Frage an Britta Dassler von Steffen S. bezüglich Sport
Sehr geehrte Frau Dassler,
laut verschiedenen Pressemitteilungen sind Sie ein Mitglied der DFL „Taskforce Zukunft Profifußball“.
Kennen Sie schon das Positionspapier "Ein anderer Fußball ist möglich", welches vom FC Sankt Pauli mit dem Präsidium, Fanszene und Fanprojekt gemeinsam veröffentlicht wurde?
Wie stehen Sie zur der Forderung einen "Fan Beirat" einzuführen?
Die Fans sollen in einem Beirat, der dem DFL-Präsidium angegliedert ist, zu allen fanrelevanten Angelegenheiten angehört werden und eine Empfehlung abgeben. Sollte dieser Empfehlung nicht Folge geleistet werden, muss die Ablehnung nachvollziehbar begründet werden.
Wie stellen Sie sich einen fairen wirtschaftlichen Wettbewerb im Sport vor? Brauch der Profisport nicht einen starken Wettbewerb und anstatt eines starken Ungleichgewichtes?
Wie finden Sie die Idee Transfer von Jugendspielern reglementieren?
Wie finden Sie die Idee einen CSR-Arbeitskreis innerhalb der DFL zu implementieren und nicht auf DFL-Stiftung abzuschieben?
mit freundlichen Grüßen
Steffen Schielmann
Sehr geehrter Herr Schielmann,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht, die viele wichtige Fragestellungen aufwirft.
In der Tat gehöre ich der DFL „Taskforce Zukunft Profifußball“ an.
Ziel ist es, Rahmenbedingungen neu zu setzen, sodass zukünftig Profi-Fußball zu sehen sein wird, mit dem sich möglichst viele Menschen identifizieren können – allen voran die Fans.
Mit anderen Worten: Auch der Fußball muss sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung stellen, will er seine gesellschaftliche Verankerung nicht verlieren.
Ich bin sehr froh, dass die DFL erkannt hat, dass nun richtungsweisende Entscheidungen für den Profi-Fußball bevorzustehen.
Auch das Positionspapier des FC Sankt Pauli wird als Diskussions-Grundlage dienen. Denn die Fan-Interessen bilden einen besonderen Schwerpunkt der Beratungen. Es wird in diesem Zusammenhang insbesondere um die Frage gehen, wie ein vereinsübergreifender Dialog mit den Fans effektiv intensiviert werden kann.
Ebenso wird über die von Ihnen aufgeworfene Frage der Wettbewerbsbalance diskutiert. Gibt es womöglich Maßnahmen, um die Gerechtigkeit hinsichtlich der Verteilung der Gelder an die Vereine zu erhöhen, ohne das Leistungsprinzip außer Kraft zu setzen.
Von besonderer Bedeutung erscheint mir überdies die Förderung des Frauen-Fußballs sowie die Implementierung eines Wertekatalogs zu sein. Letzteres etwa im Sinne einer Angliederung eines Fan-Beirats an das DFL-Präsidium. Oder im Umgang mit U16-Spielern, die nach meinem Dafürhalten nicht zu einer Ware degradiert werden dürfen mit der man Handel treibt. Im Gegenteil: Ich bin der festen Überzeugung, dass sich junge Talente in ihrem gewohnten Umfeld entwickeln sollten. Denn es geht nicht nur um Spielerfertigkeiten, sondern auch um den Menschen hinter dem Fußballer, dem auch nach seiner Karriere Perspektiven offen stehen sollten.
Alles in allem steht für mich fest:
Es bedarf einer Erneuerung des Vertrauens, der Glaubwürdigkeit und der Integrität des Profi-Fußballs. All das kann nur sichergestellt werden, indem man jetzt die zentralen Themenfelder in angemessener Breite diskutiert. Nur so können differenzierte Blickwinkel abgebildet werden und im Ergebnis Entscheidungen langfristig wirken. Dass die DFL nicht nur Sportfunktionäre in die Taskforce eingeladen hat, sondern auch Politiker und Vertreter von Fankulturen als festen Bestandteil der Beratungen hinzuzieht, zeigt, dass die zukünftigen Herausforderungen ernstgenommen werden und eine Neugestaltung des Profi-Fußballs möglich ist.
Ich danke Ihnen vielmals für Ihr Interesse an meiner Arbeit und stehe Ihnen gerne für Rückfragen zur Verfügung.
Mit den besten Grüßen
Britta Dassler