Frage an Burkhard Peters von Ines L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Pflegeberufekammer:
Wir Pflegekräfte sind die größte und „ärmste“ Berufsgruppe in Schleswig Holstein. Die Politik hat durch den Verkauf der staatlichen Einrichtungen sich eines hohen Kostenfaktors entledigt und die Pflege damit privaten zum Teil sehr profitgierigen Investoren überlassen und ist für die Misere, in der wir uns befinden mit verantwortlich. Es kann nicht sein, dass der Rettungsring, den man uns jetzt in Form der Kammer zuwirft, selber finanzieren müssen.
Gibt es wirklich keine andere Lösung, als die Finanzierung dieser Kammer, als durch Zwangsbeiträge? Ein absoluter Großteil von uns ist ja auch „abhängig beschäftigt“ also nicht selbstständig. Dafür müsste eine Kammer dann auch ausgestattet sein.
Dazu hätte ich gerne Ihren Standpunkt gewusst, vielen Dank!
I. L., Fachschwester für Anästhesie, Kiel
Sehr geehrte Frau L.,
ich bin bisher davon ausgegangen, dass die in Schleswig-Holstein eingerichtete Pflegeberufskammer ja gerade dazu eingerichtet wurde, um den von Ihnen dargestellten negativen Entwicklungen im Berufsfeld Pflege eine wirksame und effektive berufsständische Interessenvertretung entgegen zu stellen. Insoweit ist es vielleicht sinnvoll, erst einmal zu beobachten, ob die Kammer nicht das, was Sie an jährlichen Beiträgen (die ja wohl auch sozial gestaffelt sind) einzahlen, nicht doch durch unterschiedliche Verbesserungen und erwirkte Vorteile in Ihrem Berufsfeld wieder hereinholt oder sogar überkompensiert. Diese Chance sollte man der ja noch sehr jungen Institution erst einmal geben.
Ich bin im „normalen Leben“ Rechtsanwalt und als solcher ebenfalls zwangsverkammert. Zu Anfang meiner beruflichen Karriere waren mir die Pflichtbeiträge in der Rechtsanwaltskammer ebenfalls sehr lästig. Ich empfand das Kammerwesen darüber hinaus als „alten Zopf“, der mir nichts bringt. Diese Einstellung habe ich zwischenzeitlich durch die Beobachtung des für den Berufsstand positiven Wirkens der Rechtsanwaltskammer z.B. im gesetzgeberischen Raum revidiert.
Ich bin im übrigen in meiner Eigenschaft als Mitglied des Petitionsausschusses des Landtags demnächst mit der Frage von Sinn oder Unsinn einer Pflegeberufskammer befasst. Es gibt nämlich eine öffentliche Petition, welche die „Auflösung der Pflegekammer“ fordert. Diese Petition konnte bis zum 04.09.2019 mitgezeichnet werden, fand aber insgesamt nur 17 Unterstützer*innen. Dennoch wird diese Petition natürlich demnächst im Petitionsausschuss ausführlich auf Grundlage eingeholter Stellungnahmen behandelt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Burkhard Peters