Frage an Bruno Kramm von Matthias H. bezüglich Recht
Hi Bruno,
ich weiß ja so ungefähr wie du drauf bist und bewundere deine offene Art, anderen deine Denkweise nicht "überstülpen" zu wollen. Du kennst mich nun auch eine Weile und weißt, was ich zum Thema Armee und internationale humanitäre Einsätze denke.
Was hälst du von solchen Aktionen wie dem Camp WAR STARTS HERE gerade vor dem Hintergrund einer noch nicht allzu lang vergangenen Hochwasserkatastrophe, bei der an vielen Stellen durch den Einsatz der Bundeswehr und deren schweren Gerätes schlimmeres verhindert werden konnte?
Ist das Bündnis WAR STARTS HERE mit ihrer Ansicht, die Bundeswehr würde Bevölkerungen im Ausland Leid bringen und deren Existenzboden entziehen nicht ca 70 Jahre zu spät? Verwechselt man nicht eine moderne Armee, die sich Bundeswehr nennt, mit der, die unsere Generation kaum noch kennt und die damals "Wehrmacht" hieß?
Was sagst du zu solchen Aktionen, wie dem Brandanschlag auf eine Bundeswehr-Kaserne in Sachsen-Anhalt. Ist das nicht "Meinungs-Selbstjustiz"? Sollte man denn wirklich im Kampf der Meinungsbilder so egoistisch sein, seine eigene Meinung als die einzig richtige anzusehen, die auch fragwürdige Aktionen, wie das Nichtbeachten des Gewaltmonopols legitimiert?
Ich danke dir und wünsche dir viel Erfolg.
Matthias
Lieber Matthias,
Brandanschläge sind generell - wen immer sie adressieren - zu ächten. Der humanitäre Einsatz der Bundeswehr ist neben freiwilligen Helfern und dem technischen Hilfswerk eine wichtige Stütze für Katastrophenfälle in Deutschland.
Dennoch: Krieg fängt dort an, wo Rüstungsunternehmen Gewinne machen, dort wo die Bundeswehr Soldaten rekrutiert, dort wo in strategischen Bündnissen Einsätze hinter verschlossenen Türen geplant werden. Und hier gilt es sensibel und aufmerksam zu beobachten. Denn die Logik von Krieg hat immer viel damit zu tun, wie die Notwendigkeit verkauft wird, wie z.B. in der Argumentation "Unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt". Die Wehrpflicht wurde abgesetzt, birgt aber auch die Gefahr, dass die Bundeswehr jetzt eine intransparente und verschlossene Organisation wird, die noch mehr von verschrobenem Corpsgeist beseelt wird. Ich erinnere nur an die abstrusen, extrem rechts inspirierten Rituale in diversen Kasernen.
Im Gegensatz zu früher, als Wehrpflichtige immer wieder von Interna in der Bundeswehr berichteten, muss jetzt eine neue Transparenz geschaffen werden.
Initiativen, die die Bundeswehr auf ihrem neuen Weg zur Berufsarmee kritisch begleiten, sind nicht nur Teil einer lebendigen Demokratie, sondern wichtiges Korrektiv und Spiegel.
Liebe Grüße
Bruno