in Berlin. Das ist für die Verbesserung der Lebensqualität in Berlin von hoher Bedeutung!
"Verkehrslärm" wird sich in einer Großstadt nun einmal nicht komplett vermeiden lassen.
Auch bezüglich der Sicherheit müssen höchste Anforderungen erfüllt werden. Laut aktueller Unfallstatistiken ist es in unserer Region aber gegenwärtig leider am gefährlichsten mit dem PKW in Brandenburg unterwegs zu sein: Im ersten Halbjahr 2006 gab es auf Brandenburgs Straßen 126 Tote und 6.134 Verletzte (Berliner Morgenpost vom 19.8.2006)!
Die Fragen von Lärm und Sicherheit sind für mich daher sehr wichtig, sie veranlassen mich jedoch nicht der Schließung von Tempelhof zuzustimmen.
Ich bin für den Erhalt des Flughafens Tempelhof, weil er ein Stück Berliner Geschichte repräsentiert, stadtgestalterisch nicht wegzudenken ist, eine wichtige Verkehrsinfrastruktur-Einrichtung unserer Stadt darstellt, Arbeitsplätze sichern und schaffen helfen kann, mit Ideen und Verstand wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben ist, insgesamt der Attraktivität Berlins dient und - am Rande erwähnt - es überhaupt keine sinnvolle andere Nutzung für dieses große Gelände gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Goiny