Frage an Christa Goetsch von Philipp H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Goetsch,
als Bewohner des Stadtteils Altona würde es mich interessieren, wie Sie zu der derzeit in Deutschland ausgeübten Drogenpolitik, im Speziellen zu der Cannabisthematik stehen.
Halten Sie die Prohibition von Cannabis für ein akzeptables Mittel um die Jugend zu schützen? Dazu möchte ich sagen, dass womöglich eine hohe Zahl an jungen Cannabiskonsumenten im Raum Leipzig noch sehr lange an ihrer Bleiintoxikation von letztem Spätsommer zu laborieren haben werden.
In meinen Augen wäre so etwas nicht geschehen, wenn die Cannabisabgabe nicht dem Schwarzmarkt obliegt sondern der Bundes- oder der Länderregierung.
Halten Sie es für zeitgemäß Cannabiskonsumenten, die aufgrund therapeutischer Zwecke Hanf züchten, besitzen und anwenden zu kriminalisieren und wegzusperren? Hanf ist eine uralte Nutzpflanze und die Kenntnis der therapeutischen Anwendung ist der Menschheit schon seit vielen hundert Jahren bekannt.
Am 17. Januar schreibt Frau Sabine Bätzing bei abgeordnetenwatch.de auf die Frage von Frau Schneider unter anderem: "Es macht mir Sorge, dass viele Bürgerinnen und Bürger unseres Landes in Cannabis noch immer eine "harmlose" Droge sehen und sich für dessen Legalisierung einsetzen."
Macht es Ihnen auch sorgen, dass Leute sich für eine unschuldige Pflanze einsetzen, die ja nichts für ihren psychoaktiven Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol kann?
An einem Missbrauch der Droge kann doch nicht die Pflanze schuld sein. Vielmehr entscheidet es sich meiner Meinung nach bei dem Konsumenten, ob Cannabis "harmlos" oder "gefährlich" ist.
Frau Bätzing spricht von 600.000 Cannabismissbrauchern in Deutschland. Glauben Sie, dass durch die aktuelle Drogenpolitik diesen Menschen langfristig geholfen beziehungsweise ein Anstieg der Zahl von Menschen mit einem bedenklichem Konsummuster gestoppt werden kann? Oder wären Sie eher der Annahme, dass eine offene und ehrliche Diskussion zu diesem Thema die Missbrauchsproblematik inhibieren könnte?
Mit besten Grüßen,
Philipp Heiden
Sehr geehrter Herr Heiden,
die GAL setzt sich seit langem für einen weniger ideologischen und dafür mehr an der Gesundheit der KonsumentInnen orientierten Drogen- und Suchtpolitik ein.
Konkret für Hamburg bedeutet das, dass wir uns für ein Modellprojekt Drugchecking einsetzen, damit Verunreinigungen und Fehldosierungen schneller erkannt werden können.
Bundesweit setzen sich die Grünen vor allem für eine Anerkennung von Cannabis als Medizin, für die Fortführung des Heroinmodellprojektes als Teil des gesetzlichen Leistungskatalogs und eine Entkriminalisierung von Cannabis ein.
Nach unserer Vorstellung könnte Cannabis dann ab dem 18. Lebensjahr legal in lizenzierten Fachgeschäften erworben werden. Dadurch würde dem Schwarzmarkt weitestgehend die Grundlage entzogen, der Reiz des Verbotenen für Jugendliche gemildert und die Qualität des Produktes überprüfbar. Zusätzlich könnten Cannabissteuern genutzt werden, um Hilfsangebote für diejenigen, die einen problematischen Konsum zeigen, zu finanzieren.
Gerade Kinder und Heranwachsende sollten unserer Meinung nach allerdings möglichst keine bewusstseinsverändernden Substanzen konsumieren. Für Kinder und Jugendliche, die mit Rauschmitteln persönliche Probleme zu betäuben versuchen und es nicht beim jugendtypischen Probierkonsum belassen, brauchen wir mehr interdisziplinäre Hilfsangebote. Eine reine Medizinalisierung auch des Cannabiskonsums im Kinder- und Jugendalter lehnen wir ab.
Mit freundlichen Grüßen
Christa Goetsch