Cansel Kiziltepe
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Frage von Ingo U. •

Frage an Cansel Kiziltepe von Ingo U. bezüglich Gesundheit

Viele chronisch kranke Menschen müssen in Deutschland sehr lange auf ein Transplantat warten, weil es wegen der jetzigen Zustimmungslösung (=Organspender müssen die Spendebereitschaft aktiv bekunden) zu wenig Spender gibt. Oft versterben die Wartenden, weil sie das rettende Organ nicht erhalten.
Wie stehen Sie zur Einführung der Widerspruchslösung (=jeder ist potentieller Spender, bis auf Widerspruch) in Deutschland? So, wie sie bereits in 18 EU-Ländern gang und gäbe ist?

Cansel Kiziltepe
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr I. U.,

vielen Dank für Ihre Anfrage auf abgeordnetenwatch.de und Ihr Interesse an meiner Position, zu einer Einführung der Widerspruchslösung bei der Organspende in Deutschland.

Ich beobachte seit längerer Zeit mit Sorge die Entwicklung der sinkenden Bereitschaft zur Organspende in Deutschland. Es warten zurzeit mehr als 10000 Menschen auf die Transplantation eines Organs. Im Jahr 2018 gab es aber bisher nur knapp 1600 Transplantationen (Deutsche Stiftung Organtransplantation). Ein Missstand, an dem wir unbedingt etwas verändern müssen.

Obwohl die Zahl der Organspender in den letzten Jahren gestiegen ist, hat der Organspendeausweis leider nicht die Wirkung erzielt, die wir uns erhofft hatten. Die Spendenbereitschaft ist leider nicht so weit gestiegen, dass alle Wartenden mit einer Spende rechnen können.

Wir sollten deshalb intensiv darüber nachdenken, ob wir nicht unser bisheriges System des aktiven „Jasagens“ überdenken müssen und in ein aktives „Neinsagen“ umwandeln. Mit der Einführung einer Widerspruchslösung könnten wir der zu hohen Zahl, an auf Transplantationen wartenden Menschen in Deutschland aktiv entgegenwirken. Beispiele aus anderen europäischen Ländern - wie zum Beispiel Spanien - beweisen uns, dass eine Widerspruchslösung funktionieren kann. Anderen Menschen zu helfen und Mitmenschlichkeit und Solidarität zu zeigen, sollten hierbei im Vordergrund stehen.

Wir dürfen aber trotz alledem die ethischen Bedenken zur Widerspruchslösung nicht vernachlässigen. Die Freiheitsrechte und die Selbstbestimmung sind ein hohes Gut, die es zu schützen gilt. Über solche Bedenken und Sorgen müssen wir mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutieren und gemeinsam eine Lösung finden.

Es ist schmerzlich und kaum vorstellbar, dass 10000 Menschen in Deutschland auf eine Organtransplantation angewiesen sind. Diese Zahl fordert von uns alle möglichen Wege einzuschlagen und ruft uns zu einem Handeln auf. Es ist deshalb auch weiterhin wichtig Organspender zu werden und einen Organspendeausweis bei sich zu tragen, bis wir eine gemeinsame Lösung gefunden haben. Die aktuelle Diskussion ist sehr wichtig und verlangt von uns allen ein gemeinsames, solidarisches und humanistisches Handeln.

Mit freundlichen Grüßen

Cansel Kiziltepe