Frage an Carola Reimann von Jörg U. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr. Reimann,
in der Online-Ausgabe der "Neuen Braunschweiger" äußern Sie sich zum Thema elektronische Zigaretten. Dazu habe ich einige Fragen.
Sie sagen zu den für E-Zigaretten nötigen Liquids (Zitat) „So ein Zeug gehört in den Giftschrank.“ Wieso sollte "so ein Zeug" in den Giftschrank gehören, während die nachweislich deutlich gefährlicheren Tabakzigaretten recht frei erhältlich sind, unter anderem in Automaten an vielen Hauswänden?
Auf welche wissenschaftlichen Untersuchungen gründet sich so ein barsches Urteil von Ihnen?
Sie konstatieren weiterhin, es sei unklar, welche Stoffe nach dem Ausatmen in die Raumluft gelangen. Ist Ihnen nicht bekannt, dass die "E-Zigaretten" genannten Verdampfer rein physikalisch arbeiten, d.h. dass es bei der Benutzung - im Gegensatz zur Verbrennung bei der Tabakzigarette - zu keinerlei chemischen Reaktionen und damit keine Umwandlung von chemischen Stoffen in andere Stoffe kommt? Trivial ausgedrückt bedeutet das, dass bei der Benutzung einer E-Zigarette exakt die selben Stoffe ausgeatmet werden, die auch eingeatmet wurden! Bei diesen Stoffen handelt es sich um Propylenglykol (NICHT Polyethylenglycol!), Glycerin, zugelassene Lebensmittelaromen, ggf. Wasser und ggf. Nikotin in der Angabe mg/ml - nur zur Ihrer Information!
Ist Ihnen bekannt, dass Popylenglykol neben zahlreichen Verwendungen in Nahrungsmitteln, Kosmetika, Viehfutter etc. pp. auch als Hilfsstoff in Asthmasprays enthalten ist? Gehe ich Recht in der Annahme, dass man daher davon ausgehen darf, dass die Inhalation von Propylenglykol doch ausreichend untersucht sein müsste, da es sonst keine Zulassung als Inhaltsstoff solcher Medikamente bekommen hätte?
Sie halten laut o.g. Bericht E-Zigaretten für eine "Einstiegsdroge". Auf welchen wissenschaftlichen, speziell soziologischen und psychologischen Studien stützt sich diese Behauptung? Oder urteilen Sie hier "nach Bauchgefühl"?
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Uhlenbruch
Sehr geehrter Herr Uhlenbruch,
vielen Dank für Ihre Zuschrift zum Thema E-Zigarette.
Sie beziehen sich darin auf meine Äußerungen gegenüber der „Neuen Braunschweiger“. Mir ging es hierbei vor allem darum deutlich zu machen, dass es sich bei der E-Zigarette keineswegs um ein harmloses Genussmittel handelt, sondern dass von einer Ausweitung des Konsums von E-Zigaretten unkalkulierbare Gefahren ausgehen und zwar nicht nur für den „Dampfer“ selbst, sondern auch für die Menschen in seiner Umgebung, insbesondere für Jugendliche und Kinder.
Meine deutlichen Worte habe ich bewusst gewählt, weil es mir als Gesundheitspolitikern wichtig ist, hier frühzeitig und deutlich vor einer Verharmlosung der E-Zigarette zu warnen. Aus meiner Sicht besteht die Gefahr dass hier, insbesondere von den großen Tabakunternehmen, ein neues Geschäftsfeld erschlossen werden soll, dass weit über den Kreis der ausstiegswilligen Tabakraucher hinausgeht. Aromatisierte Liquids können die Gefahr des Rauchens/Dampfens verharmlosen und insbesondere Jugendliche an nikotinhaltige Liquids heranführen. Das gilt es zu vermeiden. Ich möchte nicht, wie im Interview erwähnt, dass die E-Zigarette zu Alkopops für die Tabakindustrie werden.
Nikotinhaltige Liquids und Nachfülllösungen stellen wegen der konzentrierten Nikotinmengen eine große Gefahr dar. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung wurden bereits mehrere Vergiftungsfälle durch Liquids von E-Zigaretten durch die Giftinformationszentren Erfurt und Göttingen gemeldet. Natürlich gehen auch von herkömmlichen Zigaretten Gefahren aus. Doch halte ich die Gefahr, dass Kinder eine (aromatisierte) Flüssigkeit trinken für größer als beispielsweise die Gefahr eine Zigarette zu essen. Gleichwohl gilt natürlich für all diese Produkte, dass sie von Kindern ferngehalten werden müssen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Deutsche Krebsforschungszentrum und auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und viele weitere renommierte Institute und Gesellschaften warnen nicht nur vor dem Inhaltsstoff Nikotin, sondern auch vor den Hilfsstoffen Propylenglykol und den Aromastoffen. Zudem warnen viele Forscher, dass vor allem die Langzeitfolgen des Dampfens noch völlig unzureichend erforscht sind.
Was die Frage des Passivrauchens bei E-Zigaretten anbelangt, so können Gefahren für Dritte nach gegenwärtigem Kenntnisstand keineswegs ausgeschlossen werden. Nicht ohne Grund empfiehlt das BfR die E-Zigarette im Sinne des Nichtraucherschutzes wie herkömmliche Zigaretten zu behandeln und das Rauchen / Dampfen von E-Zigaretten in Nichtraucherzonen zu untersagen.
Für mich als Gesundheitspolitikerin sind diese Erkenntnisse Grund genug um vor den Gefahren der E-Zigarette zu warnen. Es geht mir hier nicht um pauschale Verbote oder eine Angriff auf die „Dampfer“ sondern darum, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher über die Risiken gut informiert und aufgeklärt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carola Reimann MdB