Frage an Cansel Kiziltepe von Heike R. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau R.,

entschuldigen Sie meine späte Antwort. Ich habe Ihre Frage nicht vergessen. Sie wollten von mir, dass ich explizit Bezug nehme auf den schlimmsten Fall eines Euro-Crashes. Ich möchte davor jedoch nochmal klar machen, dass dies ein äußerst unwahrscheinliches Szenario ist und es unter Fachleuten keinen ernsthaften Anlass zu Befürchtungen dafür gibt. Der Euro ist eine sichere Währung und es wurden zahlreiche Vorkehrungen für mögliche Krisensituationen getroffen, um Sparerinnen und Sparer zu schützen.

Das wichtigste Instrument ist die Einlagensicherung. Ihr Ersparnis bis zu einer Höhe von 100.000€ ist abgesichert, sollte ihre Bank im Rahmen einer Krise in Bedrängnis kommen. Bei größeren Ersparnissen sollten Sparerinnen und Sparer selbst Risikovorkehrungen treffen, in dem sie ihr Geld an verschiedenen Orten anlegen. Kein Bankberater wird ihnen raten, die gesamten Ersparnisse bei diesen Größenordnungen auf einem einzigen Konto zu haben. Die Einlagensicherung schützt sie davor, dass sie persönlich von der Pleite ihrer Bank in einer Krise betroffen sind. Das gilt selbstverständlich auch in einer Krise des Euros. Die Einlagensicherung schützt jedoch niemanden, der sein Geld in riskante Anlagen gelegt hat.

Von einem Euro-Crash könnte man in zwei Fällen sprechen: Dem unkoordinierten Austritt eines Eurolandes aus der Währungsunion und im Fall einer Hyperinflation, wie sie in Deutschland in den 1930er Jahren stattgefunden hat. Im ersten Fall sind sie durch die Einlagensicherung geschützt, soweit sie keine direkten Anlagen in dem austretenden Land haben. Langfristig könnte dies sogar eine Aufwertung des Euros zur Folge haben. Sollte Deutschland alleine die D-Mark wieder einführen, dann wäre sogar zu befürchten, dass die Aufwertung so groß sei, dass die deutsche Wirtschaft nicht mehr in der Lage wäre ins Ausland zu exportieren. Der zweite Fall - eine Hyperinflation des Euros - ist äußerst unwahrscheinlich. Die Eurozone orientiert sich an der Geldpolitik der Bundesbank und hat dementsprechend auch die Preisstabilität der D-Mark geerbt. Genau das zeigt uns ein Blick auf die Zahlen: Der Euro erhält den Wert genauso gut wie die D-Mark. Dies könnte natürlich im Rahmen einer Krise in Gefahr geraten. Solch eine Krise müsste jedoch so gewaltig sein, dass die D-Mark sie auch nicht überlebt hätte.

Es gibt jedoch noch weitere Maßnahmen, die uns vor den Folgen einer Währungskrise schützen. Da sie die Altersversorgung ansprachen. Die umlagefinanzierte Rente ist gerade deswegen so wichtig, weil sie nicht im Rahmen einer Finanzkrise/Währungskrise zerstört werden kann. Deswegen müssen wir uns für eine Stärkung des deutschen Rentensystems einsetzen. Vorschläge, welche unser Rentensystem in eine kapitalfinanziertes oder sogar privates Rentensystem umbauen wollen, sind deswegen äußerst kritisch zu sehen. Unser Rentensystem ist so sicher, gerade weil es vom Staat organisiert und garantiert wird.

Mit freundlichen Grüßen
Cansel Kiziltepe