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Christa Labouvie
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Jörg W. •

Frage an Christa Labouvie von Jörg W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Christa Labouvie

Im Partei Programm der Grünen steht folgendes:

Integration fördern
Jeden Monat verlassen rund 3500 Menschen unser Land. Gleichzeitig ziehen aber auch 2500 Menschen in
unser Land. Mecklenburg-Vorpommern braucht Einwanderung aus wirtschaftlichen und demographischen
Gründen. Sie bietet aber auch die Chance zur kulturellen Bereicherung unserer Gesellschaft. Rund 500
Menschen pro Monat kommen aus anderen Ländern. Wir wollen ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben ermöglichen.

Warum verlassen jeden Monat viele Menschen Mecklenburg-Vorpommern ?
Ich kann es ihnen sagen, kein Job, keine Hoffnung, keine Zukunft, ich bin auch einer von denen die gegangen sind.
Frage: Warum benötigt Meck-Vorp. Einwanderung aus wirtschaftlichen Gründen ?
Wo sollen ihrer Meinung nach Ausländer einen Job finden bei der hohen Arbeitslosigkeit ?
Was ist unter kultureller Bereicherung zu verstehen ?
Etwa Ehrenmorde und hohe Ausländerkriminalität wie in den Großstädten ?

Im Partei Programm steht weiterhin dieses:

Flüchtlinge schützen
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen eine umfassende und unabhängige Erstberatung für Flüchtlinge
einrichten. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN werden sich auf Landes- und Bundesebene weiterhin für ein
großzügiges Bleiberecht einsetzen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sprechen sich gegen Abschiebelager oder -haft aus. Solange jedoch Abschiebung möglich ist, muss für eine geeignete Unterbringung der Menschen gesorgt werden. Bei der
Standortauswahl sind ausreichende Betreuung und Beschäftigung der Flüchtlinge, Rechtsberatung und
verkehrsmäßige Erreichbarkeit zu gewährleisten.

Die Grünen möchte Flüchtlinge ausreichend betreuen, beschäftigen und setzen sich für ein Bleiberecht ein.
Frage: Wer kommt für die Kosten der Betreuung auf ?
Wo und welche Arbeitsplätze werden von den Grünen bereitgehalten um Flüchtlinge zu beschäftigen ?

