Frage an Britta Reimers von Jakobine E. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Guten Tag,
warum wird Öko-Landbau durch EU-Bestimmungen erschwert?
Die Tiere in der Massentierhaltung atmen hoch giftige, ätzende Güllegase ein, die ihre Lungen verätzen, warum ist das erlaubt?
Wenn in der industriellen Geflügelmast die toten Tiere zwischen den anderen liegen, können diese nicht entfernt werden, stimmt das?
Warum werden Schweine in Körperenge Käfige gesperrt, so dass, wenn sie liegen wollen, sie nicht einmal ihre Beine strecken können?
Was passiert mit ihnen, wenn sie nicht mehr aufstehen können, weil sie ihre Beine nicht mehr bewegen können?
Werden sie dann lebendig in die Kammer gebracht, wo die anderen toten Tiere liegen oder wartet man bis sie verdurstet sind?
Der Lebensmittelexport nimmt armen Ländern die Existenzgrundlagen, warum wird das mit Steuergeldern finanziert?
- Aufgrund der niedrigeren komparativen Kosten hätten die Entwicklungsländer bei Agrarprodukten einen enormen Wettbewerbsvorteil (Bauernbund), Agrarsubventionen verhindern den Vorteil, warum lässt man ihnen diesen nicht?
- Weggeworfenes Essen kann Hungernde sieben Mal sättigen (Waste:Uncovering the Food Scandal)
- Weiger: Es herrscht bereits Überproduktion gemessen am Konsum hierzulande(..) Mit Unterstützung der Politik hat die Fleischindustrie eine fatale Exportfixierung entwickelt, um Wachstum zu generieren, koste es was es wolle
- Erhebliche Tierschutz-Verstöße waren auch dem Agrarministerium bekannt (Lindemann)
- 10 Prozent der Tiere verenden vor der Schlachtbank
-1,3 Hähne auf der Fläche eines DIN-A4-Blattes
- Tiere, die nicht mehr laufen können, verhungern oder werden von ihren Artgenossen zerdrückt
- Verletzte, deformierte und sterbende Puten auf matschigem Boden, dazwischen verwesende Tierkörper, Entzündete Fußballen bei fast allen Tieren, Knochenbrüche, geschwürartige Brusthaut-Entzündungen, Abzesse, Herz-Kreislaufproblemen
- Zweifel, dass der Tierschutzplan tatsächlich Verbesserungen bringt,
Greenpeace, Provieh, Tagesspiegel, Süddeutsche, TAZ, DIE ZEIT
Sehr geehrte Frau Engel,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 1. August 2011, welches Sie wortgleich auch an meine Kollegen geschickt haben und in welchem Sie verschiedene Themenbereiche der Landwirtschaft ansprechen. Ich bedaure die Verzögerung bei der Bearbeitung Ihrer Anfrage, die durch die Sommerpause entstanden ist.
Ihre erste Frage bezieht sich auf den ökologischen Landbau. Konkret wollen Sie wissen, warum dieser durch EU Bestimmungen erschwert wird. Die Agrarpolitik der Europäischen Union bevorzugt keinen Sektor und keine Anbauvariante. Beiden Bereichen soll ausreichend Raum eingeräumt werden. Generell ist allerdings feststellbar, dass der Ökoanbau bei der Nachfrage an seine Grenzen stößt, da der Verbraucher scheinbar nicht Willens ist, mehr für Ökoprodukte zu bezahlen. Dies lässt sich besonders deutlich an den stagnierenden, niedrigen Zahlen bei der Schweinemast erkennen.
Für alle Tierhalter in der Europäischen Union gelten die gleichen Tierschutzregelungen. Denn wer ein Tier hält, egal ob aus wirtschaftlichen oder privaten Erwägungen muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen, und darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schäden zugefügt werden. Dies muss durch eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erfolgen. Weitere Informationen finden sie im Tierschutzgesetz ( http://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/ ). Die Haltungsbedingungen für Legehennen werden in Deutschland regelmäßig verbessert. Die deutschen Geflügelhalter müssen regelmäßig in ihre Anlagen investieren, um den neuen Standards zu entsprechen. Die Vorschriften für die Geflügelhaltung finden sie hier: ( http://www.gesetze-im-internet.de/tierschnutztv/ ).
Der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments wird demnächst das Thema Tierhaltung in der EU wieder beraten. Ziel ist es, einheitliche europäische Regelungen zu finden. ( http://www.europarl.europa.eu/activities/committees/presCom.do?language=DE&body=AGRI )
Exporterstattungen, die die EU in zurückliegenden Jahren EU-Agrarexporteuren gewährte um den EU-Binnenmarkt zu stabilisieren, spielen durch die stärkere Marktorientierung der Gemeinsamen Agrarpolitik nahezu keine Rolle mehr. Im EU-Haushalt 2011 waren dafür weniger als 0,4 Prozent der Agrarausgaben angesetzt. Die wirtschaftlich schwache Situation vieler Entwicklungsländer ist eher auf eine instabile politische Lage in diesen Ländern zurückzuführen. Die Regierungen dieser Länder sind offenbar nicht in der Lage sind, die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes voranzutreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Britta Reimers, MdEP