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Walter

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Werter Herr Walter,

aus Ihren Fragen an mich, die Sie teilweise schon mit eigenen Antworten versehen haben, kann man eindeutig entnehmen, dass Sie wenig für Menschen aus anderen Ländern übrig haben. Nun, da Sie erwähnten, dass Sie unser Land verlassen haben, kann ich Ihnen nur wünschen, dass Sie als „Fremder“ dort, wo Sie jetzt leben, freundlicher behandelt werden. Ich habe mir gerade mal ein Wahlprogramm durchgelesen und da möchte ich jetzt mal etwas zitieren und gleichzeitig eine Ihrer Fragen beantworten, was wir denn unter kultureller Bereicherung verstehen könnten:
„Kultur ist das kollektive Gedächtnis unseres Volkes, das die seelischen Kräfte unseres Volkes über alle Zeiten hinweg fortschreibt“. Ich hoffe, Sie wissen über unser Volk ein wenig Bescheid. Ansonsten kann ich Ihnen gerne kurz auf die Sprünge helfen: erste große Völkerwanderungen (z. B Teutonen) gab es vor unserer Zeitrechnung, im 5./6. Jahrhundert erfolgten große Völkerwanderungen (Mongolen und Hunnen). Unsere Regionen hier waren bis ins 10./11 Jahrhundert von westslawischen Stämmen besiedelt. Germanische Stämme sollten Sie nicht mit Deutschen gleichsetzen. Das würden Ihnen viele Skandinavier aber auch Holländer verübeln. Erst seit dem 11. Jahrhundert spricht man von Deutschen, die sich nach und nach mit den slawischen Stämmen vermischten. Hinterpommern ist französisch geprägt durch die Hugenotten und es wird berichtet, dass im 30-jährigen Krieg (1618-1648) 2/3 aller Pommern gestorben seien. Von 1630 bis 1815 standen Teile (bis kurz vor Wismar) Mecklenburgs und Pommerns (bis Stettin) unter schwedischer Herrschaft. Rügen gehörte zeitweise zum Erzbistum Roskilde (Dänemark). Alle Namen mit der Endung –ow sind nicht deutsch, ebensowenig Namen mit der Endung -ski wie z. B. Podolski. Also eine bunte Mischung charakterisiert unser Volk. Das zu unserem „deutschen“ kollektiven Gedächtnis über alle Zeiten hinweg. Man nennt uns Deutsche in anderen Kreisen ja hin und wieder mal „Kartoffelköpfe“, aber Sie werden sicher wissen, dass die Kartoffel nicht aus Deutschland stammt, sondern aus Amerika über Irland nach Europa kam. Es gäbe keinen Wein, keine Spaghetti, keinen Reis und mit Messer und Gabel könnten wir auch nicht umgehen. Sie hätten kein Papier, welches Sie beschriften können und auch kein Porzellantellerchen, von dem Sie essen können.
Wahrscheinlich säßen wir ohne die Einflüsse anderer Kulturen noch auf den Bäumen, wenn ich mir das mal so recht überlege. Kein Leben in Samt und Seide, sondern ich vermute, eher noch mit Fell und Lendenschurz. Ich bin überzeugt, Sie verstehen jetzt, was kulturelle Bereicherung meint. Die (völlig gemischten) „Deutschen“ sind schon ein ganz gutes Volk und wir haben auch einiges erfunden, sind das Land der Dichter und Denker, da sind wir sicher einer Meinung, aber es sollte doch keine Inzucht werden, nicht wahr? Ich verurteile Ehrenmorde, aber mindestens genauso schrecklich finde ich es, wieviel Tausende Frauen und Kinder täglich von ihren alkoholabhängigen deutschen Männern verprügelt und damit körperlich und seelisch misshandelt werden. Wir bräuchten keine Frauenhäuser, weniger Psychologen, Psychopharmaka und medizinische Versorgung, wenn es diese vielen deutschen Alkoholabhängigen nicht gäbe. 75 % Kinder von alkoholabhängigen Eltern werden selber Alkoholiker, unzähligen Kindern wird dadurch eine Zukunft verwehrt. Von insgesamt 240 Millarden Krankenkassen-versicherungsbeiträgen werden 40 Millarden für alkoholbedingte Krankheiten und deren Folgeerscheinungen ausgegeben, ohne die Kosten für psychosomatische Störungen Angehöriger. Das alles zahlt die Solidargemeinschaft der Versicherten, was sagen Sie denn dazu? Natürlich erkenne ich die Ursachen, alles psychologisch erklärbar, aber das ist wieder ein anderes Thema und damit werde ich mich dann auch schwerpunktmäßig im Landtag befassen.
Wissen Sie eigentlich, dass in M-V nur 1,9 % Bürger und Bürgerinnen mit Migrationshintergrund leben? Und die Zuwanderungszahlen sind stark rückläufig, zu uns kommt niemand freiwillig, keine Arbeit, kein Willkommen und die Deutschen aus den anderen Bundesländern kommen auch nicht zu Besuch, weil sie vermuten, dass hinter jedem Busch ein Nazi mit einem Knüppel sitzt. Das kann ich Ihnen versichern, dass es so ist, das weiss ich aus eigener Erfahrung. In NRW wird so von unserem Land gesprochen und es tut mir in der Seele weh, wenn ich das höre. Können Sie mir beantworten, wieviele potenzielle Investoren erst gar nicht versuchen, zu uns zu kommen, weil sie sich in dieser feindlichen Atmosphäre nicht niederlassen wollen? Sehen Sie, ich bin dennoch aus Liebe zum Land und Volk hierher gezogen, ohne Zukunft, ohne Geld, ohne Aussichten und habe mir meinen Arbeitsplatz selbst geschaffen. Ich glaube an mich und war immer überzeugt davon, dass ich es schaffe. Ich habe niemandem einen Arbeitsplatz genommen, sondern eine Lücke gesucht und gefunden. Wissen Sie, dass in diesem Jahr sich gerade mal 157 Jugendliche mit Migrationshintergrund um einen Ausbildungsplatz beworben haben zu 22.000 deutschen Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchten? Wir hatten Ende Juni knapp 160.000 Arbeitslose in unserem Land und trotzdem 16.000 offene Stellen, weil es nicht genügend geeignete qualifizierte Deutsche gibt. Demnach müssen diese offenen Stellen zunächst durch Menschen anderer Länder besetzt werden, um wirtschaftlichen Einbrüche zu vermeiden.
Es muss deutlich mehr Geld in die Bildung fließen, was durchaus aus Überschüssen genährt werden sollte, die z. B. jüngst durch Arbeitslosenversicherungsbeiträge erwirtschaftet wurden. Es liegt am Umbruch der Zeit, aber es liegt auch daran, dass unser Schulsystem, vor allem das dreigliedrige, sozial schwächere Menschen benachteiligt, ja sogar von Bildung ausgrenzt.
Nun zur Betreuung von Flüchtlingen, eine weitere Frage von Ihnen, Herr Walter.
Kaum ein Mensch verlässt freiwillig seine Heimat. Wenn er gar flüchten muss, herrschen kriegsähnliche Zustände oder Naturkatastrophen, die global verursacht werden, ihn dazu zwingen. Meist bleibt er bei Naturkatastrophen dennoch oder kehrt schnell wieder heim. Ich sehe es als unsere Aufgabe, ein wenig über den Tellerrand unseres Landes hinaus zu schauen und so müssen wir auch für den Frieden in anderen Ländern der Erde Sorge tragen. Ich glaube, dass erreichen wir nicht mit Präventivkriegen, weil Gewalt erzeugt immer nur Gewalt, das lernt man ja schon in der Schule, Druck erzeugt Gegendruck. Also benötigen wir andere Lösungen. Würden wir das schaffen, gäbe es keine Flüchtlinge.
Ansonsten hat jeder Mensch das Recht darauf, menschenwürdig behandelt zu werden.
Was wären denn Ihre Lösungsansätze? Alle erschießen? Oder sollen wir uns einmauern?
In Spanien geschieht das ja schon, dort werden die Mauern immer höher und der Stacheldraht immer dichter, damit die Menschen, die ihrem Elend in Afrika entfliehen wollen, nicht nach Europa „eindringen“ können. Dabei haben sich viele „weiße“ Menschen an den Schätzen Afrikas gewaltsam bereichert. Das kann ich nicht unterstützen und ich bin davon überzeugt, dass die Menschen, die anders denken, absolute Ausnahmen darstellen. Das hat nichts mehr mit Frust, verletztem Selbstwertgefühl oder Mutlosigkeit zu tun, das ist einfach nur armselig. Ich glaube, dass auch Sie nicht wirklich dazu gehören, Hand aufs Herz.
Ihre sonstigen Fragen zu Arbeit und Wirtschaft entnehmen Sie doch bitte unserem Programm oder belesen sich auf unserer Internetseite: http://www.gruene-werte.de www.gruene-werte.de .- denn eines können sie glauben:
mit GRÜNEN Ideen schwarze Zahlen schreiben, das ist die Wahrheit.
Ich wünsche Ihnen einen Arbeitsplatz bei uns in Mecklenburg-Vorpommern und dass Sie bald wieder heimkommen können. Wählen Sie uns und es wird schneller gehen.

Alles Gute für Sie
Herzlichst Ihre
Christa Labouvie

Portrait von Christa Labouvie
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Zum besseren Verständnis und um Missverständnissen vorzubeugen möchte ich meiner Antwort folgendes hinzufügen:
Es ist wahr, dass man mit GRÜNEN Ideen schwarze Zahlen schreiben kann, es ist aber nicht DIE Wahrheit, sondern eine Wahrheit von vielen anderen noch möglichen Wahrheiten. Alles andere wäre anmaßend und das entspricht nicht meiner Denkart.
Und es gibt sicher noch viele andere möglichen Ideen, die sich als eine Lösung für ein bestimmtes Problem „bewahrheiten“ könnten.

Mit freundlichen Grüßen
Christa Labouvie